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Ausgabe 19/2023
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Der Bürgermeister informiert

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

liebe Straßenmaler, Kerweredner, Fleischkäsweck-Esser,

nur noch ein paar Tage bis zur Eröffnung der Treppenanlage, dem Tag der Städtebauförderung, der Wasserkaskade und einem tollen Fest. Es ist etwas ganz Besonderes geworden. Sie kennen sicher Janoschs „Oh wie schön ist Panama“. Erste Erkenntnis dieses preisgekrönten, zauberhaften Buches: „Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten.“ Zweite Erkenntnis: Wenn man eine Kiste aus dem Wasser fischt, die von oben bis unten nach Bananen riecht, muss man sich auf den Weg machen, um das Land seiner Träume zu finden. Dritte Erkenntnis: Nach Irrungen und Wirrungen landen Tiger und Bär im Land ihrer Träume und das ist: zu Hause. Sie wussten gar nicht, wie gut und schön es dort ist. Wer will schon jeden Tag Bananen essen? Heimat ist da, wo es uns gut geht und wo es Kerschdscher unn das Herz am Herd gibt: Patria ubi bene est.

Nach Schutt und Schrott und Asche aus der Höll-Ära, die immer noch da lägen und Raum für allerlei Ungetier und Unruhe- und Brandstifter böten, wenn wir nicht gemeinsam aktiv geworden wären, kommt nun der nächste Schritt der Entwicklungsgeschichte. Nächstes Etappenziel, nächster Erfolg: Nur noch wenige Tage, dann wird sie freigegeben, die große Treppe. Es ist nicht die Spanische Treppe von Rom, nicht die Zauber-Potter-Treppe von Hogwarts, nicht die Schloss-Treppe von Versailles, nicht die filmreife Stairways to Heaven-Hollywood-Treppe. Es ist einfach nur die „groß Trepp“ von Illingen, die den Bahnhof mit dem pulsierenden Zentrum verbindet. Sie ist kein Selbstzweck, und anders als all die Wasser-Kaskaden und Fluss-Katarakte ist sie nicht als Denkmal für wen auch immer entstanden, sondern als praktische Überbrückung gigantischer Höhenunterschiede auf einer heruntergekommenen, verlassenen Industriebrache: auf dem Höll-Areal. Ich muss den höllischen Namen dann doch noch einmal nennen, weil er Teil unserer unendlichen Geschichte ist. Ich will Ihnen keinen Bären und keinen Tiger aufbinden, sondern von Hase- und-Igel, Katz-und-Maus-Spielen berichten. Eine angeblich bedeutende, nun aber vergessene Industriellenfamilie mit einem ehemaligen Bertelsmann-Manager hat uns „geldgammerisch“ (die wollten einen Millionenbetrag für das Schrottgelände) den Problem-Dreck hinterlassen, den wir gemeinsam beiseite geräumt haben: Viele von Ihnen haben mitgemacht, um den Weg in die Zukunft freizumachen. Elf Jahre haben wir gebraucht, bis Land und Gemeinde Zugriff auf das Gelände hatten. Dann haben wir erst mit Roland Gruber und später mit Luca Kist zusammen geplant und mit vielen Fördergelder aus der Städtebauförderung Schrott und Schutt abgerissen, weggeräumt und heimische Handwerker beauftragt und neu gebaut. Warum wir das geschafft haben, selbst wenn es manchmal stockte und stockt? Weil wir gemeinsam angepackt haben und ein Ziel haben. Der Gemeinderat hat die Beschlüsse gefasst, die Verwaltung hat gesteuert. Und jetzt haben wir schon zweimal gefeiert. Das dritte Fest steht am Samstag bevor. Das haben wir uns verdient. Wie sagt Janosch: Wenn man einen Freund hat, eine Freundin, dann braucht man sich vor nichts zu fürchten. Man mag „aus grauer Städte Mauern“ in die Welt fahren, aber wenn man zurückkommt, ist alles viel bunter und munterer, und all die Kaskaden und Katarakte und die Spanische Treppe in Rom verblassen in der Erinnerung, wenn man einfach wieder selbst Cascadeur, also Stuntman, des eigenen Lebens in den eigenen Stadtmauern sein darf. Und wenn wir dann noch den lang ersehnten Aufzug mit einer Unterschriftenaktion herbeikämpfen würden – da müssen wir auch zusammenhalten, auch nach meiner Amtszeit –, dann passt das schon mit dem Tiger und dem Bär. Weil Illingen nicht von oben nach unten nach Bananen und auch nicht mehr nach Lyoner riecht.

Bevor also pensionierte Spitzenbeamte als Jungdichter und Fleischkäs-Weck-Kerweredner in Nachbarorten Klagelieder dichten, was alles im Illinger Zentrum und nicht bei ihnen passiert und dabei geflissentlich all die Milliönchen vergessen, die die Gemään auf Ratsbeschluss für Sonnenborn-Schwimmbad, Sportplätze, Sport- und Kulturhalle und vieles mehr Jahr für Jahr in Uchtelfangen investiert hat, wollen wir ganz kurz an die Herausforderungen erinnern, vor denen wir standen. Das höllische Gammel-Areal, das alle heruntergezogen hat, gab es in Illingen, nicht anderswo. Das Riesenproblem mussten wir lösen. Wir haben angepackt. Wo Schutt und Schrott und Asche lagen, ist nun Neuland entstanden.

