was passiert eigentlich, wenn bei uns der Strom nicht nur für ein paar Stunden ausfällt, sondern mehrere Tage? Denkbar ist das. Das Netz ist in die Jahre gekommen, es muss investiert werden. Starkregen kommt im Klimawandel öfter. Auch Hackerangriffe sind nicht ausgeschlossen. Es gibt seit 2008 eine Studie des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag unter dem Titel „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften - am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung“. Nicht mehr ganz frisch, aber immer noch spannend! Es ist also keine Panikmache, auf diese Themen hinzuweisen. Dass wir in Deutschland vielleicht schlecht vorbereitet sind, hat sowohl die Ahrtal-Katastrophe als auch die Corona-Pandemie gezeigt. Auch zu einer möglichen Pandemie gab es eine Gefahrenstudie. Folgen hatten beide Studien nicht. Immerhin bauen wir jetzt landes- und bundesweit wieder Sirenen auf, stärken den Katastrophenschutz, informieren die Bevölkerung, dass es Ereignisse wie einen Blackout geben könnte. Bisher sind wir hier im Saarland verschont geblieben, aber wir hatten hier mehrfach mit Starkregenereignissen zu tun, die erhebliche Schäden verursachten - in meiner Amtszeit auch in Illingen dreimal. Wir haben diese Wetterereignisse gut bewältigt, haben auch kommunal Konsequenzen gezogen. Freiwillige Feuerwehr, THW, DRK und andere Organisationen sind sehr gut ausgestattet und direkt vor Ort aktiv und engagiert. Mit Notstromaggregaten, einem eigenen Lagezentrum im Rathaus und Informationskanälen haben wir wichtige Funktionen zur Koordination und Erstreaktion gebündelt. Beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe haben wir 500 Exemplare des „Ratgebers für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ bestellt. Die Broschüren sind angekommen. Es gibt sie beim Bürgerbüro kostenlos. Sie können auch selbst Exemplare bestellen. Ungeachtet dessen brauchen wir einen Saarland-Notfall-Plan, Notfall-Übungen landesweit und kreisweite Notfall-Pläne.
Wie wichtig dies ist, haben meine Frau und ich letzte Woche erfahren: Auf der Sonneninsel Mallorca waren in der Region Tramuntana nach heftigen Regen- und Schneestürmen und Überflutungen ganze Gemeinden tagelang von der Stromversorgung abgeschnitten. Wir konnten nicht raus. Es gab Warnungen der Katastrophenschutzzentrale: Setzen Sie sich keinen Gefahren aus. Die Unwetterzelle wollte einfach nicht abziehen. Es folgten Kettenreaktionen: Kein Strom, keine Heizung, kein WLAN, keine Küchengeräte, sofern sie elektrisch betrieben waren, keine Handys, leere Powerbanks, keine Computer, keine Registrierkassen, keine Kaffeemaschinen, keine Föns, keine Radios, keine Fernsehnutzung, Folgen für die Infrastruktur... - ein Rattenschwanz, wie man so schön sagt: eiskaltes Bad, kalt duschen, kaltes Haus, Abendessen bei Kerzenschein, statt Kaffee halt Kakao, weil der auf dem Gaskocher bereitet werden konnte... Dieser Blackout war ganz anders als vor Jahren bei einem sommerlichen Transformatorbrand auf der Insel Fehmarn, wo der Stromausfall nur eine Nacht und einen Vormittag dauerte. Wir waren aber durch „Fehmarn“ immerhin insoweit vorbereitet, als wir eine gute Taschenlampe dabeihatten. Es hat uns im Wortsinn winterlich kalt erwischt. Eiskalt. Aber für uns war es keine Katastrophe. Wir mussten zwar improvisieren, aber es war ja Urlaub. Und wir konnten zurückfliegen. Für die Einheimischen war und ist es problematischer. Inzwischen hat die Regionalregierung von Palma in Madrid die Ausrufung als Katastrophenregion beantragt. Militär und Guardia Civil unterstützen die Helfer vor Ort. Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, wie ein längerer Stromausfall (wie 2005 beim Strommastenbruch im Raum Münster durch Schneemassen) bei uns wirken würde. Null Strom, null Handys, null Heizung, null Computer, Ausfall von Infrastruktur, das ist eine Herausforderung. Die SPD hatte das Thema übrigens im letzten Monat im Gemeinderat eingebracht, für die CDU hat Stefan Maas wichtige Hinweise gegeben. Wir arbeiten als Verwaltung an der Ergänzung unserer Notfallkonzepte, aber allein erreichen wir nichts. Mallorca hat - ebenso wie Ahrtal und die Starkregenvorfälle - gezeigt, dass wir interkommunal und landesweit abgestimmte Übungen, Planspiele und Konzepte brauchen.
Kommen wir zum aktuellen Wetter. Ich hätte Ihnen und uns und den bereits aus dem Boden lugenden Narzissen ja gern schönes Märzwetter gewünscht. Aber die Meteorologen sagen nicht mildes, sondern dank polarer Luftströmungen „wildes Märzwetter mit gebietsweise viel Schnee, Regen und Sturm“ voraus, auch mit Blick auf zu erwartende Luftmassengrenzen, die oft zu kräftigen Niederschlägen führen. Wo was zu erwarten ist, weiß keiner. Da könnten wir mit betroffen sein. Wir sind zum Glück nicht in der Tramuntana. Die Taschenlampe bleibt aber ausgepackt. Mit der finden wir auch den Frühling - spätestens am 20. März. Soweit reichen die seriösen Wetterprognosen aber noch nicht. Ich mache mal Mut. Bis dahin: zieht euch warm an.
Das wünscht Ihr und Euer Bürgermeister Armin König