(Fotos: Nina Geppert)
Mit einem einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung im Oktober 2023 wurde die Errichtung des Irma-Meyer-Gedenkplatzes in Breuna auf den Weg gebracht. Nach Monaten intensiver Planung durch die Gemeindeverwaltung und den Arbeitskreis „Erinnern, Gedenken und nun?“ konnte der Platz am 10. Oktober 2025 feierlich eingeweiht werden – im Beisein der Söhne von Irma Meyer und ihren Familien, die eigens aus den USA angereist waren.
Bereits am 9. Oktober traf die Familie Meyer in Breuna ein. Am Nachmittag besuchten sie das Elternhaus von Irma Hamberg, wie Irma Meyer als Kind in Breuna hieß. Es war ein zutiefst emotionaler Moment – an dem Ort zu stehen, an dem ihre Mutter einst lebte, spielte und lachte. Bei Streuselkuchen mit Apfel und Pflaume – einer Erinnerung, die Irma selbst in einem Podcast festgehalten hat – kam man miteinander ins Gespräch. Als Gastgeschenk überreichte die Gemeinde einen Bildband und handgefertigte Keramiktassen.
Diese Tassen sollen symbolisch Brücken bauen – zwischen damals und heute, zwischen Schmerz und Hoffnung. Sie erinnern an das Leid, das die Familie Hamberg ertragen musste, und daran, dass Erinnerung immer auch Verantwortung bedeutet.
Anschließend besuchte die Familie erstmals den neuen Gedenkplatz. Er ist den mehr als 30 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus Breuna gewidmet, die im Holocaust ermordet wurden. Ihre Namen sind dort nicht als bloße Liste zu lesen, sondern als Zeugnis:
Jedes Leben einzigartig. Jede Geschichte wertvoll. Jede Hoffnung zerstört.
Auf der Mauer des Platzes steht Irma Meyers Vermächtnis, das zugleich Mahnung und Auftrag ist:
„Lasst nicht zu, dass so etwas wieder passiert.“
Drei Gedenktafeln zeigen die schrittweise Entrechtung und Vernichtung des jüdischen Lebens während der NS-Zeit, veranschaulichen das Schicksal der Familie Hamberg und Irma Meyers Weg in die Emigration. Ein QR-Code führt zu einem Podcast, den Schülerinnen und Schüler der Braunsbergschule Breuna erstellt haben – ein beeindruckendes Zeichen, wie tief sich junge Menschen mit Irmas Leben auseinandergesetzt haben.
Am Morgen des 10. Oktober besuchte die Familie den jüdischen Friedhof. Dort überraschte Julia Drinnenberg, pädagogische Leiterin der Abteilung Judaica im Stadtmuseum Hofgeismar, die Gäste mit einem neu erstellten Handbuch für Friedhofsbesucher, das künftig in der Gemeindeverwaltung ausgeliehen werden kann. Eine Online-Version wird in Kürze zur Verfügung stehen.
Am Nachmittag eröffnete Bürgermeister Jens Wiegand den Irma-Meyer-Gedenkplatz feierlich. Neben der Familie Meyer nahmen Staatsminister Michael Schwarz, Staatsminister Timon Gremmels, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Sponsoren und Gäste teil. Musikalisch wurde die Einweihung vom Duo Bergarac mit klassischer Gitarrenmusik umrahmt. Der Platz selbst wurde vollständig durch Spenden finanziert – ein starkes Zeichen bürgerschaftlichen Engagements und gemeinsamer Verantwortung.
Am Samstag besichtigte die Familie Meyer noch die Mikwe und das Gustav Hüneberghaus in Volkmarsen, bevor sie sich am Sonntagmorgen verabschiedete – tief bewegt, dankbar und mit dem Gefühl, Freunde in Breuna gefunden zu haben.
Zum Abschied sagte Adam Meyer, der Sohn von Andrew Meyer, einen Satz, der vielen Anwesenden im Gedächtnis blieb:
„Democracy is not an adjective – democracy is a verb!“
Ein Satz, der Irma Meyers Vermächtnis in unsere Zeit übersetzt: Erinnerung braucht Handlung. Demokratie braucht Engagement. Und Menschlichkeit beginnt im Kleinen – hier, bei uns in Breuna.