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Ausgabe 18/2023
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Editorial

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

es gibt eine alte Legende, die besagt, der liebe Gott habe den Hexenberg geschaffen, damit die Hirzweiler nicht nach Welschbach schauen müssten – und umgekehrt. Das ist natürlich ein ziemlicher Unsinn, der eher dem 1. April als der Hexennacht am 30. April und dem 1. Mai entspricht. Und heute zeigen Vereine wie der SV Hirzweiler-Welschbach, dass man gemeinsam unglaublich viel erreichen kann. Zu meinen Lieblingstexten in der Schule gehörte die Hexenszene in Shakespeares Macbeth: When shall we three meet again: Wann treffen wir drei wieder zusammen? Das war wohl damals der Brocken oder die schottische Variante, vielleicht aber auch der Hexenberg zwischen Welschbach und Hirzweiler. Und dann gab es ja noch die Brücke am Tay von Fontane und deren Mittelpfeiler. Gehen wir mal vom Hexenberg aus. Was die wahren Shakespeare- oder Fontane-Hexen angeht, so wissen wir natürlich nie, wo sie landen werden. Wobei man das in den sogenannten „woken Zeiten“, von denen ich nichts halte, ja so gar nicht mehr sagen darf. Ich erinnere ans finstere Mittelalter und die Inquisition und Hexenprozesse, die es ja auch in unserer Region gab. Das weiß ich deshalb so genau, weil eine Freundin meiner Tochter die Hexen als Examensthema gewählt hatte. Auch Exorzismus soll es gegeben haben. Aber auf das Thema Religion will ich heute nicht eingehen. Heute würde man eher Harry Potter anschauen und mit schnellem Hexenbesen Quidditch spielen. Für uns wäre das dann Muggel-Quidditch. So ein schneller Zauberbesen würde mir schon als richtiger Feger gefallen. Aber genug der Hexen. Ich wäre froh, wir könnten zaubern, das können wir aber leider nicht. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt einen „Kita-Zukunftspakt“ der Landesregierung für die Kindergärten gibt, der uns sehr weiterhelfen wird. Wir haben eine eigene neue Stabsstelle Kitas eingerichtet, über die ich nächste Woche informieren werde. Es geht darum so schnell wie möglich neue Kitaplätze zu schaffen. Die Vorschläge sind gut. Jetzt brauchen wir Ausführungsbestimmungen. Wir haben Pläne und sind bestens vorbereitet. Es gab darüber hinaus im zuständigen Ausschuss des Gemeinderats eine intensive Diskussion mit der katholischen Kita gGmbH, da wurde Fraktur gesprochen. Da ja heute keiner mehr weiß, was Fraktur ist, eine kleine Erläuterung: Das war eine Schriftart für die glasklaren Kommentare der Zeitung. Wir haben uns sehr offen ausgetauscht. Medizinisch ist die Fraktur ein Bruch, aber den haben und wollen wir natürlich nicht, mit niemandem. Wir wollen Austausch und Unterstützung und gute Connections und gute Ergebnisse. Denn im Mittelpunkt stehen die Kinder. Zaubern können müsste man schon, um genug Personal im Kitabereich zu haben.

Bezaubernd war wieder einmal Roland Gruber. Der österreichische Architekt und Planer und Mitmach-Moderator hat bei unserer Talkreihe Altersbilder neu denken viel über Illingen und „g‘scheite Gemeinden“ geredet. Ich glaube, er hält Illingen für eine kluge, aktive, gescheite Gemeinde. Gescheitert sind wir jedenfalls nicht bei der Ortsentwicklung, im Gegenteil. Das ist ein echtes Bürgerprojekt. Und einen Vorschlag für die Klinik hatte er auch im Gepäck: Neu denken, neu reden: Alles abzureißen sei klimamäßig die Schlechteste aller Varianten. Das auszurechnen, ist wahrlich keine Hexerei. Er hat super Ideen für eine Nachnutzung. Die sollten wir partizipativ mit allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich interessieren, umsetzen. Wir sind Kümmerer. Wir kümmern uns auch um Kleinigkeiten und hören gut zu. Immer und immer wieder. Ich mache das seit 27 Jahren – bis heute sehr intensiv. Man lernt so tausende Anliegen und hunderte Lebensgeschichten kennen. Man sollte im übrigen anderen nie unterstellen, dass sie sich nicht kümmern. Zuhören ist immer sehr privat. Das hängt niemand an die große Glocke, auch der Bürgermeister nicht. Das gehört sich einfach so.

Bleibt mir noch ein Wunsch an die Eltern: Bitte sensibilisieren Sie ihre Kinder, dass sie bei ihren Hexereien in der Hexennacht keine Gullydeckel ausheben und keine gefährlichen Eingriffe in Straßenverkehr oder in andere Bereiche vornehmen. Lassen Sie sich im Übrigen bezaubern von der Blütenpracht und den ausschlagenden Bäumen, von denen wir hoffentlich nicht erschlagen werden, wenn der Mai gekommen ist. Das Freibadbecken füllt sich derweil mit Frischwasser, und die Neutrinos von letzter Woche, die wie verhext durchs Universum jagen, bringen noch immer die tollsten Ideen.

In diesem Sinne einen schönen Feiertag und eine gute Woche mit Muggelquidditch im Fußballstadion (ich drücke die Daumen, dass es bald einen neuen deutschen Meister gibt, der muss nicht mal hexen können)

Ihr Bürgermeister Armin König