Und nun wende ich mich mit Freude an die hoch motivierte Bevölkerung: Ihr wart es, liebe Bürgerinnen und Bürger, die unter Anleitung des österreichischen Motivators und Kommunikators und Baukulturmenschen Roland Gruber bei Wasser und Bier und Gulaschsuppe eine Idee nach der anderen entwickelt habt. Über 1300. Jetzt ist schon der dritte Bauabschnitt trotz Ukraine-Lieferproblemen fertig. Das ist die wahre Geschichte von Kaskaden und Cascadeuren und Katarakten. Wir haben gestaltet und gebaut: Mit Stufen, die nach Hermann Hesse ja auch Lebensstufen sind, mit fließendem Wasser aus unterirdischem artesischen Brunnen, vermutlich auch mit den unendlich kleinen Neutrinos, die überall im Universum die Ideensprudler anwerfen. Wohnen, kaufen, essen, trinken, beraten, medizinisch und orthopädisch untersuchen und behandeln, Pässe ausstellen, Gas verkaufen - es ist eine Kaskade der Möglichkeiten, die jetzt im Zentrum zusammenfließt. Das ist Bürgernähe. Mittendrin. Wir fliehen nicht an Ortsränder. Wir hinterlassen kein Vakuum und kein Chaos in der Mitte der Gemeinde. Wir machen die Mitte stark. Das ist unser Markenzeichen: Roland Gruber sagt zur Idee der Ortsmitte: Wir wollen dort keine leeren Donuts, sondern gefüllte Berliner. Das schmeckt einfach besser. So wie es zu uns passt. Das schmeckt mir echt besser als Fleischkäs-Schlampampen.

Und wenn Touristen enttäuscht vom geknaupten und schrecklich hässlichen SaarVenir nach Illingen kommen, um all die kleinen, einfachen Wunder an der Ill zu sehen, dann werden ihnen die Augen aufgehen: Treppe, Kaskaden, Wasserterrassen, Lehoczky-Fliesen und -fenster, Holweck-Kunst, Oliberius-König und -Königin, Illinger Zwiebelturm und Uchtelfanger Barock, Wustweiler Statiokunst alter Meister, Freibad, Kunstrasenplätze, Nach-der-Schicht-Wanderweg, Illipse, Burg Kerpen, Keltengräber, all das ist Illingen. Okay, vielleicht nicht ganz so spektakulär wie die Kaskaden, auf der die politischen Cascadeure der Welt turnen, nicht niagaramäßig, nicht schäumend, auch nicht so rot, wie die Rotlicht-Cascade der Saarbrücker Affären-Zeiten. Da sind wir eher zurückhaltend. Aber es ist die Stadt unserer Träume, unserer Ideen, unserer verwirklichten Pläne. Und es ist das Ergebnis gemeinsamer Aktivitäten in der Bürgergemeinde Illingen. Darauf können wir alle stolz sein.

Vieles ist noch im Fluss an der Ill. Wir wollen ökologischer und nachhaltiger und digitaler werden. Weniger Auto, mehr sanfte Mobilität, mit Fahrrad und Streifen und Fahrradwegen und -straßen. Alltagsradeln eben. Mit ein paar Eimern Farbe malen wir uns ein Bild von einer Gemeinde, die kinderfreundlich und bürgerfreundlich in die Zukunft radelt – erst halt nur mit Fahrradstreifen. Aber da kommt sicher mehr. Und wenn wir einen Eimer Farbe übrighaben, verschenken wir den gern. Im Monat des Stadtradelns ist das jetzt schon ein Thema im Saarland, das mit dem Alltagsradeln. Radeln kann man prima gemeinsam, sogar auf dem Tandem. Und anschließend Radler mit Beilage genießen – vor Kaskaden oder unter Platanen. Oder vorm Eiscafé. Es macht Freude, gemeinsam zu genießen – gern auch mit Tiger und Bär und Tigerente und kleinen Prinzen und Prinzessinnen. Wenn man Freunde hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten. Man sieht ja nur mit dem Herzen wirklich gut, wie die kleinen Prinzen wissen. Und Sie wissen ja: Wir haben ein großes Herz und viel Herzblut.

Dass wir das auf dem Höll-Areal nach Höhen und Tiefen mit Herzblut und Begeisterung wieder geschafft haben, wollen wir feiern. Wenn alle Brünnlein fließen, so muss man trinken und fröhlich sein. Mit Musik und Genuss und vielen Informationen. Am Samstag. Mittendrin statt nur daneben. Und Unterschriftenlisten haben wir dann vielleicht auch schon dabei. Für den Aufzug. Wenn nicht jetzt, dann später.

Ich hoffe, wir sehen uns an der „groß Trepp‘“. Es lohnt sich, zu kommen. Wir sind dann alle mittendrin.

Und ab 20. Mai mittendrin im sonnendurchfluteten, gar nicht so kühlen Sonnenborn-Freibad-Wasser.

Ihr Bürgermeiste Armin König