Stadtarchiv Felsberg: Großes Interesse an der Geschichte der Braunkohlenzeche Heiligenberg
Schicht im Schacht: Relief zum Abschied der Bergleute
Das Thema „Braunkohlenzeche Heiligenberg“ sorgte im Stadtarchiv Felsberg wieder einmal für volles Haus. Der erste Abend einer Vortragstrilogie hatte viel Interesse geweckt. Die Besucher kamen nicht nur aus Felsberg sondern auch von weiter her.
Rolf Fröhlich und Klaus Winter konnten mit Text und Fotos aus ihrer Recherchearbeit anschaulich und auf interessante Weise berichten, wie es in diesem Bergwerk über 400 Jahre hinweg zugegangen war. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnte man eher von einem primitiven Betrieb sprechen. Erst mit der Übernahme durch die Henschelwerke aus Kassel und nach dem Bau des sogenannten Oscar-Stollen und den Bau einer Seilbahn bis hinunter zur Verladestation am Bahnhof Gensungen hielt der technische Fortschritt Einzug. Ein Zeitzeuge hatte es während der Recherche-arbeit so formuliert: „Der Heiligenberg ist durchlöchert wie ein Käse.“ Gut zu dem Vortrag passte, dass Peter Hoppe das von ihm gebaute Modell der Verladestation mit anschließender Seilbahn aufgebaut hatte. Peter Hoppe ist nicht nur begeisterter Modellbauer sondern auch ehrenamtlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv.
Und trotzdem muss die Arbeit unter Tage hochgefährlich gewesen sein. So berichteten die Krankenakten der Zeche immer wieder von schweren Unfällen - auch mit Todesfolge. Der Bericht über einen spektakulären Unfall aus dem Jahre 1904 fand sogar den Weg in deutsche Zeitungen in den USA.
Mit der Technisierung ließ auch der wirtschaftliche Erfolg nicht lange auf sich warten. Rolf Fröhlich berichtete über Fördermengen, Qualität und Absatzgebiet der Heiligenbergkohle in der gesamten nordhessischen Region. Ihre gute Qualität hatte daran maßgeblichen Anteil. Diese wiederum hatte ihren Ursprung bereits in der Entstehung vor rund 20 Millionen Jahren, als der Heiligenberg noch aktiver Vulkan gewesen ist und sich seine Lava über die gesamte nähere Umgebung ergoss und mit ihrem Gewicht und dessen Druck für die gute Kohle sorgte.
Nicht verschwiegen wurden auch die dunklen Seiten der Zeche während der beiden Weltkriege. Für die Zeit des Ersten Weltkrieges hatte das Team vom Stadtarchiv ein Foto ausfindig gemacht mit Kriegsgefangenen, die im Lager Keilsberg bei Kassel festgehalten waren. Aus dem Zweiten Weltkrieg gab es Schriftverkehr über den Streit zwischen dem Zechenbetreiber und der Gemeinde Gensungen über die unhaltbaren Zustände der Unterbringung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus Oberschlesien, Polen, Belgien und der Ukraine. Selbst das Kreisgesundheitsamt hatte in 1941 die Verhältnisse auf dem Saal einer Gaststätte als „das Schwerste“ beanstandet.
Angefangen hatte die Geschichte der Braunkohlenzeche Heiligenberg 1554 mit einer Genehmigungsurkunde des Landgrafen Philipp I. von Hessen. Ihre Schließung wurde wieder mit einer Urkunde dokumentiert: Wie vielen Anderen wurde dem Bergmann Konrad Lumm aus Heßlar zum 15. Juni 1953 gekündigt. Er hatte jahrelang unter Tage gearbeitet und wurde jetzt auf andere Zechen verwiesen. Zum Abschluss ihres Berufslebens erhielten Bergleute bezeichnender Weise oft ein kleines Relief mit dem Titel „Schicht im Schacht,“ d.h. „Nichts geht mehr, Es ist vorbei.“
Rolf Fröhlich und Klaus Winter machten dann noch darauf aufmerksam, dass die Vortragsreihe fortgesetzt wird:
Montag, 4. November 2024:
Besondere Geschichten aus dem Buch „DAS ALTE GENSUNGEN“ und
Montag, 18. November 2024:
„Gensunger in Amerika“ Auswanderer im 19. Jahrhundert und Soldaten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Die Fotoausstellung zum Vortrag kann im Stadtarchiv noch bis zum 18. November 2024 angesehen werden (vormittags von 9:00 bis 12:00 Uhr und außerdem montags von 16:00 bis 18:00 Uhr.