Mit tierischen Helfern Schädlinge im Garten reduzieren
Jede:r Gärtner:in kennt den Frust, wenn sich Schnecken über den Salat hermachen oder der Mehltau die Blätter am Apfelbaum oder Wein befällt. Häufig folgt dann der Gang in die Giftabteilung des Gartenmarkts. Warum das dem Garten mehr schadet als hilft und welche wirksamen pestizidfreien Alternativen es gibt, erklärt BUND-Pestizid-Expertin Corinna Hölzel.
Was ist das Problem an Pflanzenschutzmitteln aus dem Gartenmarkt?
Corinna Hölzel: „Viele sogenannten Pflanzenschutzmittel, die im Garten- oder Baumarkt frei verkauft werden, sind Pestizid-Produkte mit gefährlichen Wirkstoffen. Diese können krebserregend sein oder sich negativ auf die Fruchtbarkeit von Menschen auswirken. Pestizide werden im Haus und Kleingarten auch in der Nähe von Kindern, Schwangeren und älteren Menschen versprüht. Hobbygärtner:innen sind Laien im Umgang mit Pestiziden. Die Pestizide landen im Boden, in der Luft, im Grundwasser und mit der Ernte auch auf unseren Tellern. Und das ist wirklich gefährlich.“
Wie wirken sich die Pestizide auf Pflanzen und Tiere im Garten aus?
Corinna Hölzel: „Insektizide schädigen zum Beispiel den Orientierungssinn von Bienen, die dann nicht mehr den Weg zurück in ihren Stock finden. Herbizide wie Glyphosat töten alle Blühpflanzen ab. Wildbienen und Schmetterlinge haben kaum noch Pollen und Nektarquellen. Dabei sind Insekten die Grundlage für unser Ökosystem. Viele Vogelarten, Fledermäuse und Fische ernähren sich von ihnen. Nimmt deren Bestand ab, folgt daraus auch ein Artenschwund bei Vögeln.“
Was können Hobbygärt-ner:innen denn stattdessen gegen Schädlinge machen?
Corinna Hölzel: „Egal welches Problem man im Garten hat: Es braucht keine Pestizide. Es gibt Unmengen von Möglichkeiten, die Pflanzen zu schützen. Das fängt mit der Sortenwahl an: Robuste und resistente Sorten am richtigen Standort, gestärkt mit Jauchen. Die können beispielsweise mit Brennnesseln oder Schachtelhalm selbst hergestellt werden. Hierfür legt man Brennnesseln oder Schachtelhalm in einen Bottich mit Wasser. Dieser Bottich kommt für ein paar Tage an eine sonnige Stelle. Mit dem Sud werden dann die Pflanzen im Wurzelbereich gegossen. Das stärkt sie und macht sie widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schadinsekten.“
Was können Hobbygärt-ner:innen tun, wenn trotzdem Schädlinge kommen?
Corinna Hölzel: „Nützlinge im Garten fördern. Für jedes Schadinsekt gibt es einen Gegenspieler. Mit der richtigen Vielfalt im Garten, können Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegen, Schlupfwespen und Wildbienen angelockt werden. Die vertilgen Blattläuse und bestäuben dazu auch noch das Obst und Gemüse. Naturnahe Elemente wie Totholz-Haufen, heimische Wildsträucher oder ein Gartenteich sind wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von Käfern, Spinnen, Ameisen, Wildbienen und Wespen. Viele dieser Insekten sind Nützlinge, die helfen, ungewünschte Schadinsekten in Schach zu halten.
Wie können Gärtner:innen dem Unkraut-Wildwuchs etwas entgegensetzen?
Corinna Hölzel: „Gegen Beikraut hilft das altbekannte Jäten. Je früher man es entfernt, umso weniger kann es sich hartnäckig festsetzen. Regelmäßig mit einer Hacke den Boden auflockern. Dadurch wird der Boden gut mit Sauerstoff versorgt. Ein toller Nebeneffekt: Der Boden kann in gelockertem Zustand besser Wasser aufnehmen. Wird zusätzlich der Boden mit einer Mulch-Schicht bedeckt, unterdrückt das Beikräuter, bringt Nährstoffe zurück in den Boden und schützt vor Austrocknung. Gerade in Hitzeperioden ist das wichtig für den Wasserhaushalt.“ (per)