Märchenwald
Hatten die Challenge-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer am 01. September den Aufstieg von Spangenberg auf die Höhe geschafft und konnten nun beim Gehen mehr entspannen, trafen sie rechts am Wegesrand auf sechs säulenartige Gebilde, die sich durch ihr Rostrot auffällig vom Grün des Waldes abheben, denn im Komplementärkontrast, hier Rot-Grün, erhalten die Farben noch mehr Leuchtkraft.
Peter Hecht hat hier fünf Tiere, die in unserer Gegend heimisch waren, aber ausgestorben sind, sowie eine Eule in kompakt blockhafter Darstellungsweise geschaffen. „Bezugspunkt der Arbeiten ist die prähistorische Tierdarstellung verschiedener Kulturen, in denen eine tiefe Achtung vor der Natur sichtbar wird,“ sagt der Künstler über seine Werke. Hier hat er sich an einer indianischen Gestaltungsweise orientiert, bei der die Tierwesen wie Baumstämme aufrechtstehend ihren Blick gen Himmel richten. Die weise Eule, Mittlerin zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die die Wanderer mit ihrem typisch weit gedrehten Kopf (möglich wird diese Beweglichkeit durch 14 Halswirbel, alle anderen Wirbeltiere haben nur 7) eindringlich fixiert, erzählt vom Untergang dieser fünf Arten. Lange Zeit war der Elch, die größte Hirschart, in ganz Europa heimisch. Durch Bejagung und Lebensraumverlust wurde der Elch bei uns im 20. Jahrhundert ausgerottet. Dank strenger Schutzvorschriften und Jagdverbote kehrt er vor allem aus Polen und Tschechien ganz, ganz allmählich nach Deutschland zurück. – Das Auerhuhn bewohnt lichte Bergwälder und besiedelte in Deutschland früher einen breiten Waldgürtel vom Spessart bis zum Thüringer Wald. In Deutschland gibt es nur noch einzelne Vorkommen im Schwarzwald, Bayerischen Wald, im Fichtelgebirge, im Hochsauerland und am Nordalpenrand. Das Auerhuhn lebt fern vom Menschen in alten Nadelwäldern in Bergregionen. Eine ausgeprägte Bodenvegetation sowie Ameisennester und Heidelbeeren sind oft Bedingungen für das Vorkommen des Auerhuhns. Durch intensive Forstwirtschaft, die eine Störung der natürlichen Waldvegetation bedeutet, ist das Auerhuhn hier schon längst ausgestorben und allgemein in Deutschland vom Aussterben bedroht. – Schrumpfende Lebensräume und Jagd führten ab dem 11. Jahrhundert zum Rückgang der Wisent-Populationen in Europa. Vor hundert Jahren waren die imposanten europäischen Bisons beinah ausgestorben. In Brandenburg wurden ab 2010 Wisente in der Döberitzer Heide ausgewildert; inzwischen umfasst die Herde rund 130 Tiere. Das 1860 Hektar große Gebiet liegt auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz, auf dem auch zahlreiche Wildpferde und ein Wolfsrudel leben. Im Jahre 2013 wurde im Rothaargebirge eine achtköpfige Wisentherde ausgewildert. Damit leben nun erstmals seit einem halben Jahrtausend wieder eine kleine Zahl Wisente frei auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Wölfe haben sich hier zaghaft wieder angesiedelt. Für das Monitoringjahr 2023/2024 geht der DBV von 1.800 bis 3.300 Tieren in Deutschland aus. Wölfe wurden in ganz Europa gejagt und verfolgt und starben in den meisten Teilen Westeuropas aus, wobei sie sich in Ländern wie Italien, Polen und Bulgarien hielten. Obwohl der Wolf in vielen Menschen hierzulande eine Urangst weckt, ist das Wildschwein das gefährlichere Tier im Wald. Das ist um Gottes Willen aber kein Grund, es auch auszurotten! Denn Waldtiere werden zugunsten lukrativer Waldwirtschaft zurzeit unverhältnismäßig stark bis kurz vor der Ausrottung dezimiert, so dass sich Jäger bereits große Sorgen um die genetische Vielfalt u.a. des Rotwildes machen (HNA Hef.-Rof. 24. Juli 2024). Gäbe es noch genügend Wild im Wald, müssten sich auch Schafszüchter nicht vor Wolfsangriffen sorgen und nach Wiederabschusserlaubnis der wenigen Wölfe in unserer Gegend rufen. – Vor fast 200 Jahren – genauer im Jahr 1835 – wurde der letzte in Deutschland heimische Bär in der Nähe vom bayerischen Ruhpolding erlegt. Der europäische Braunbär war damit deutschlandweit ausgerottet. In Deutschland gibt es auch heute keine freilebenden Braunbären mehr.