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Stadtgespräch Spangenberg
Ausgabe 10/2024
Vereine und Verbände
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Allgemein

Mitglieder der Stolpersteininitiative (links) sowie Nachkommen der Familien Friedmann und Blumenkrohn bei der Stolpersteinverlegung

Die verlegten Stolpersteine für Familie Friedmann

Schülerinnen und Schüler der Burgsitzschule berichten über das Schicksal der Familie Friedmann

Zur Verlegung weiterer elf Stolpersteine für Mitglieder der Familien Friedmann, Blumenkrohn, Rosenbaum sowie für Louis Schartenberg und Nanny Kurzmann hatte die örtiche Initiative am 19. September eingeladen. Zahlreiche Gäste waren zu diesem besonderen Ereignis gekommen. Stolpersteine sollen an einstige Spangenberger jüdischen Glaubens erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus in den Konzentrationslagern ermordet wurden oder aus Deutschland fliehen mussten. Mittlerweile sind es nun fast 50 Steine die seit 2007 in der Stadt verlegt worden sind. Weitere sollen in den nächsten Jahren folgen.

Neben Spangenberger Bürgern, Schülerinnen und Schülern der Burgsitzschule, der Theodor-Heuß-Schule Homberg und der Fuldatal Schule in Melsungen waren auch 21 Nachfahren der ehemaligen jüdischen Mitbürger dabei. Für sie sei es „ein unvergessliches Ereignis gewesen, an den Ort unserer Vorfahren zurückzukehren und hier willkommen zu sein.“ Zum Teil hatten sie eine lange Anreise etwa aus Israel, den USA oder Japan auf sich genommen, um bei der Verlegung dabei zu sein.

Der Sprecher der Initiative Stolpersteine, Dr.Dieter Vaupel, erklärte in seiner Begrüßungsrede, dass mit den Steinen ein Ort der Erinnerung am ehemaligen Lebensmittelpunkt der aus Spangenberg Vertriebenen geschaffen werden soll. Sie sollen auch ein Zeichen setzen für die Bedeutung demokratischer Werte in unserer Gesellschaft. Bürgermeister Andreas Rehm wies darauf hin, dass die Stolpersteine ein Mahnmal seien, das aus der Gegenwart in die Vergangenheit weise. Er sagte, die Menschen, die heute in Spangenberg leben, seien zwar nicht verantwortlich für das was damals passierte, aber dafür, dass soetwas nicht wieder geschieht. Mit der von der Stadtverordnetenversammlung verbschiedeten Spangenberger Charta habe man ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung sowie für Vielfalt und demokratische Kultur gesetzt. Auch Pfarrer Michael Schümers appellierte daran, sich dafür einzusetzen, „dass sich Gewalt, Unrecht und solches Leid nie wiederholen.“ Als Sprecher der Familie fand Timo Friedmann bewegende Worte. Er dankte der Initiative und dem Künstler Demnig für ihr Engagement. Die Stolpersteine seien für ihn ein Zeichen der Erneuerung, die eine positive Verbindung seiner Familie zu Spangenberg schaffen. Es sei ein berührendes Zeichen, wenn Menschen, die einen zunächst gar nicht kennen, sich so für die Erinnerungskultur einsetzen. Er sei beeindruckt davon, was die Stolpersteininitiative auf die Beine gestellt habe.

Vom Künstler Gunter Demnig, der das Projekt Stolpersteine ins Leben rief, erfuhren die Zuhörer, dass bislang über 110.000 Steine in Deutschland und auch in anderen Ländern verlegt worden sind. Jeder Stein sei individuell in Handarbeit gefertigt, das sei ihm besonders wichtig. Schülerinnen und Schüler berichteten an jeder der vier Stationen, an denen Stolpersteine verlegt wurden, über die Schicksale der ehemaligen jüdischen Bürger. „Die jungen Menschen haben meinen tiefen Respekt“, sagt Timo Friedmann. „Sie haben sich dafür eingesetzt, dass die Erinnerung erhalten bleibt. Das ist etwas, das sehr wertvoll ist.“ Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung in bewährter Weise durch Lieder von Renate und Roland Häusler.

Nach der Stolpersteinverlegung waren die jüdischen Gäste eingeladen, sich in das goldene Buch der Stadt einzutragen, bevor ein kleiner Imbiss im Haus Händewerk eingenommen werden konnte. Ein Rundgang zu den Orten jüdischer Kultur beendete einen mit vielen Emotionen angefüllten Tag. Sehr bedauert wurde von den Nachkommen der Familien Friedmann und Blumenkrohn der schlechte Zustand des früheren Synagogengebäudes in der Untergasse. Sie baten die Mitglieder der Stolpersteininitiative, sich für den Erhalt dieses bedeutsamen Kulturdenkmals einzusetzen.