Realisierte dezentrale Maßnahmen
Auf Einladung von „Naturschutzbund Deutschland e. V.“ (NABU), „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), „Vereins zur Förderung der natürlichen und sozialen Umwelt“ und von “Alles im grünen Bereich“ fand am 15. September eine Exkursion zu schon realisierten nachhaltigen Hochwasserschutzmaßnahmen in Kaufungen statt.
Zunächst besichtigten die etwa 15 Teilnehmenden die Agroforstmaßnahmen von „Alles im grünen Bereich“ links der Niester Straße zwischen Ortsausgang Oberkaufungen und Parkplatz Königsalm. Der Kaufunger Landwirt Max Fahrendorf erläuterte die angelegten Pflanzungen.
Auslösender Moment für die Pflanzungen war nach seinen Worten ein Starkregenereignis im Jahr 2018, bei dem die gepflanzten Kartoffeln von den Äckern weggeschwemmt wurden. Da mit dem Klimawandel verstärkt mit solchen Wetterextremen und damit verbundenen Ernteausfällen zu rechnen ist, entschloss sich der Betrieb „Alles im grünen Bereich“, Agroforstmaßnahmen an diesem Hang mit Doppelneigung zu implantieren.
Vor ca. 18 Monaten wurden die Pappel-Doppelreihen gepflanzt, die heute etwa dreieinhalb bis vier Meter Höhe haben. Der Abstand zwischen den Reihen ist so gewählt, dass er mit den vorhandenen landwirtschaftlichen Maschinen problemlos befahrbar ist. In der konventionellen Landwirtschaft ist der Abstand mit 35 Metern etwas breiter als auf den besuchten Flächen, damit die Pflanzreihen auch mit der Spritze gut befahrbar sind. Wichtiger positiver Effekt ist der Erosionsschutz, der den für die Landwirtschaft so wichtigen Humus auf der Fläche hält und nicht in die Losse schwemmt. Damit wird auch der Ernteertrag gesichert. Natürlich bedeuten die Pappelreihen eine Verringerung der Fruchtanbaufläche und damit weniger Ertrag. Dieser wird zum großen Teil aber durch den Verkauf der Pappeln als Hackschnitzel ausgeglichen. Alle acht Jahre werden die Pappeln von Maschinen geerntet und direkt zu Hackschnitzeln verarbeitet. Einige Bäume bleiben stehen und werden nach etwa 20 Jahren als hochwertigeres Bauholz verkauft. Nach der Pflanzung benötigen die Pappeln keine weitere Pflege.
Max Fahrendorf erläuterte weitere positive und negative Effekte des Agroforsts auf den Ernteertrag. Insgesamt rechnen sich die Maßnahmen betriebswirtschaftlich und mit EU-Förderung derzeit geradeso. Die langfristigen positiven Effekte, insbesondere durch den Erhalt der fruchtbaren Bodenkrumme, sind zwar unbestritten, es fehlen aber noch betriebswirtschaftliche Rechenmodelle, um diese genau zu kalkulieren. Er geht von einer langfristigen Rentabilität aus. Agroforstmaßnahmen sind durch den Gesetzgeber erleichtert worden, da auch die Baum- und Strauchreihen als Landwirtschaft gelten und daher Konflikte der Landwirte mit dem Naturschutz ausgeschlossen sind.