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Heimatzeitung der Gemeinde Staufenberg
Ausgabe 36/2024
Heimatpflege
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Das Sängerfest am 16. Juni 1957 in Nienhagen

Von Erich Haldorn

Bevor ich die Vorbereitungen und die Abläufe vom Sängerfest 1957 beschreibe, mochte ich einige Vorbemerkungen zu den wöchentlichen Übungsstunden machen.

In Nienhagen hatten wir 1957 zwei Gastwirtschaften, die aber nicht von den Erträgen vom Ausschank in den Gaststätten ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Es waren die Erträge der Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle

Beide Gastwirte waren Mitglied im Männergesangverein. Somit wurde alle vier Wochen im Wechsel die wöchentlichen Übungsstunde vom Verein abgehalten. Für die Wirte blieb stets eine zusätzliche Einnahme vom Verzehr der Sänger übrig.

In der Gasstätte saßen die Chorstimmen: 1. Tenor, 2. Tenor, 1. Baß und 2. Baß jeweils an einem Tisch zusammen. Das Bierglas hatte der Sänger somit in der Nähe.

Dieses änderte sich, als Herr Germer die Chorleitung übernahm. Trotz einiger Gegenstimmen wurde nun im Halbkreis im Lokal oder auf dem Saal die Übungsstunde abgehalten. In der Halbzeit wurde eine Pause eingelegt, wo man dann zum Bierglas greifen konnte.

Auch ich ich wollte 1953 dem Verein beitreten. Ich ging in die erste Übungsstunde im Lokal Karl Gerwig. Chorleiter war Karl Thiel aus Escherode. Ich musste mich neben das Klavier stellen, Thiel sagte: „ Ich will dich erst einmal prüfen in welche Chorstimme Du passt“. Er spielte die Tonleiter auf den Klavier und ich musste dazu mit summen. Dann sagte Thiel: „Du kommst in den 2. Tenor“. Somit war ich dann 55 Jahre bis nach dem 125-jährigen Stiftungsfest vom Männergesangverein Nienhagen 2007 im 2. Tenor, als aktiver Sänger.

Höhepunkte im Sänger leben waren die alljährlichen Sängerfeste, welche mit großen Aufwand vorbereitet werden mussten. An mehreren Sänger-festen wurde teilgenommen. Vom einladenden Verein wurde schriftlich um Teilnahme gebeten. In der Übungsstunde verlas der Vorsitzende den Brief und nach einer Diskussion wurde meistens zugestimmt teilzunehmen. Die Vereinskassen waren nicht besonders gefüllt und man ging zu Fuß in die Nachbardörfer. Obwohl stets ein Fass Bier bei dem gastgebenden Verein auf den Tisch kam und bezahlt werden musste.Wenn möglich, gingen Ehefrauen und Kinder mit. Natürlich musste auch die Vereinsfahne mitgenommen werden. Der Fahnenträger war meistens ein jüngerer Sänger.

1957 hatten wir in Nienhagen mit 31 Sängern unser 75-jähriges Bestehen zu feiern. Ein Festausschuss wurde gebildet.

Die Frauen der Sänger hatten eine Fahnenschleife gestiftet die an der der Vereinsfahne befestigt wurde. Das Dorf war mit Girlanden und Fähnchen geschmückt. 12 Vereine wurden eingeladen. Außer den Vereinen aus dem Obergericht, waren auch die Verein aus Kleinalmerode, Bonaforth und Laubach eingeladen.

Man kannte noch keine Festzelte. In der Forstgenossenschaft wurden Fichtenstangen eingeschlagen und ein Gerüst mit Erntetücher der Landwirte als Bedachung aufgestellt. Für die Sänger zum Vortrag ihrer Chorsätze wurde ein erhöhtes Podium errichtet.

Begonnen hatte der Tag mit einem Festgottesdienst mit Pastor Heinrich. Am Ehrenmal wurde ein Kranz für die Gefallenen und verstorbene Sänger niedergelegt.

Die auswärtigen Vereine wurde am Dorfeingang vom Vorsitzenden Rudolf Kolbe und einer Abordnung mit der Fahne und der Kapelle Schnittger aus Hann. Münden abgeholt.

Die Fahnen der geladenen Vereine wurden in einem Fahnenhalter gestellt. Die Eintrittskarten wurden von den jeweiligen Kassierer bei unserem Kassierer bezahlt und jeder Sänger erhielt ein Bändchen, das am Jackett befestigt wurde.

Nachdem alle Vereinen eingetroffen waren, begann die Aufstellung der Vereine für den Umzug. Für jeden Verein hatte man ein Schild mit den Namen Ortschaft. Von den Schulkindern wurden die Schilder vor dem Verein getragen. Die Kapelle führte den Umzug an, dann der Vorsitzende mit den Repräsentanten vom Landkreis und Vertreter vom Fulda-Werra-Weser Sängerkreis. Der örtliche Verein schloss sich an.

Nach dem Umzug wurde vom Vorsitzenden Rudolf Kolbe die Festansprache vorgetragen. Oberkreisdirektor Ronge überbrachte die Glückwünsche vom Landkreis und würdigte die kulturelle Arbeit des Gesangvereins. Hermann Hitzing als Vorsitzender vom Fulda-Werra-Weser Kreis ehrte verdiente Sänger. Chorleiter Walter Germer wurde für 40 Jahre Tätigkeit als Chorleiter geehrt. Die Gastvereine trugen dann durch ein Freundschaftssingen zur würdigen Gestaltung des Jubelfestes bei. Allerdings hatten die meisten Wirte ihren Ausschank vor dem Singen eröffnet und die vorgetragen den Chöre wurden gestört. Bis zum späten Nachmittag blieben die Gäste unter freundschaftlichen Miteinander, zum Teil an der Theke, beisammen.

Der Abend vereinte die Einwohner und Gäste zum Tanz im Gasthaus Schulte.

Bereits im September desselben Jahres wurde in Nienhagen das 50 jährige Bestehen vom Posaunenchor mit über 100 Bläsern gefeiert. Somit war das Jahr 1957 in Nienhagen ausgefüllt mit zwei großen Ereignissen.