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Vellmarer Blättchen
Ausgabe 8/2025
Stadt-Info
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Aktuell

Siehst du die Menschen in den Einkaufspassagen? Jugendliche, Mädchen und Jungen mit ihren Klamotten auf der Suche nach den angesagten Marken und neuesten Trends. Adidas, Nike, Puma, Esprit, Jack Wolfskin, Zara und viele weitere. Marken mit Zeichen, die so präsent vor meinem Auge sind und dennoch so wenig aussagen.

Und dann das eine Mädchen unter ihnen. Ein einfaches Shirt mit diesem Wort in der Mitte: Serendipity. Das T-Shirt war als Wörterbuch-Artikel gestaltet, denn darunter stand eine Erklärung, wie man sie im Duden finden könnte. Ein Wort, präsent mit einer Botschaft, die jenes Mädchen beim Shoppen verkörperte. Ein Wort, das Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Ein Begriff, den es im englischsprachigen Raum, aber nicht bei uns in Deutschland gibt.

Serendipity – das bedeutet: Die glückliche und unerwartete Entdeckung von etwas Bedeutsamen, während man eigentlich etwas anderes sucht.

Das Absichtslose. Das Überraschende. Das Unerwartete. Serendipity.

Ein Begriff, der das Christentum und die Osterbotschaft erstaunlich gut verkörpert: Erwartung um Erwartung wird in Gott hineingelegt, Wunsch um Wunsch wird ihm auferlegt. Der größte König unter allen Königen soll er sein, damit er mit Gewalt und Härte herrscht! Und was macht er? Er durchkreuzt am Kreuz auf Golgatha mit einem Schlag alles.

Die Ostergeschichte könnte ein großer Krimiroman mit vielen Wendungen sein. Auf den ersten Blick ist es ein Fest des Jubels mit dem Einzug in Jerusalem an Palmsonntag, auf den zweiten Blick ist es ein Scheitern am Kreuz und auf den dritten Blick ist es ein Sieg über alle Grenzen hinaus aus dem Felsengrab hinaus. Ein Sieg, den viele gar nicht mehr gesucht hatten.

Ich freue mich, suche den König und finde nur den Knecht. Enttäuscht wandere ich mit Jesus, zeige ihm meinen Frust und meine Wut darüber, dass er nicht das ist, was ich haben will. Ich stehe am Kreuz und frage mich: Warum konntest du nicht mehr sein?

Inmitten des Tals werde ich dann etwas finden, dass ich niemals erwartet hätte. Kleine Ostergeschichten in der großen Ostergeschichte. Ich finde Simon von Kyrene, der das Kreuz von Jesus schultert und seine Last mildert. Ich finde unter dem Kreuz einen römischen Hauptmann, der kein Jude ist und als erster von allen Heiden bekennt: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ Ich höre von den Frauen, die als erstes nach der Kreuzigung am Grab waren und eine Botschaft mitbringen, die unfassbar scheint.

Wer den Himmel im Christentum sucht, wird zunächst auf der Erde enttäuscht werden. Jesus von Nazareth – ein Gott, der laut Paulus ein Knecht wurde, um dann vom tiefsten Tal in die himmlischste Höhe aufzufahren.

Die Ostergeschichte ist eine der größten Überraschungsgeschichten, die es auf der Erde gibt. Nicht weil Gott sich selbst dahingibt, sondern weil ich als Christ im Leben von Jesus von Nazareth ständig etwas finde, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

Serendipity – das Ostermotto, welches ich Dir heute an das Herz legen darf. Mit offenen Augen durch die Welt gehen und die einst vorgenommene Suche vernachlässigen, um sich von Gottes Spuren überraschen zu lassen. Die Geschichte rund um die Auferstehung Jesu soll den Geist schulen, um für Gottes Überraschungen offen zu bleiben.

Daher mach Dich los: Geh spazieren, nimm dir schöne Dinge mit deinen Liebsten vor und tu, was dir gut tut. Doch habe im Hinterkopf: Gott wirkt zu einem Zeitpunkt an einem Ort, mit dem Du selbst nicht rechnen würdest. Die größte Überraschung war es einst, eben jene alten Worte zu hören: „Er ist erstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.“

Sei gespannt, was dich erwartet: Serendipity.

Ihr Pfarrer Dave Kulik