In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, an einigen Orten auch Tage vorher und nachher, wurden auf Befehl von Hitler und Goebbels mehrere hundert, wahrscheinlich mehr als 1000 Juden in Deutschland ermordet, ungefähr 140 Synagogen und Beträume sowie viele tausend Geschäfte und Privathäuser zerstört. 30.000 jüdische Männer wurden willkürlich festgenommen und in die Konzentrationslager Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald gebracht. Mehrere hundert starben in Folge der unmenschlichen Haftbedingungen. Eines der Todesopfer war der Vöhler Gastwirt und Kaufmann Alfred Rothschild (übrigens ein hochdekorierter deutscher Soldat im 1. Weltkrieg), ein anderes der Frankenberger jüdische Lehrer Ferdinand Stern, der bis Mitte der 30er Jahre auch in Vöhl jüdischen Kindern Religionsunterricht erteilte. Schon in den vergangenen Jahren wurden die Juden ihrer bürgerlichen Rechte beraubt. Nach der Pogromnacht wurde es für sie immer schlimmer und gipfelte in der Ermordung von ungefähr 6 Millionen Kindern, Frauen und Männern.
Seit den 80er Jahren wird in Vöhl in der Martinskirche, seit Mitte der 90er Jahre von Kirche und politischer Gemeinde am Denkmal am Ortsausgang Richtung Alraft und seit dem Jahre 2000 in der Kirche und in der alten Synagoge an die Ereignisse jener Tage erinnert.
Am kommenden Sonntag jährt sich der 9. November zum 87. Mal. Um 20 Uhr findet die diesjährige Gedenkfeier in der Synagoge in der Mittelgasse statt. Die Namen der Opfer werden genannt, für jedes eine Kerze entzündet. Sahra Küpfer, Jüdin und Vorstandsmitglied des Förderkreises, die übrigens auch jüdische Musikstücke vortragen wird, wird das Kaddisch in der ursprünglichen Sprache Aramäisch vortragen, Pfarrer Günter Maier spricht die deutsche Übersetzung. Die Gedenkrede hält in diesem Jahr Philipp Wecker.
Übrigens ist die Liste der Opfer mit Bezug zu Vöhl länger geworden. Bei den Recherchen zu den kürzlich angebrachten Haustafeln musste festgestellt werden, dass nicht nur die in Vöhl geborene Minna Kaiser, sondern auch drei ihrer vier Kinder und mehrere Enkel nach Minsk deportiert und dort ermordet wurden. Erstmals werden auch deren Namen genannt werden.
Aufgabe dieser Veranstaltung und all jener ähnlichen Veranstaltungen überall in Deutschland in diesen Tagen ist die Erinnerung; Ziel der Erinnerung ist die Vergewisserung, dass sich Ähnliches nie wiederholen darf.
Der Förderkreis Synagaoge in Vöhl lädt herzlich zur Teilnahme ein.