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Blick in unsere Grossgemeinde
Ausgabe 39/2024
Vereine und Verbände
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Hallo Marienhagener

Historie 46

1959: Der Kindergarten Marienhagen

Schon lange vor dem Neubau des jetzigen Marienhagener Kindergartens hinter dem imposanten Gebäude der Volksschule im Schulweg und dem angegliederten Umbau der Klassenräume der Schule für die so wichtigen Aufgaben des Kindergartens hatte die Gemeinde Marienhagen bereits eine eigene Einrichtung für die Kleinsten des Dorfes.

So zog der Dorf-Kindergarten seit dem mutigen und zugleich weitsichtigen Bau der Turnhalle (Richtfest 1926) in der „Kahne“ schon bald in einen schönen Nebenraum dieser tollen Halle am großen Sportplatz ein. Ziemlich genau dort werden am „Tag der deutschen Einheit“ (03. Oktober 2024) die Anmeldungen zum traditionellen Ortsstraßenlauf des TV 1992 Marienhagen entgegengenommen.

Unser Foto aus den Jahren 1958 oder 1959 zeigt die Kindergartenleiterin Maria Schieberl zusammen mit 15 Mädchen und Jungen sowie einem Mann. Frau Schieberl war im Mai 1946 nach der Vertreibung aus dem Sudetenland zusammen mit vielen anderen Sudetendeutschen und Egerländern nach tagelanger Bahn-Odyssee quer durch Süddeutschland am Bahnhof Itter in einem Viehwaggon angekommen. Der damalige Kreis Mies im heutigen Tschechien war einst die Herkunftsregion der Heimatvertriebenen gewesen. Sie und viele anderen Menschen fanden ein neues Zuhause in Marienhagen und nahezu allen Nachbardörfern… Der große Lastwagen mit dem langen Auflieger auf dem Sportplatz belegen wohl, dass es einen besonderen Anlass für den Besuch des aktuell noch unbekannten Mannes gegeben haben mag. Die erkennbare Treppe am Ende des Fahrzeuges deutet darauf hin, dass die Kinder zusammen mit Frau Schieberl den LKW-Auflieger mit den weißen Gardinen an den Fenstern sicher auch von innen kennenlernten. Eventuell handelte es sich damals um eine „Medizinische Vorsorge-Maßnahme“. Auch die Vorführung eines 16-mm-Filmes könnte dort die Marienhagener Dorfkinder erfreut haben. Da ein Junge (Heinz-Georg) ein Eintrittsfähnchen angesteckt (bekommen) hat, wäre jedoch auch ein nahes Fest im Ort denkbar… Ob die kleinen Mädchen und Jungen von damals oder die Familie von „Tante Schieberl“ dies wohl noch wissen?

1924: Familie Lohof beim Sonntagsspaziergang

Gut gekleidet unternahm ein Teil der Familie Lohof aus dem Haus „Mittelweg 4“ einen der beliebten sonntäglichen Spaziergänge. Genau vor hundert Jahren entstand die Aufnahme im Jahr 1924. Vorne sitzt Wilhelmine Lohof, geborene Knoche. Ihr elterliches Haus gehört zur Hofanlage „Schulweg 16“. Ihr Ehemann Heinrich Lohof war bereits 1910 in Marburg/Lahn mit nur 45 Jahren verstorben.

Hinten stehen (von rechts) Eliese Lohof, geborene Heckmann, und ihr Ehemann Friedrich Lohof, Steinbildhauer und Landwirt. Eliese Lohof hält die kleine Tochter Anneliese Lohof (als Erwachsene dann Kubat) in den Armen. Von den vier Brüdern, die gemeinsam auf dem Hof und Steinmetzbetrieb „Mittelweg 4“ neben der Kirche aufwuchsen, sind noch Karl Lohof (im Hintergrund) mit Ehefrau Lina Lohof (geborene Reuter) und Otto Lohof in froher Sonntagsstimmung abgebildet. Es fehlt an diesem schönen Tag Bruder Heinrich (später Betreiber eines Grabsteingeschäftes in Barsinghausen). Wilhelmine Lohof war die zweite Ehefrau von Heinrich Lohof, mit dem sie die drei jüngeren Söhne Heinrich, Karl und Otto bekam.

Luise Lohof, geb. Höhle, die Mutter des ältesten Sohnes Friedrich, war nur wenige Tage nach der Geburt des Kindes im Januar 1893 in Marburg/Lahn verstorben. Luise wurde nur 29 Jahre alt. Sie war die Jüngste von sechs Geschwistern aus dem „Garten-an-Garten-Nachbarhaus Hof Höhle“, dem jetzigen Hof „Mittelweg 2“. Leider gibt es von „der stets lebensfrohen und gutgelaunten Luise“ (eine Urgroßmutter des Schreibers dieser „Historie-Zeilen“ zur Geschichte des Dorfes ) wohl kein Foto mehr.

Die Großeltern von Luise Höhle (väterlicherseits), Johannes Höhle und Marie (beide geboren 1799 in Marienhagen) waren 1833 die Erbauer des oben erwähnten Fachwerkgebäudes „Mittelweg 2“.

Wilhelmine indes hatte nach dem Tod ihres Mannes Heinrich Lohof (1910) die Erziehung der vier jugendlichen Jungs und des Ältesten Friedrich (Fritz) zunächst fast alleine zu meistern. Allerdings lebte glücklicherweise ihr Schwiegervater, der ebenfalls Heinrich Lohof (geb. 1834) hieß, noch mit im Bruchsteinhaus „Mittelweg 4“ und war eine wertvolle Unterstützung, insbesondere auch nach der Fertigstellung des neuen Gebäudes in 1907.

Die Brüder Friedrich und Otto Lohof sowie freilich auch die Ehefrauen Eliese Lohof (von Friedrich) und Lina (von Otto), aber auch die vorne sitzende und sehr liebevolle Großmutter Wilhelmine (geb. 1862) waren zusammen mit vielen anderen Menschen des Dorfes äußerst engagiert bei der Gründung des Turnvereins im Jahr 1922. Wilhelmine Lohof starb 1936. Adolf und Anneliese (später Kubat) sowie sehr viele Mädchen und Jungen aus Marienhagen konnten in den Folgejahren und späteren Jahrzehnten tolle sportliche/turnerische Erfolge feiern. Der hier auf dem Foto aus 1924 sechsjährige Adolf Lohof kam nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurück, er fiel mit nur 23 Jahren als Soldat im fernen Russland.

Fotos: Sammlung Anneliese Kubat, Karl Weisheit, Hans-Friedrich Kubat