Hochwasser sind natürliche Ereignisse, die zwar aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren entstehen, je nach Abflussregime (durch Dauerregen, teils Schneeschmelze oder Starkregenereignisse) aber regelmäßig, meist zu bestimmten Jahreszeiten vorkommen. Werden die anfallenden Wassermassen zu umfangreich, treten Flüsse und Bäche über die Ufer und überschwemmen die angrenzenden Flächen.
Ein Ziel des abgeschlossenen Naturschutzgroßprojektes an der Ill und ihren Nebenbächen war es, um die Fließgewässer so viele Überschwemmungsflächen wie möglich frei zu halten (u.a. Verbot baulicher Anlagen gemäß Naturschutzgebiets-Verordnung), damit diese als natürliche Retentionsräume dienen, die große Mengen an Wasser aufnehmen und zurückhalten können. Auch um die Theel und deren Nebenbäche gibt es noch weitläufig von Landwirten als Grünland bewirtschaftete Auenwiesen, die bei Hochwasser überschwemmt werden können. Wenn die Wassermassen Auenlandschaften großflächig überfluten, verlangsamt sich der Hochwasserabfluss, Abflussspitzen werden gedämpft und Teilwellen zeitlich entzerrt. Dadurch werden flussabwärts liegende besiedelte Bereiche entlastet bzw. haben mehr Zeit zum Reagieren.
Großflächig überflutete Wiesen bei Hochwasser im Bereich der Illmündung in die Theel.
Aus Respekt vor den Gefahren des Hochwassers siedelten die Menschen früher oft in höher gelegenen Gebieten, die eine gewisse Sicherheit vor Überflutungen boten. Seit dem 19. Jahrhundert wurde immer dichter am Flussufer gebaut und auch Auen besiedelt, sodass rund zwei Drittel der ursprünglichen Überflutungsflächen an deutschen Flüssen bis heute verschwunden sind und sich nur noch 10 % der noch vorhandenen Flussauen sind in einem naturnahen Zustand befinden. Zusammen mit dem Verlust an Retentionsräumen bewirkt auch der technische Gewässerausbau (Begradigung, Uferbefestigung,…) eine Erhöhung der Abflussgeschwindigkeiten. So fließt z. B. im Rhein eine Hochwasserwelle heute in 23 Stunden von Basel nach Karlsruhe – 1955 brauchte sie dazu noch 64 Stunden. Dadurch bleibt den Menschen immer weniger Zeit, sich auf die höheren, schnelleren und häufigeren Hochwasser einzustellen und vorzubereiten. Zudem steigt die Gefahr einer Überlagerung der Hochwasser von Haupt- und Nebengewässern, wodurch das Hochwasserrisiko zusätzlich erhöht wird. Durch die „Illrenaturierung“ und das „Modellprojekt Wasserrahmenrichtlinie“ an der Theel wurde der technische Verbau an diesen beiden Flüssen und ihren Nebenbächen – so gut es in der Praxis umsetzbar war – entfernt und diese Fließgewässer wieder in ihren natürlichen Zustand versetzt.
Beispiel Eppelborn: Die Ill-Aue ortseingangs hält Wassermengen zurück, durch die ansonsten das (vor langer Zeit) in die Aue gebaute Gewerbegebiet bei jedem Hochwasser überschwemmt würde (Luftbild oben, das Naturschutzgebiet ist rot schraffiert). Hinter dem Gewerbegebiet bis zur Mündung in die Theel stehen dann wiederum große Überschwemmungsflächen zur Verfügung, die nur als extensive Mähwiesen genutzt werden (Luftbild unten, das Naturschutzgebiet ist rot schraffiert).