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Illinger Seiten
Ausgabe 43/2022
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Editorial

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

hin- und hergerissen sind wir, wenn wir die aktuellen Entwicklungen verfolgen, die uns ja selbst lokal immer stärker betreffen und treffen. Das hängt nicht nur mit Energiesparmaßnahmen und Preisen zusammen. Debattiert wird an vielen Ecken, bei vielen Gelegenheiten. Der CDU-Fraktionsvorsitzende hatte in der letzten Ausgabe der Illingen Seiten einen sehr emotionalen Artikel veröffentlicht. Ganz wertfrei stelle ich fest: Man liest, und man fragt: Ist das der Alfons Vogtel, der der erste anerkannte Kriegsdienstverweigerer in der CDU Saar war? Ja. Und er hat ja auch schlagende Argumente. Es ist Putin, der diesen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen hat, völkerrechtswidrig. Russland terrorisiert nicht nur die Zivilbevölkerung in der Ukraine, sondern sorgt auch für Angst und Schrecken in Europa. „Aufgestanden ist er, welcher lange schwieg“ schrieb Georg Heym zu Beginn des 1. Weltkriegs in einem berühmten expressionistischen Gedicht unter dem Titel „Der Krieg“. Jetzt ist Krieg, allen Beteuerungen zum Trotz, auch in Europa wieder Realität. Das macht auch uns Angst. Geflüchtete, Wohnungssuche, Gaspreise, Inflation, gestörte Lieferketten - wir spüren und erleben das. In den Kommunen spielt sich das Leben ab. Ein Dorf ist eben doch die Welt mit all den Sorgen und Nöten der Menschen hier vor Ort - und all den Hoffnungen. Die Menschen in der Ukraine zeigen es uns. Wir brauchen mehr als nur eine Handvoll Hoffnung und nicht nur ein „bisschen Frieden“. Dazu gehört auch Diplomatie. Wann sollen wir damit beginnen? Wer die diplomatischen Abläufe kennt - ich habe sie als SR-Juniorkorrespondent zur Zeit des Golfkriegs in Luxemburg hautnah kennengelernt -, der weiß, dass von den ersten diplomatischen Initiativen bis zu den ersten tatsächlichen kleinen Schritten oft Monate vergehen. Es geht nicht darum, klein beizugeben, ganz und gar nicht. Es geht um strategisches Handeln, das verantwortbar ist, um unsere Demokratie und deren Sicherung, auch um unsere Freiheit, um Zukunft für uns und unsere Kinder, um aktive Schritte, für ein starkes Europa, aber notfalls auch um vertrauliche Kanäle. Wenn man dies sagt, spielt man nicht das Spiel Russlands und Putins. Wir sorgen uns, und das ist legitim.

Am 9. November findet in der Illipse die Jubiläumsveranstaltung „20 Jahre Schulen ohne Rassismus - Schule mit Courage im Saarland“ statt. Das Illtal-Gymnasium ist Gastgeber. Was unsere Schulen leisten ist bemerkenswert. Es war Robert Kirsch, der das Thema Juden in Illingen in die Öffentlichkeit getragen hat. Es waren das Illtal-Gymnasium, die Aktion Courage, sowie Schülerinnen und Schüler, die mit Projekttagen, Ausstellungen und Vorschlägen sensibilisiert haben. Ich denke da auch an Rolf Laubach und die damalige SPD. Begonnen hat es mit Aktionen und einer kleinen Erinnerungstafel. Ich war vor zwei Wochen in Amsterdam. Dort wird das Gedenken an Anne Frank sehr in Ehren gehalten. Viele Menschen allen Alters kommen in die Gedenkstätte an der Prinsengracht. Wir haben in Illingen mit einer Anne-Frank-Ausstellung und mit vielen Stolpersteinen gegen Rassismus Zeichen gesetzt. Der Schwarze Weg wurde zur Arnold-Fortuin-Straße, die Gemeinschaftsschule zur Arnold-Fortuin-Gemeinschaftsschule. Mit dem Torbogen der Synagoge erinnern wir an die jüdische Gemeinde, die in Illingen eine ganz wesentliche Rolle spielte. Aber man darf nie aufhören zu erinnern. Das wäre brandgefährlich. Im November stehen der Volkstrauertag, der Totensonntag und das Gedenken an die Novemberpogrome an. Und wenn wir an den 9. November denken, dann ist das auch eine Verpflichtung doppelter Art: Tyrannen zu stoppen und im Interesse unserer Kinder Politik für eine friedliche Zukunft in Europa zu machen. „100 Texte für den Frieden“ hat die Edition Schaumberg publiziert. Kaufen Sie das Buch, lesen Sie. „Liebe ist nicht nur ein Wort“, heißt es in einem Kirchenlied. Ersetzt man Liebe durch Frieden, heißt es: „Frieden, das sind Hoffnung und Taten“. Und in den folgenden Strophen passt der Text ohnehin: „Freiheit, das sind Worte und Taten“ und „Hoffnung, das sind Worte und Taten - als Zeichen der Hoffnung für diese Welt.“ Es lohnt sich, sich dafür zu engagieren.

Einer, der sich sehr für die Gemeinde engagiert hat, hat uns jetzt für immer verlassen. Es ist der langjährige Kommunalpolitiker und Träger der Freiherr-vom-Stein-Medaille, Paul Fischer. Er war von 1967 bis 1974 Mitglied im Gemeinderat Wustweiler für die CDU, von 1974 bis 1989 Mitglied im Gemeinderat Illingen, von 1974 bis 1984 Erster Beigeordneter, und von 1984 bis 1989 CDU-Fraktionsvorsitzender. Wir haben ihn sehr geschätzt. Er hat uns gezeigt, wie man verbindlich und freundlich, wertebewusst und kompromissfähig erfolgreiche Kommunalpolitik machen kann. Wir werden das Andenken an Paul Fischer in Ehren halten.

Uns allen wünsche ich Hoffnung und Zuversicht und eine schöne Ferienwoche

Ihr Bürgermeister Armin König