Sie haben historische Aufzeichnungen gewälzt und Fotos ausgegraben, Speisen, Getränke, Unterhaltung und Musik organisiert und sind bereit zum Feiern: Das Kirchenschiff der St. Petrus Kirche in Landwehrhagen wird 200 Jahre alt, und das Festkomitee der Kirchengemeinde bietet vom 15. bis zum 22. Juni 2025 dazu Unterhaltsames, Informatives und Geselliges. Rund um die Kirche und in der Kirche wird gefeiert, sagt Kirchenvorstands-Vorsitzende Silvia Riemenschneider, die zugleich Küsterin ist. Sie sowie die KV-Mitglieder Christina Liese, Dirk Basel, Julia Basel und Jutta Appel haben gemeinsam mit Klaus-Dieter Bauer, ehemaliger Heimatpfleger, und Pastor Frank Meier das Programm vorbereitet.
Am Sonntag, 15. Juni, steigt ab 11 Uhr das Gemeindefest rund um die Kirche (bei Schlechtwetter im Gemeindehaus). Für die Kinder steht eine Hüpfburg bereit. Es gibt hausgemachten, gespendeten Kuchen, Bratwurst, Reibekuchen, Getränke, Musik und Tanz. Zu hören und zu sehen sind: 11 Uhr, Posaunenchor. 12 Uhr, Shanty-Chor.
13 Uhr, Swinging Blue Jeans. 14 Uhr, Shanty-Chor. 15 Uhr, Tanzkreis der Kirchengemeinde. Um 17 Uhr beginnt in der Kirche ein Konzert mit dem Chor ConTakt Staufenberg-Dransfeld.
Ein Orgelkonzert mit Ina Glöckner erklingt am Samstag, 21. Juni, ab 17 Uhr in der Kirche.
Am Sonntag, 22. Juni, beginnt um 13 Uhr der Festgottesdienst, anschließend werden Kaffee und Kuchen gereicht.
Von Montag, 16. Juni, bis Freitag, 20. Juni, kann in der Kirche jeweils von 14 bis 17 Uhr eine Ausstellung mit Bildern aus alter und nicht ganz so alter Zeit besucht werden. Dazu hat das Orga-Team unter anderem viele
Konfirmationsfotos zusammengetragen. Zum Teil konnten die Mitglieder dafür auf die Chronik der Kirchengemeinde zugreifen, die Pastor Günther Schaefer 1971 angelegt hat und die seitdem gepflegt wird. Ältere
Bilder stammen aus privatem Besitz. Auch Aufnahmen anderer Ereignisse sind dabei. Ergänzend zu den ausgestellten Fotos läuft eine digitale Fotoschau.
Imposant erhebt sich der Kirchenbau in Landwehrhagen an der Hannoverschen Straße. Ganz modern wurde das neue Kirchenschiff im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts im klassizistischen Stil errichtet. Passend dazu sind auch seine Maße. St. Petrus biete Platz für fast 350 Personen, sagt Pastor Frank Meier, was sehr groß dimensioniert sei.
Ein Blick auf alte Ortspläne mache deutlich, wie riesig das Bauwerk damals im Dorf gewirkt haben muss, ergänzt Christina Liese. Es war als Jahrhundertbauwerk geplant und auf Zuwachs ausgelegt, ein Prestige-Projekt in einer wohlhabenden Gegend. Die Pläne stammten vom Architekten und kurfürstlichen Baumeister Johann Conrad Rudolph aus Kassel, sodass gewisse Ähnlichkeiten mit stattlichen Bauten in Kassel sicher kein Zufall seien, zitiert Horst Wollmert in seinem 2006 erschienenen Buch über Landwehrhagen den Sachverständigen Dr. Ulfried Müller (Landeskirche Hannovers). Die Bauausführung hatte der Mündener Landbauverwalter Vick.
Klassizistisch auch das Innere von St. Petrus: Mit den vielen Säulen habe der Kirchenraum etwas von einem Tempel, sagt Pastor Meier, und ist sogar teilweise tapeziert. Die Sakraltapeten mit Ornamenten in französischem Stil stammen vermutlich aus der Tapetenmanufaktur I.C. Arnold, Kassel, handgedruckt auf hochwertigem Papier und mit Illusionsmalerei versehen durch den Mündener Maler und Zeichenlehrer Kellermann. Da muss man mitunter schon sehr genau hinsehen, um zu erkennen, dass es sich um zweidimensionale Bilder und nicht um Reliefs handelt.
Auf jeden Fall war auch diese Innengestaltung absolut auf der Höhe ihrer Zeit. Das Kirchenschiff ist weitestgehend im Originalzustand erhalten, sieht man von Installationen wie dem Einbau einer Heizung einmal ab. Auch ein Feuer, dass im Zuge von Bauarbeiten im Dachstuhl des Kirchenschiffes im Februar 2003 ausbrach, hatte den Kirchenraum zum Glück nicht erfasst.
Vier Jahre war am Kirchenschiff gebaut worden, nachdem der Vorgängerbau wegen Baufälligkeit hatte abgerissen werden müssen. Zur Einweihung 1825 gab es Geschenke aus England, wo mit George III. ein Deutscher auf dem Königsthron saß. Auf Initiative von Pastor Dr. theol. Johann Hartmann Wilhelm Küper aus Münden, der als Hofkaplan an der deutschen Hofkapelle in London wirkte, stifteten die Prediger der Kapelle in Leder gebundene Bibeln für alle, die am Bau des neuen Kirchenschiffes beteiligt waren, berichtet Silvia Riemenschneider. Eine dieser Bibeln hat das Orga-Team in Landwehrhagen ausfindig gemacht, und sie wird in der Ausstellung während der Festwoche zu sehen sein.
Der Turm von St. Petrus stand übrigens schon im 14. Jahrhundert. Als Wehrturm hat er nicht nur Schall-Luken, sondern auch Schießscharten. Eine Mauer und ein Wassergraben umgaben die Kirche, die damit eher wie eine Burg ausgesehen haben muss. Erst, nachdem in den 1960er Jahren der westliche Kirchgraben zugeschüttet worden war, wird der Eingang an dieser Seite als Hauptportal genutzt.
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