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Vom Kuckuck und Esel (Guxhagen-Körle)
Ausgabe 22/2025
Aktuelles aus Körle
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Aktuelles aus Körle

Wohnberaterin Annika Quanz vom Pflegestützpunkt Schwalm-Eder klärte in der Gemeindebücherei über barrierefreies Wohnen auf

Selbstbestimmt wohnen im eigenen Zuhause – und das im Alter und/oder trotz körperlicher Einschränkungen. Das ist wohl der Wunsch der meisten, die im eigenen Haus wohnen. Das Problem: Gerade Fachwerkhäuser, wie sie zuhauf im Schwalm-Eder-Kreis zu finden sind, bieten ungezählte Barrieren. Das weiß Wohnberaterin Annika Quanz vom Pflegestützpunkt Schwalm-Eder nur zu genau. Sie ist derzeit nicht nur mit einer Vortragsreihe zum barrierefreien Wohnen im Landkreis unterwegs, sondern verschafft sich auch bei Hausbesuchen jede Menge Eindrücke vom Wohnumfeld älterer Menschen und gibt Tipps zum barrierefreien Umbau.

Im Rahmen der Vortragsreihe unter dem Motto „Das eigene Zuhause - ein Leben lang nutzbar“ informierte Annika Quanz jetzt auch bei einer Info-Veranstaltung in der Körler Gemeindebücherei und gab dabei auch hilfreiche Alltagstipps, die schnell und günstig umsetzbar sind.

Stolperfallen

Teppichläufer seien die Stolperfalle Nummer eins, erklärte Annika Quanz. Die Teppich-Ecken können sich umklappen und die Läufer verrutschen häufig, wenn man drüber läuft. Wer nicht auf die Läufer in der Wohnung verzichten wolle, könne Antirutschmatten verwenden und die Teppich-Ecken mit doppelseitigem Klebeband fixieren. Sicherer sei es jedoch, die Läufer zu entfernen.

Schlecht beleuchtete Kellertreppen stellten ebenfalls ein Sturzrisiko dar, weiß Annika Quanz. Abhilfe kann man ganz einfach schaffen: In Baumärkten gibt es Leucht-Klebeband, das auf die Stufen-Enden geklebt werden kann. Außerdem gibt’s Anti-Rutsch-Lack und -Klebeband. Dieses ist übrigens auch für die Dusche erhältlich.

Tipps fürs Bad

Wer sein Bad barrierefrei umbauen lässt, solle auch über die Investition in ein Dusch-WC nachdenken, rät Annika Quanz. Das ermögliche die Reinigung des Intimbereichs ohne die Nutzung von Toilettenpapier. Auch mit zwei gebrochenen Armen sei dann noch die Nutzung der Toilette sichergestellt. Sicherheitshalber solle man bei einem Umbau des Bades einen Stromanschluss in unmittelbarer Nähe der Toilette installieren lassen, um gegebenenfalls später – bei Bedarf – noch ein Dusch-WC installieren zu lassen. Apropos Steckdosen: Elektroinstallateure würden diese standardmäßig auf eine Höhe von 110 Zentimeter setzen. „Um diese auch im Sitzen zu erreichen, sind jedoch 85 Zentimeter sinnvoll“, so Annika Quanz.

Badtüren gingen meist nach innen zu öffnen, weiß die Wohnberaterin. Dies könne bei einem Notfall fatal sein. Denn gerade im Bad, wo Wärme und Feuchtigkeit oft für ein unangenehmes Raumklima sorgen, könne auch mal schnell der Kreislauf versagen. Liegt eine Person vor der nach innen zu öffnenden Tür, könne es von außen durchaus schwierig werden, diese zu öffnen, um zu helfen. Bei einem Umbau sei das zu bedenken.

Für WC und Waschbecken sei die Anbringung von Stützklappgriffen sinnvoll. Von Saugnapf-Haltegriffen rät Annika Quanz indes dringend ab, da es zu häufig passiere, dass sie das Vakuum nicht halten. