Während der Zeit der napolonischen Herrschaft in Hessen und auch in Spangenberg regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Auch ein Spangenberger Schneider soll „aufgemuckt“ haben.
Hierüber berichtete der Heimatdichter Adam Siebert, der am 18. Juli 160 Jahre als geworden wäre (s. auch an anderer Stelle dieser Ausgabe) in Form eines Gedichtes, welches er 1910 verfasste, vom Spangenberger „Stangenmännchen“:
Einst war einmal in Spangenberg,
vor beinah 100 Jahren,
ein Schneiderlein, ein kecker Zwerg
mit struppig roten Haaren.
Klein war er und fast wie zum Hohn,
hieß er mit Namen Stange,
war weder vor Napoleon
noch vor dem Tode bange.
Wüst ging es her im Hessenland,
Napoleon der Korse,
der streckte gierig seine Hand
nach Land und Hof und Börse.
Es drückte hart das fremde Joch
auf Bürger und auf Bauer,
und Menschen brachten in das „Loch“
die Schergen auf der Lauer.
Da rührten und berieten sich
Verschwörer ring im Lande,
zu jagen diesen Wüterich
mit seiner Räuberbande.
Dach bald schon ward auch hier Verrat
geübt von fremden Schlingeln
und bald schon ließ die ganze Stadt
Napoleon umzingeln.
Es sollte die Verschwörerschar
durch welsche Häscher sterben,
dass sie den korsischen Barbar
nicht brächten ins Verderben.
Doch das Schneiderlein war nicht bang,
wie er hat das vernommen,
er sprach wie immer, ohne Drang;
„Lott’s erscht mol dazu kommen.“
Und eh‘ das Städtlein ward umstellt,
da hatte der „Stratege“
die Seinen längst schon wie ein Held,
geführt in’s Waldgehege.
Dann droht dem Städtlein Untergang,
der Feind, wie sich’s tät frommen,
doch Stangemännchen rief vom Hang:
„Lott’s erscht mol dazu kommen.“
Schon rüstet sich ein Frecher dort,
zu steigen auf die Mauer,
doch jetzo liegt im sichrem Hort
der Schneider auf der Lauer.
Ihn drängte und spornts in jedem Glied
sein Schi9rstholz zu versuchen –
ein Donner – und der Franzmann flieht
mit Schrecken und mit Fluchen.
Blieb nur auch vom Zerstörungswerk
der Feind mit seinen Händen
so galt’s doch jetzt das Augenmerk
der Ferischoor zuzuwenden.
Von hinten doch klangs: „Stangenmann,
was hast du nun verbrochen,
nun hat der welche, rote Hahn
doch unsere Spur gerochen.
Nun werden wir, noch eh‘ es Nacht,
gefangen sein genommen.“ –
Doch „Stangenmännchen“ spricht und lacht:
„Lott’s erscht mol dazu kommen.“
So bis hierhin haben wir unser Spangenberger Stangenmännchen bei seinem heldenhaften Einsatz für seine Vaterstadt begleitet. In der nächsten Ausgabe folgt die Fortsetzung dieser kleinen Geschichte von Adam Siebert in Versform. Hier erfahrt ihr, ob das Stangenmännchen heil aus der Angelegenheit herauskommt. Also in diesem Sinne bis zur nächsten Ausgabe: „Lott’s erscht mol dazu kommen,“ und lasst Euch überraschen.