Adam Siebert in jungen Jahren
In der letzten Ausgabe des „Stadtgesprächs“ haben wir den ersten Teil der Geschichte des Spangenberger Stangenmännchens, welches unser Heimatdichter Adam Siebert, in Versform geschrieben hat, veröffentlicht.
Der erste Teil endete damit, dass das Stangenmännchen von den Franzosen dingfest gemacht wurde. Ihm drohte nun Übles – nämlich füsilieren (erschießen) -. Mal sehen wie es nun weitergeht und sich der Stangenmann aus der Affäre ziehen kann. Sein Wahlspruch war ja „Lott’ erscht mol dazu kommen“.
Nun hier der 2. Teil:
Und wirklich war das Schneiderlein
mit seinen Kampfgenossen
schon bald gefangen und zur Pein
im „Eulenturm“ verschlossen.
Dort teilten Sie mit viel Getier
die dunklen „Bastionen“
das fraß mit ungezähmter Gier
gar ihre Rationen.
Und alle klagten: „Stangenmann,
jetzt geht es uns an den Kragen,
wie konntest auch, du Trotteljahn,
den Schuss so dreist du wagen.“
Doch „Stangenmännchen“ dennoch froh,
sprach heiter unter Lachen:
„Lott’s erscht mol dazu kommen,“
Hier gilt kein Bange machen.
Da – Schrecken – in das Turmverließ
gab man den Deliquenten
das Todesmahl am langen Spieß
als Henkers letzte Spenden.
Doch keiner mochte, so in Not,
solch Gnadenbrot genießen,
den Schneider doch ließ selbst der Tod
die Mahlzeit nicht verdrießen.
Dann naht die Stunde des Gerichts;
bald werden sie erschossen,
der Schneider doch bleibt angesichts
des Tod’s unverdrossen.
Schon steht die Schar mit ihrem Held,
aus dunklem Eulenhorste,
mit anderen aufgestellt
in Cassel auf dem Forste.
Geladen sind die Waffen schon,
die Augen sind verbunden,
die sieht Jerome den „Schneidersohn“
und „Halt“ lässt er verkünden.
Ihm schien es fast als wie ein Traum
und konn‘t es nicht kapieren,
dass so ein „Gnom“ zwei Ellen kaum,
auch könnte rebellieren.
Er fragt – schon zittert manchen Helm –
die Todeskandidaten:
Wer ist von euch der große Schelm,
der riet zu euren Taten?“
„Ich“, sprach darauf das Schneiderlein,
„ich war’s auch, der geschossen.“
Da tanzte „Lustig“ wie voll Wein,
von Lachen übergossen.
Doch jetzo ging er ins Gericht
mit seinen Plünderhorden,
weil sie vor solchem kleinen Wicht
so schwankend sind geworden.
Er tobte: „Hunde, scarableu,
lauft fort vor solchem Helden!
Das lass ich euch, non dit dieu,
bei Teufel einst entgelten!“
Kehrt marsch, ihr seid nicht wert, auf Eh’r,
den Wicht zu füsilieren!
Ihr aber und auch du, mon cher,
könnt frei nach Haus spazieren.“
Da atmeten die Sünder auf,
ob solchem gutem Ende,
unter dankbar küßten drauf und drauf
sie „Stangenmännchens“ Hände.
Sie haben dann den kühnen Zwerg
hoch auf den Schild genommen,
und seitdem heißt’s in Spangenberg:
„Lott’s erscht mol dazu kommen,“
So ist’s geschehen eins vor Zeit‘
in Spangenberg in Hessen,
doch „Stangenmännchen“ haben heut‘
die Leute längst vergessen.
Also hat die Geschichte ein gutes Ende gefunden. Es wird alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird. Egal was im Leben passiert, seht es nicht negativ – macht es wie der Stangemann „Lott’s erscht mol dazu kommen.“