Arnold (Arno) Althans war ein Ochshäuser Junge und wohnte damals mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern (Marlies und Herbert) in der Ochshäuser Dorfstraße 9, direkt neben dem Mehlhof. Arno war ein Neffe von Heinrich Althans, der von 1924 bis zur „Machtergreifung“ im Jahr 1933 Bürgermeister von Ochshausen war.
Herr Althans schreibt rückblickend im Februar 2005, wie er als 14-jähriger den Einmarsch der Amerikaner in sein Heimatdorf erlebte.
Nachdem in der Karwoche viel Militär durch den Ort zog, war der Ostermorgen (1. April 1945) relativ ruhig. Man sah immer weniger Dorfbewohner auf der Straße. Die zunehmende Ruhe wirkte ziemlich beklemmend.
Dann tauchten deutsche Soldaten auf und stellten ihre vier Geschütze schräg gegenüber von unserem Haus auf. Mein Vater war der Meinung, dass wir den Ort verlassen müssten, denn sollte die Artillerie schießen, würden die Amerikaner das Feuer erwidern. Also packten wir die Koffer auf den Handwagen und waren zur Flucht bereit. Aber dazu kam es nicht, denn die Geschütze wurden wieder abgebaut. Am Nachmittag dann näherten sich Panzer. Wir dachten es wären die Amerikaner, aber nein, es waren deutsche Tiger-Panzer. Ich ging neugierig etwas außerhalb des Dorfes Richtung Vollmarshausen und konnte vor der Söhre eine Schützenkette erkennen und hörte über meinem Kopf die Kugeln pfeifen. Ich ging schnell zurück nach Hause. Das Dorf war wie ausgestorben.
Abends wurde der Kriegslärm immer stärker. Unsere Panzer schossen Richtung Söhre und wir nahmen unsere Matratzen und legten uns in die Küche. Später verließen wir unser Haus und gingen in den kleinen Erdbunker im Hang hinter dem Haus. Durch einsetzenden amerikanischen Beschuss kamen aber immer mehr Nachbarn in den Erdbunker und es wurde sehr eng. Der Sauerstoff wird knapp, hieß es bald. Deshalb suchten wir Schutz im Keller eines Nachbarhauses, um auf Kohlen und Kartoffeln „auszuharren“.
Am nächsten Morgen, 2. April, gingen wir in einer Feuerpause vor die Kellertür und sahen einen amerikanischen Beobachtungsflieger am Himmel auftauchen. Und schon wurde geschossen. Nachdem es immer bedrohlicher wurde, rannten wir in Richtung Autobahn zu dem Bunker in einem Brückenpfeiler. Hier waren viele Menschen, hauptsächlich aus der angrenzenden Wahlebachsiedlung. Nach einer Weile wurde es ruhiger. Plötzlich ging die Tür auf und ein amerikanischer Soldat stand vor uns und fragte in einwandfreiem Deutsch ob Soldaten unter uns wären. Wir mussten dann eine Panzersperre aus Leiterwagen und sonstigem Zeug wegräumen und sahen den ersten Panzer auf uns zukommen. Kurz hinter der Brücke schwenkte er die Kanone Richtung „Mehldörfchen“. Plötzlich gab es einen lauten Knall eines Kanonenabschusses. Komm zurück, rief der Offizier mir zu, der Krieg ist noch nicht vorbei. Ich habe jedenfalls durch diesen Knall drei Tage nicht hören können und hatte Ohrensausen.
Wir gingen dann bald nach Hause und stellten fest, dass unser Haus sehr beschädigt war und unsere Koffer nicht mehr da waren. Mein Vater, mein Bruder und ich konnten uns nur notdürftig zu Hause einrichten. Einige Nachbarn und auch meine Mutter und Schwester übernachteten im nahen Raiffeisenlager, da Nachbarhäuser von Amerikanern beschlagnahmt waren.
Herr Althans schreibt zum Schluss: Die Zeit danach war zwar anders, aber nicht weniger schrecklich.