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Ausgabe 50/2022
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Pflegemaßnahmen in der alten Sandgrube am Zeisweiler Hof nehmen Gestalt an

Der Zweckverband „Landschaft der Industriekultur Nord“ informiert:

Pflegemaßnahmen in der alten Sandgrube am Zeisweiler Hof nehmen Gestalt an

Die ehemalige Sandgrube am Zeisweiler Hof ist nach Ende des Abbaus und damit auch dem Abschalten der Pumpe, die das Grundwasser aus ihr beförderte, in einem größeren Teil geflutet worden und war durch die fehlende Nutzung nach und nach verbuscht. Doch gerade die Bagger, welche die Sandgrube offen hielten und Rohbodenstellen schufen und auch hier und da verdichteten, so dass z.B. auch flache, warme Tümpel entstehen konnten, waren der Grund, warum sich hier - wie in so vielen Abbaustellen - damals „sekundär“ seltene Tier- und Pflanzenarten einfanden (z.B. die Kreuzkröte). Diese stammen zum größten Teil aus ursprünglichen Wildflussauen, wo regelmäßige starke Hochwässer die Strukturen schufen, wie sie heutzutage nur noch (zumeist unbeabsichtigt) durch menschliche Störung entstehen. Für Pionierarten, welche nur auf trockenen und heißen Standorten konkurrenzfähig sind, sind solche Sonderstandorte in unserer heutigen Kulturlandschaft überlebenswichtig, in welcher solche großen, ursprünglichen Auenlandschaften verloren sind (und wohl auch keinen Platz mehr haben werden).

Der Mythos von der unberührten Natur führt auch dazu, dass die Betreiber es oft sogar als Auflage bekommen, die Abbaustellen nach Ende des Betriebs zu „rekultivieren“, was so viel heißt wie mit Erdmassen verfüllen und zu bepflanzen. Hier ist der Lebensraum für die seltenen Auenarten dann gänzlich erloschen und meist liegen Abbaustellen so isoliert von anderen, dass abwandernde Tiere oder die Samen von Pflanzen sie nicht erreichen können. Der ehemaligen Sandgrube am Zeisweiler Hof blieb dieses Schicksal erspart und sie konnte ins Fördergebiet des Naturschutzgroßprojektes LIK-Nord einbezogen werden, sodass Hoffnung besteht, dass trotz Verbuschung vielleicht die ein oder andere Art überdauert hat und sich wieder entfaltet, wenn die für sie günstigen Bedingungen wieder herrschen.

Daher wurden in einem ersten Schritt im Winter 2020/21 umfangreiche Rodungsarbeiten in der ehemaligen Sandgrube durchgeführt. Die Luftaufnahmen zeigen die ehemalige Sandgrube im April 2020 noch völlig zugewachsen und dann ein Jahr später.

Seither wird das Gelände über den Sommer von Ziegen und Schafen offen gehalten. Diese Beweidung ist grundlegend, weil das Gebiet ansonsten ohne jegliche Störung wieder schnell verbuschen würde.

Der „Baggersee“ ist nun auch offengestellt und an einer Seite wurde ein flaches Ufer geschaffen. Er kann nun von verschiedenen Wasservögeln besiedelt werden.

Durch Baggerarbeiten wurde eine Steilwand wieder freigestellt und Rohbodenstandorte geschaffen, welche von Wildbienen angenommen werden und auf denen sich eine Ruderalvegetation einstellt.

Für Reptilien und als Unterschlupf für andere Kleintiere wurden an mehren Stellen auf dem Gelände Stein- und Totholzhaufen angelegt.

Für seltene Amphibien u.a. Spezialisten wie etwa viele Libellenarten, die tiefere und v.a. mit Fischen besetzte Gewässer nicht besiedeln und kleine, sich stark erwärmende Tümpel benötigen, wurden drei Felsteichbecken eingebaut. Wir werden nun die Entwicklung der Sandgrube beobachten und hoffen, dass sich schon bald die ersten Zielarten einstellen.