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Söhrewaldbote
Ausgabe 13/2024
Vereine und Verbände
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NABU Söhrewald

Am 14.3.24 hat der NABU in Kooperation mit dem BUND, dem Verein zur Förderung der natürlichen und sozialen Umwelt sowie Alles im grünen Bereich die Veranstaltung „Hochwasserschutz in Siedlungsgebieten“ durchgeführt.

Etwa 80 Besucherinnen und Besucher folgten den faktenreichen Ausführungen von Prof. Dr. Carsten Dierkes vom Forschungsinstituts H2O Research, Münster, der sehr überzeugend ausführte, dass durch eine Vielzahl unterschiedlicher dezentraler Maßnahmen Regenwasser bis zu 100% auf den Grundstücken der Eigentümer versickern kann. Die Kanalisationssysteme würden damit deutlich entlastet und die Überflutungsgefahren reduziert. Die bisherige praktizierte Entwässerung ohne Einbeziehung von Versickerung sollte längst der Vergangenheit angehören.

Nicht nur Grundstücke sind zur Verhinderung von Niederschlagsfluten wichtig, sondern auch Straßen. Die Verwendung neuer Straßenbeläge, sogenannter Hybridsteine, können zur Versickerung beitragen. Beispiele aus Berlin Marzahn und anderen Städten zeigen, dass bei Straßenzügen, die mit Hybridsteinen gepflastert wurden, gänzlich auf Kanäle verzichtet werden konnte. Solche Systeme zur Entwässerung und gleichzeitigen Grundwasserneubildung sind mittel- und langfristig sogar günstiger als übliche Kanalsysteme.

Der Bau von Zisternen in Privathaushalten und Gewerbe, das Anlegen von Gründächern mit ergänzender Wasserrückhaltung, der Bau von Rigolen (unter der Erde installierte Pufferspeicher), Begrünung, innerstädtische Verdunstungsmulden u.a.m. ergänzen die Möglichkeiten Niederschläge aufzufangen, zu versickern und zu nutzen. Der ehemals von starken Überflutungen betroffenen Stadt Singapur, mit jährlich von mehr über 2000mm Niederschlag (etwa dem Dreifachen von Kaufungen), gelang es, durch eine Vielzahl von Maßnahmen den urbanen Raum in den letzten 30 Jahren zu entsiegelt. Überschwemmungen gehören dort inzwischen der Vergangenheit an. Der Referent zeigte, dass die von 1950 bis 2010 in Kaufungen aufgetretenen Starkniederschläge, mit nur einer 4cm Schicht an Hybridsteinen auf den Straßen, die aufgetretenen Überflutungen hätten verhindern können. Entsiegelungsmaßnahmen werden damit auf privaten und mehr noch auf gewerblichen und öffentlichen Flächen letztlich günstiger als der Bau immer größerer Kanalsysteme.

Die rege Diskussion zeigte das Interesse der Besucher und ihre Bereitschaft, über solche Systeme in ihrem eigenen Bereich nachzudenken.

Sehr deutlich wurde, dass es sehr gute dezentrale nachhaltige Alternativen zum Hochwasserschutz im Lossetal gibt. Dem Wunsch weitere hochqualifizierte Veranstaltungen zur Realisierung eines nachhaltigen Hochwasserschutzes zu Forst- und Landwirtschaftsflächen zu organisieren, wollen die Veranstalter nachkommen.