Titel Logo
Illinger Seiten
Ausgabe 41/2022
>> Leben in Illingen - Seite 3
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe
-

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

es ist eine gewaltige Energiequelle und obwohl sie Tag und Nacht fließt, wird sie nicht genutzt: Warmes Grubenwasser.

Bis zu 20 Millionen Kubikmeter werden jährlich von Unter Tage nach oben gepumpt und fließen hoch belastet (PCB und andere Gefahrstoffe), aber energetisch ungenutzt, in Sinnerbach und Blies. Ist diese Einleitung legal? Umweltexperten meinen: nein. Ist es falsch? Ja. Nötig ist ein radikaler Kurswechsel. Die Chancen dafür waren nie besser als heute. Es wäre visionär, Grubenwasser thermo-energetisch zur Fernwärme zu nutzen, auch die Hydraulik könnte ausgeschöpft werden. Das Potenzial ist gewaltig. Technisch ist dies offenbar möglich, das wird an anderer Stelle erprobt und von RAG-Seite als machbar beschrieben. Man muss aber auch investieren wollen. Zu Zeiten der Saarberg-Tochter SOTEC wurden Technik-Visionen im Saarland realisiert. „Zukunft stiften ist eine Ewigkeitsaufgabe“, behauptet die RAG-Stiftung. Sie schwimmt förmlich im Geld und hat ein Vermögen von weit über 20 Milliarden Euro.

Doch wo bleiben die Zukunftsinvestitionen im Saarland? Stattdessen will man Grubenbaue absaufen lassen. Das ist geschichtsvergessen, zukunftsgefährdend und riskant und würde auch unsere Gemeinde Illingen, unsere Region gefährden. Die Grubenschäden der Vergangenheit gingen in unserer Region in die Zig-Millionen. Totalschäden, Schieflagen, Wemmetsweiler Kirche und Bergkapelle Illingen auf Federpaketen, Stabilisierungsmaßnahmen in vielen Bauten, eine Sporthalle im Fahren, die jetzt abrissreif ist - all das waren Folgen eines Abbaus, der nur auf große Zahlen ausgelegt war. Die Schäden hatten einerseits die Allgemeinheit zu tragen - über Subventionen und hohen Aufwand für statische Schutzmaßnahmen - und andererseits mussten die privaten Eigentümer*innen in die Tasche greifen oder Wertminderungen erheblicher Art hinnehmen. Soll das nun wieder so kommen? Die RAG-Stiftung wurde gegründet, um die Ewigkeitslasten des Bergbaus zu stemmen und vor Spätfolgen zu schützen. Die sind unausweichlich und treffen Menschen, Umwelt und Infrastruktur. Die Grubenflutung steht in krassem Gegensatz zum Jahrhundertvertrag zwischen RAG, Bund, NRW und dem Saarland. Sie gefährdet Wasserreservoire, kann Grubenbeben und Schieflagen auslösen, Gase freisetzen und Eigentum und Gesundheit vieler Menschen gefährden. Sie verstößt mit einiger Wahrscheinlichkeit gegen Umweltrecht, insbesondere gegen die Europäische Wasserrahmenrichtlinie WRRL. Das muss letztlich das Oberverwaltungsgericht beurteilen. Oder eine höhere Instanz.

Die RAG-Stiftung muss die Pläne für die Grubenflutung stoppen. Sie sollte umschwenken auf Zukunft. Wer jetzt die Grubenbaue volllaufen lässt, zerstört die alternativen Energiegewinnungs-Perspektiven. Grubenflutung ist keine Lösung.

Es ist Zeit, offen für neue Lösungen zu sein und die alten Flutungspläne zu begraben.

Ihr Bürgermeister Armin König