Eine colorierte Ansichtskarte zeigt um 1900 stolz den neuen Bahnhof
Die neue Eisenbahn eröffnete nicht nur Verdienstmöglichkeiten in den Kasseler Betrieben, sondern schuf auch Arbeitsplätze im Ort, wie für Bahnhofswart August Bettenhausen und Streckenwart Christian Weingarten.
Zum Eröffnungsabend „950 Jahre Körle“ gab es eine Bilderschau mit historischen Aufnahmen, die wir hier in Ausschnitten mit den dazugehörigen Erläuterungen zeigen. Eine große Auswahl an Fotos werden sie auch zum Festwochenende im Juni im Ortszentrum anschauen können.
In 1892 wurde der Körler Bahnhof als Haltestelle eingeweiht. Das kleine Bahnhofsgebäude bestand aus einem Stellwerk, dem Fahrkartenverkauf, Gepäckabfertigungsschalter und einem beheizbaren Warteraum. Zur Eröffnung der Bahnhaltestelle wurde von Lehrer Berge in der Schulchronik vermerkt:
„Eine große Menschenmenge hatte sich an dem kleinen, aber schön eingerichteten Bahnhof versammelt. Der Zug um 1 Uhr mittags wurde mit einem Hurrah! empfangen. Die obersten Mädchen überreichten je einen Blumenstrauß, eine Flasche Wein und eine schriftliche Begrüßung nebst Segenswunsch zur fernen Fahrt an den Maschinenführer und den Lokführer. Das übrige Zugpersonal bekam ein Fäßchen Bier. Als der Zug abgefahren war, hielt der Bürgermeister Zülch eine Ansprache, welche mit einem Hoch auf seine Majestät Kaiser Wilhelm II. endete; alle stimmten begeistert ein; dann sangen die Schulkinder „Heil Dir im Siegerkranz“. Ein fröhliches Treiben entwickelte sich nunmehr. Die Kinder sangen und spielten. Es wurden noch verschiedene Hochs angebracht. Man unterhielt sich, lachte und trank dazu. Auch die Schulkinder bekamen sämtlich Bier zu trinken. Die Bahnbeamten von Melsungen und Guxhagen waren in Gala erschienen. Bei Gastwirt Metz wurde die Feier fortgesetzt bis die letzten Züge zum Aufbruch mahnten. Der Gesangverein begleitete die Gäste mit einem Marsch zur Bahn“.
Für den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte liefen die Körler Einwohner vormals bis zu Fuß nach Kassel auf den Markt. Mit der Eröffnung des Bahnhofs erschlossen sich für die Dorfbewohner neue Verdienstmöglichkeiten in Kassel, z.B. bei Industriebetrieben wie Henschel, die übrigens auch die erste Dampflokomotive für die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn in 1848 geliefert hatten. Bereits 50-60 Leute pendelten um 1900 mit dem Zug zu Betrieben außerhalb.