Norbert Jäger, Gespalten - Stand gehalten
Mit dem vom damaligen Landtagsvizepräsident Lothar Quanz im Jahr 2010 initiierten und dem Verein für Regionalentwicklung im Werra-Meißner-Kreis getragenen Projekt "Kunst an der Grenze" wurden im Zeitraum von 2012 bis 2014, als sich das Ende der deutschen Teilung zum 25. Mal jährte, sieben ARS NATURA Exterior-Werke an der ehemaligen innerdeutschen Grenze errichtet. „Exterior“ deshalb, weil sich die Werke nicht am Fernweg X8, der ARS NATURA-Wanderweg ist, befinden. Grenzerfahrungen während der Zeit der deutschen Teilung, aber auch die damals herrschende „grenzenlose“ Freude über die Öffnung der Grenze und Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas sollen nicht in Vergessenheit geraten, vielmehr zur Reflexion und Auseinandersetzung anregen, um in die Zukunft zu wirken.
Die sieben Standorte befinden sich im Werra-Meißner-Kreis in den Gemarkungen der grenznahen Kommunen Neueichenberg/Bahnhof 1, Witzenhausen-Werleshausen 2, Bad Sooden-Allendorf - Grenzmuseum Schifflersgrund 3, Meinhard-Braunrod 4, Wanfried 5, Ringgau-Netra 6 sowie Herleshausen 7.
Wir beginnen die Tour im Norden am Bahnhof von Neueichenberg und beenden sie in Herleshausen vor der Werrabrücke nach Lauchröden.
Norbert Jägers Werk gibt dem Betrachter die Möglichkeit sich in das Kunstwerk zu integrieren und dessen Kräfte nachzuempfinden. Auf dem schmalen Durchgang zwischen gespaltenen Steinen kann man die Enge und gewaltige Masse von 3,5 Tonnen spüren, die das Gefühl auslösen können, erdrückt zu werden. Die beiden konkaven menschlichen Figuren im in zwei Teile gespaltenen Granit-Findling, die eine stehend, die andere auf den Kopf gestellt, sind mumienartig in sich geschlossene Formen, die der Enge entsprechend statisch und unbeweglich wirken. Dem gegenüber sind Gestalt und Oberfläche des intakten Findlings vielfältiger und bewegter. Die Steine mit ihren Figuren lassen verschiedenste Assoziationen zum geteilten und vereinten Deutschland zu.
Der Titel bezieht sich also sowohl auf das Kunstwerk als auch auf die Geschichte der deutschen Teilung. – Eichenberg liegt im Dreiländereck Hessen, Niedersachsen, Thüringen. Die Geschichte des Bahnhofs ist ein Spiegelbild der wechselvollen deutschen Geschichte. Bis zum zweiten Weltkrieg war der Eisenbahn-Knotenpunkt Eichenberg verkehrstechnisch von herausragender Bedeutung. Während des Krieges wurde er zur Drehscheibe des Flüchtlings- und Kriegsgefangenendramas. Letztmals befuhr planmäßig ein Personenzug am 24.07.1945 das Streckenstück Eichenberg-Arenshausen, danach verlor der Bahnhof Eichenberg durch die Teilung Deutschlands an Bedeutung. 1990 wurde nach 45 Jahren die „Halle-Kasseler Eisenbahn“ wieder in Betrieb genommen.
In der Novemberausgabe dieser Zeitung werden weitere Werke der „Kunst an der Grenze“ vorgestellt.