Waren Sie schon einmal in einer Synagoge? Die nächsten Synagogen, in denen Juden ihre Gottesdienste feiern, stehen in Kassel, Marburg und seit zwei Jahren auch in Felsberg im Schwalm-Eder-Kreis. Das einzige Gebäude in Waldeck-Frankenberg, dem man noch ansieht, dass es mal eine Synagoge war, steht in Vöhl, Mittelgasse 9. Von außen ist es ein unscheinbares Fachwerkhaus mit grünen Balken. Man kann nicht erkennen, dass der Sakralraum rechts von der Eingangstür sich über drei Etagen erstreckt. Vieles ist noch erhalten: die Kuppel mit dem blauen Sternenhimmel, der an den Auszug der Juden aus Ägypten erinnern soll; die Empore, von der aus die Frauen und Kinder, den Gottesdiensten zuschauten; die undurchsichtigen Fenster, die verhindern sollten, dass Neugierige von außen hereinschauten; das David-Stern-Fenster, das allerdings bei der Renovierung des Gebäudes wieder an seinen Platz gesetzt wurde.. Vieles ist verschwunden: der Thoraschrein mit den Thorarollen, der Vöhler Thoravorhang (stattdessen hängt dort ein echter Thoravorhang aus New York), die Bima in der Raummitte, von der aus aus der Thora vorgelesen wurde. Es gibt sogar einiges, was die Juden, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts dort waren, nicht gesehen haben: ein Gemälde über der Eingangstür, mit dem die Juden der Gründungszeit der Synagoge ihrem Landesherrn huldigten, oder eines der Gitter der Empore, hinter denen die Frauen während der Gottesdienste saßen.
Im Obergeschoss hat der Förderkreis für die Synagoge ein kleines Museum eingerichtet, in dem viele Gegenstände gezeigt werden, die über die Religion, Geschichte und Kultur der Juden informieren.
Am kommenden Sonntag, 9. Februar, ist die alte Vöhler Synagoge von 15 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Um 15 Uhr kann man an einer kostenlosen Führung durch das Gebäude teilnehmen. Der Eintritt ist frei, doch hat der Verein nichts dagegen, wenn Sie am Ende des Besuchs, wenn’s Ihnen gefallen hat, eine kleine Spende in den Korb am Ausgang werfen.
Das Foto hat Daniel Baird, ein Urenkel der in Vöhl geborenen Ida Frankenthal Davidsohn, bei seinem Besuch im Jahr 2019 „geschossen“.