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Ausgabe 42/2025
Vereine und Verbände
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Förderkreis 'Synagoge in Vöhl' e. V.

Vöhl erinnert weiter an die auch jüdische Vergangenheit des Dorfes und setzt damit auch aktuell ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus.

Am Samstag, 18. Oktober, beginnt um 10 Uhr am Haus Arolser Str. 14 die nächste „Haustafel-Aktion“ des Förderkreises für die Vöhler Synagoge. Dort lebten Mitte des 19. Jahrhunderts die aus Eimelrod stammende Familie Salberg und von den 1880er Jahren bis 1934 die Familie Kaiser. Ferdinand und Ida Kaiser starben später im Konzentrationslager Theresienstadt. Es geht dann weiter zum von Levi Blum erbauten Haus Arolser Str. 10. Bis 1940 wohnten dort die Frankenthals. Hermann Frankenthal kam bereits 1920 bei einem Postkutschenunfall ums Leben. Seine Frau Emma starb 1940 und war die letzte, die auf dem Vöhler jüdischen Friedhof beerdigt wurde. Tochter Bertha wurde 1941 nach Kaunas deportiert und erschossen. Tochter Sophie und ihr Ehemann Emanuel Nussbaum starben in Auschwitz bzw. Theresienstadt. Das dritte Schild wird am Haus Kirchweg 4 befestigt, in dem die Kugelmanns wohnten. Die Alten starben „rechtzeitig“ vor der Machtübernahme der Nazis; ihre Kinder emigrierten „rechtzeitig“ in die USA, mit Ausnahme von Max, der als Soldat im 1. Weltkrieg „für Deutschland“ starb, und Antonie, die im Vernichtungslager Chelmno in der Nähe von Lodz im Gaswagen den Tod fand.

Beispiele für Haustafeln aus vergangenen Jahren (für das Haus der Mildenbergs wurde ein Foto eingefügt, weil das Haus nach dem Krieg abgerissen wurde und also nicht mehr zu sehen ist.)

Seit 2021 wurden in Vöhl und Marienhagen bisher 10 solcher Tafeln befestigt. Besonders emotional war die vorjährige Aktion, als zahlreiche Nachfahren Vöhler Juden vor Ort waren und selbst die Geschichte ihrer Familien beim Anbringen der Tafeln erzählen konnten. Einige dieser Informationen stehen auf den Tafeln. Das Besondere allerdings ist ein QR-Code, über den Handybesitzer auf die Website der Vöhler Synagoge geleitet werden, wo sie zu allen Personen noch viel mehr Details erfahren können. Die Idee zu den Haustafeln mit QR-Code hatte Karl-Heinz Stadtler: „Über die Tafeln und die QR-Codes können wir sehr viel mehr über die Vöhler jüdischen Familien vermitteln, als das mit Stolpersteinen möglich wäre. Die Biografien auf der Website bieten auch Geschichtsunterricht, weil die Nutzer viel über das Leben in Vöhl vor allem im 19. und 20. Jahrhundert erfahren.“

Die Umsetzung der Idee war Sache von Christian Schnatz von der Firma Hartenknapp in Dorfitter, der die Tafeln dreigliedrig gestaltete: Der obere Teil mit Familienname, Anschrift und Sternen, die an den Sternenhimmel in der Kuppel der Synagoge erinnern; einen mittleren Teil mit Informationen zu den Familien und dem unteren Teil, auf dem die Opfer von Judenverfolgung und Holocaust verzeichnet sind. Den QR-Code stimmt Schnatz mit Berthold Herberz ab, der für die Website der Vöhler Synagoge zuständig ist. Auf der Website gelangen die Interessierten auf die von Stadtler erarbeiteten Stammbäume und zu den Biografien einzelnen Personen.

Philipp Wecker, seit März Vorsitzender des Vöhler Vereins, ist den jetzigen Hausbesitzern dankbar, die das Anbringen der Haustafeln gestatten. Wecker: „Bisher hat niemand, den wir gefragt haben, die Genehmigung versagt. Das spricht für Anteilnahme und für ein Gefühl der Verantwortung für die deutsche Geschichte.“ Dank, so Wecker, gebühre auch dem Landkreis, der durch Fördergelder die Aktion in diesem, aber auch in früheren Jahren möglich gemacht habe.

Anna Ssobi Schwarz wird mit ihrer Querflöte den Weg zu den drei Stationen und den Abschluss in der Synagoge musikalisch begleiten. In der Synagoge lädt der Förderkreis dann zu einem Imbiss ein. Dort besteht auch die Gelegenheit zu Grußworten und zu Gesprächen mit alten und neuen Bekannten. Aus organisatorischen Gründen bittet der Förderkreis Interessierte um Anmeldung unter synagogevoehl@outlook. de.