KOMPASS (KOMmunalesProgrAmmSicherheitsSiegel) ist ein vom Hessischen Innenministeriums initiiertes Programm, das sich an Städte und Gemeinden in Hessen richtet und auf eine dauerhafte Verzahnung und noch engere Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Polizei und Kommune abzielt. Im Projektverlauf werden die örtlichen Polizeidienststellen gemeinsam mit der Kommune und Bürgern die spezifischen kommunalen Sicherheitsbedürfnisse, deren Sorgen und Ängste erheben, analysieren und gemeinsam passgenaue Lösungsangebote entwickeln.
Im Rahmen des von der Hessischen Polizei und der Gemeinde Lohfelden gemeinsam durchgeführten KOMPASS-Projektes wurde im März 2024 durch ein Wissenschaftlerteam der Justus-Liebig-Universität in Gießen eine Sicherheitsbefragung unter den Bürgern der Gemeinde Lohfelden durchgeführt. Ziel war die Ermittlung möglicher Sorgen und Ängste der Bürger im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, da sich daraus möglichst passgenaue an den Problemen vor Ort orientierte individuelle und evidenzbasierte Maßnahmen zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls ableiten lassen.
Die Bürgerbefragung wurde im Auftrag der Gemeinde Lohfelden von der Professur für Kriminologie der Justus-Liebig-Universität in Gießen durchgeführt. Hierbei wurde auf ein Verfahren der zufallsbasierten Stichprobenziehung zurückgegriffen, um eine Repräsentativität zu erzielen.
Etwa ein Viertel der Einwohner der Gemeinde Lohfelden ab 14 Jahren (3.740 Personen) wurden per Zufallsauswahl angeschrieben und gebeten, an der Befragung teilzunehmen (Grundgesamtheit). Die Teilnahme war freiwillig. Die Antworten konnten online oder postalisch, vor allem aber anonym eingereicht werden. Mit 663 Teilnehmern liegt die Rücklaufquote mit 17,73 % über den 10 %, die bei der Berechnung der Stichprobengröße als Sicherheitswert zugrunde gelegt wurden.
Der Frauenanteil ist hierbei leicht überrepräsentiert gegenüber den männlichen Teilnehmern.
Die ausländische Bevölkerungsgruppe ist mit 3,1 % unterrepräsentiert.
Die Bereitschaft zur Teilnahme steigt mit zunehmendem Alter einer Person. So spiegelt es sich auch in Lohfelden wider. Die Altersgruppen 14-49 Jahre sind in Lohfelden unterrepräsentiert. Ab 50 Jahre schlägt die Altersverteilung in eine Überrepräsentation.
94,6 % fühlen sich tagsüber sicher
Bezogen auf die eigene Wohngegend im Gemeindegebiet fühlen sich 94,6 % der befragten Bürger tagsüber sicher. Nachts sinkt das Sicherheitsempfinden auf 61,7 %. Das Sicherheitsempfinden ist bei Frauen geringer als bei Männern.
Die größten Ängste bestehen vor Delikten wie Wohnungseinbruch, Diebstahl oder Raub. Ein Einbruchschutz wurde von 25,2 % installiert, um somit das persönliche Sicherheitsgefühl zu stärken.
Bestimmte Orte werden bei Dunkelheit eher gemieden als tagsüber. 35 % der Befragten geben an, dass Sie nach Einbruch der Dunkelheit Orte im Gemeindegebiet meiden. Weiterhin geben 21,4 % an, dass Sie aus Sorge um Ihre Sicherheit nicht mehr an Großveranstaltungen mit großen Menschenansammlungen teilnehmen.
Problematisch ist der Trend zur Selbstbewaffnung. 8,7 % gaben an Reizgas, Elektroschocker, Alarmgeräte oder Ähnliches zum persönlichen Schutz mitzuführen
Problemschwerpunkte liegen nach Angaben der Befragten im Bereich Verkehr und Mobilität (undisziplinierte Autofahrer, Falschparker, unzureichende Straßenbeleuchtung), illegaler Müllentsorgung in den Straßen und Grünanlage, Vandalismus (Abfallbehältern, Haltestellen, Fahrrädern etc.), Ruhestörung und Belästigung durch Gruppen herumstehender oder sitzender Jugendlicher sowie heruntergekommenen und leerstehenden Gebäuden.
Die am häufigsten genannten Angstorte sind der Bürgersee / Dr.-Walter-Lübcke-Platz, der Friedrich-Ebert-Ring / Berliner Platz, die Grüne Mitte / Park und das Freibad / Nordhessen Stadion. Als Gründe dafür wurden vor allem die Ansammlungen von Personengruppen bei Dunkelheit benannt, welche verhaltensbedingt (Pöbeleien, Schlägereien, sexuelle Übergriffe) Sorge zur eigenen Sicherheit auslösen. Insbesondere seien Alkohol- und Drogenkonsum bei diesen Personengruppen zu beobachten. Am Friedrich-Ebert-Ring / Berliner Platz ist die Rede von einem Drogenumschlagsplatz. Weitere Gründe, warum es sich um Angstorte handelt, seien die unzureichende bis schlechte, teilweise auch defekte Beleuchtung sowie Verwahrlosung dieser Plätze durch Müllablagerungen.
Die Ergebnisse der Bürgerbefragung werden im Rahmen des KOMPASS-Projektes gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden analysiert. Darauf aufbauend wird ein Maßnahmenkatalog für die Gemeinde Lohfelden erarbeitet, welcher Präventionsprogramme, passgenaue Maßnahmen und andere Programme aufgreift, um die Sicherheitsinfrastruktur zu optimieren.