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Stadtgespräch Spangenberg
Ausgabe 2/2024
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Landschaftspendel

Landschaftspendel

Die Künstlerin Beate Birkigt-Quentin aus Göttingen, will mit diesem Werk, das alte Wissen um die Kraft der Erde visualisieren und Energiefelder aufzeigen. Es ist eine Landschaftsmarke, ein Zeichen, das in seiner Symbolkraft eine Bedeutung erhält. Gleichzeitig lädt das Landschaftspendel den Besucher ein in Aktion zu treten und Schwingungen spielerisch zu initiieren. Das Landschaftspendel lässt Assoziationen zum Foucaultschen Pendel zu. Es zeigt auf, dass Raum und Zeit nicht nur mathematische Größen sind, sondern reale physikalische Eigenschaften besitzen, die in der Gravitation erkennbar sind.

Beate Birgikt-Quentin leitet das Studio Wasserscheune in Adelebsen-Erbsen. Sie ist beruflich Landschaftsarchitektin. Während ihr Ehemann Günther Quentin ab 2007 mehrere Jahre Kooperativen in Äthiopien und Nomaden im Klimawandel beratend begleitete, war sie in Addis Abeba als Professorin zum Aufbau des Masterstudiengangs für Environmental Planning and Urban Development tätig. Ihre landschaftsarchitektonische Tätigkeit ist z. T. geprägt von geomantischen Vorstellungen. U.a. geht sie von einem die Erde umspannenden Gitter- und Liniensystem mit energetischen Eigenschaften und damit biologischen Wirkungen aus. Ursprünglich ist sie ein arabisches Wahrsagesystem, Geomantia – Weissagung aus der Erde, das im 12. Jahrhundert aus dem arabischen Nordafrika nach Europa gelangte. Zur Geomantie gehört auch das Wünschelrutengehen, mit dem, so die Annahme, Energieströme an besonderen Kraftorten, Wasseradern und Bodenschätze seit altersher aufgespürt werden können. Auch das Pendeln gehört in diesen Bereich, durch dessen Bewegung man beispielsweise Zustimmung oder Ablehnung zu einer Idee, einem Vorhaben, „erfragen“ konnte. Früher hatten durch ein Pendel verursachte Markierungen und Muster in der Erde oder in Sand auch wahrsagerische Bedeutung.

Das Pendel hat aber spätestens seit der Entdeckung durch Léon Foucault auch wissenschaftliche Relevanz. 1851 führte der französische Physiker Léon Foucault im Keller seines Hauses einen Versuch durch, bei dem er ein zwei Meter langes Pendel dicht über dem Boden schwingen ließ und seine Bahn genau markierte. Er beobachtete, dass sich die Schwingungsebene des Pendels langsam drehte. Die Schwerkraft, die nur senkrecht wirkt, konnte diese Drehung nicht verursachen, und keine weitere äußere Kraft wirkte auf das Pendel ein. Also war es nicht das Pendel, sondern der Boden (die Erde), der seine Richtung änderte. Die physikalische Erklärung lautet, dass die wesentliche Auswirkung der Rotation der Erde darin besteht, dass sich die Erde unter der Schwingungsebene des Pendels wegdreht, während die Schwingungsebene selbst unverändert bleibt. Foucault führte den Versuch in der Pariser Sternwarte mit einem 12 Meter langen Pendel, dann auch im Panthéon mit einem 67 Meter langen Pendel und einem 28 Kilogramm schweren Pendelkörper durch. Am unteren Ende des Pendelkörpers befand sich eine Spitze, die mit jeder Schwingung eine Spur in einem Sandbett markierte. Dies war ein aufsehenerregender Nachweis der Erdrotation. Foucaultsche Pendel hängen noch heute in verschiedenen naturwissenschaftlichen Museen, u.a. in der Frauenburg (heute Frombork) am Frischen Haff.

Im Frühjahr 2024 erhält das Landschaftspendel am ARS NATURA-Weg wieder ein Sandbett. Mal sehen, ob sich die Erdrotation auch hier sichtbar machen lässt.