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Stadtgespräch Spangenberg
Ausgabe 8/2024
Vereine und Verbände
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Fortsetzung der Geschichte des Spangenberger Stangenmännchens

Adam Siebert in jungen Jahren

In der letzten Ausgabe des „Stadtgesprächs“ haben wir den ersten Teil der Geschichte des Spangenberger Stangenmännchens, welches unser Heimatdichter Adam Siebert, in Versform geschrieben hat, veröffentlicht.

Der erste Teil endete damit, dass das Stangenmännchen von den Franzosen dingfest gemacht wurde. Ihm drohte nun Übles – nämlich füsilieren (erschießen) -. Mal sehen wie es nun weitergeht und sich der Stangenmann aus der Affäre ziehen kann. Sein Wahlspruch war ja „Lott’ erscht mol dazu kommen“.

Nun hier der 2. Teil:

Und wirklich war das Schneiderlein

mit seinen Kampfgenossen

schon bald gefangen und zur Pein

im „Eulenturm“ verschlossen.

Dort teilten Sie mit viel Getier

die dunklen „Bastionen“

das fraß mit ungezähmter Gier

gar ihre Rationen.

Und alle klagten: „Stangenmann,

jetzt geht es uns an den Kragen,

wie konntest auch, du Trotteljahn,

den Schuss so dreist du wagen.“

Doch „Stangenmännchen“ dennoch froh,

sprach heiter unter Lachen:

„Lott’s erscht mol dazu kommen,“

Hier gilt kein Bange machen.

Da – Schrecken – in das Turmverließ

gab man den Deliquenten

das Todesmahl am langen Spieß

als Henkers letzte Spenden.

Doch keiner mochte, so in Not,

solch Gnadenbrot genießen,

den Schneider doch ließ selbst der Tod

die Mahlzeit nicht verdrießen.

Dann naht die Stunde des Gerichts;

bald werden sie erschossen,

der Schneider doch bleibt angesichts

des Tod’s unverdrossen.

Schon steht die Schar mit ihrem Held,

aus dunklem Eulenhorste,

mit anderen aufgestellt

in Cassel auf dem Forste.

Geladen sind die Waffen schon,

die Augen sind verbunden,

die sieht Jerome den „Schneidersohn“

und „Halt“ lässt er verkünden.

Ihm schien es fast als wie ein Traum

und konn‘t es nicht kapieren,

dass so ein „Gnom“ zwei Ellen kaum,

auch könnte rebellieren.

Er fragt – schon zittert manchen Helm –

die Todeskandidaten:

Wer ist von euch der große Schelm,

der riet zu euren Taten?“

„Ich“, sprach darauf das Schneiderlein,

„ich war’s auch, der geschossen.“

Da tanzte „Lustig“ wie voll Wein,

von Lachen übergossen.

Doch jetzo ging er ins Gericht

mit seinen Plünderhorden,

weil sie vor solchem kleinen Wicht

so schwankend sind geworden.

Er tobte: „Hunde, scarableu,

lauft fort vor solchem Helden!

Das lass ich euch, non dit dieu,

bei Teufel einst entgelten!“

Kehrt marsch, ihr seid nicht wert, auf Eh’r,

den Wicht zu füsilieren!

Ihr aber und auch du, mon cher,

könnt frei nach Haus spazieren.“

Da atmeten die Sünder auf,

ob solchem gutem Ende,

unter dankbar küßten drauf und drauf

sie „Stangenmännchens“ Hände.

Sie haben dann den kühnen Zwerg

hoch auf den Schild genommen,

und seitdem heißt’s in Spangenberg:

„Lott’s erscht mol dazu kommen,“

So ist’s geschehen eins vor Zeit‘

in Spangenberg in Hessen,

doch „Stangenmännchen“ haben heut‘

die Leute längst vergessen.

Also hat die Geschichte ein gutes Ende gefunden. Es wird alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird. Egal was im Leben passiert, seht es nicht negativ – macht es wie der Stangemann „Lott’s erscht mol dazu kommen.“