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Amtsblatt VG Landau-Land
Ausgabe 51/2024
Aus den Institutionen, Schulen, Behörden in Landau-Land
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NABU

Naturerlebnis Wintermorgen Was Spuren im Schnee erzählen

Winter, Schnee und Sonnenschein – optimale Bedingungen für einen Spaziergang in einer traumhaften Landschaft. In der Nacht hat es geschneit. Dichter Schnee bedeutet für viele Tiere einen Nahrungsengpass. Deshalb erzählen viele Spuren von der Nahrungssuche und den Ernährungsgewohnheiten der Tiere.

Die Luft ist kalt und das Land liegt still wie in Watte gepackt unter einer zwanzig Zentimeter dicken Schneedecke. Von den Singvögeln hört man nur vereinzelt ein verhaltenes Zwitschern. Bei aufmerksamer Betrachtung offenbart ein solcher Schneespaziergang Erstaunliches. Ich nehme den Weg in die Bachaue und dort erzählen mir die Spuren im Schnee von Geschichten und Begebenheiten, die ansonsten verborgen geblieben wären.

Eine mit frischem Schnee überzogene Landschaft hat immer etwas Unberührtes. Stolz wandere ich voran, in der Überzeugung, heute früh der Erste zu sein, der hier seine Fußspuren hinterlässt – doch weit gefehlt! Vor mir waren schon andere unterwegs: Feldhasen hoppelten querfeldein über die Wiesen, ein Fuchs schnürte vorbei und ein Steinmarder zog seine Spur im Schnee.

Hoppelnde Hasen und Mäuselöcher

Die Hasenspuren zeigen, dass selbst die Zäune um die Schrebergärten sie nicht vom eingeschlagenen Weg abzubringen vermögen. Sie quetschen sich offenbar problemlos unterm Zaun hindurch und setzen unbeirrt ihren Weg fort. Hoppelnde Hasen hinterlassen die Spur des Hasensprungs: Die Hinterpfoten werden stets nebeneinander vor die hintereinander stehenden Vorderpfoten gesetzt. Je nach Lauftempo nimmt der Abstand der Abdrücke auf einen bis drei Meter zu. Heute kam der Hase im tiefen Schnee nur langsam voran, die Abdrücke liegen eng beieinander. Tief sind die Hinterläufe in der weißen Pracht eingesunken. Eine fein ausgetretene Rille führt zu einem dunklen Loch im Schnee. Hier ging wohl eine Feldmaus auf Wanderschaft und man meint in der Spur die Abdrücke ihrer Beine und des Schwanzes zu erkennen

Dichter Schnee bedeutet für viele Tiere einen Nahrungsengpass. Deshalb erzählen viele Spuren von der Nahrungssuche und den Ernährungsgewohnheiten der Tiere. Unter der Erle ist der Schnee schwarz gesprenkelt und an anderer Stelle von einem Wirrwarr dünner Spuren durchzogen. Buchfinken und Erlenzeisige haben im Baum die Samenstände geplündert und dabei fielen unzählige Samenkörnchen herab. Am Boden freuten sich die Goldammern über das Zubrot und trippelten emsig umher, um die Samen aufzupicken.

Wo gearbeitet wird, fallen Späne…

Am Fuß eines Baumes ist der Schnee zerwühlt und kleine Holzspäne liegen umher. Auf den zweiten Blick sind auch Federabdrücke im Schnee zu erkennen, die auf einen größeren Vogel schließen lassen: Der Buntspecht hat hier gearbeitet und versucht im morschen Holz an Fressbares zu gelangen. Reger Flugverkehr herrschte auch zwischen den verdorrten Brennnesselstrünken, die aus dem Schnee ragen. Auch hier deuten Flügelspuren an, dass samenfressende Singvögel nach Nahrung gesucht haben.

Maulwürfe sind auch im Winter munter

Über ein Dutzend neu aufgeworfene Erdhügelchen heben sich im Schnee empor und bilden mit ihrer dunklen Erde einen attraktiven Kontrast im Einheitsweiß. Unablässig graben die Maulwürfe im Boden, selbst frostige Temperaturen bremsen sie nicht.

Zwei Stunden Morgenspaziergang im Schnee können lehrreicher sein als eine Biologiestunde, informativer als ein Fernsehmagazin und spannender als ein Buch. Jedenfalls freue ich mich auf den nächsten Wintermorgen mit neuen Entdeckungen beim Spurenlesen im Schnee...

Stefan Bosch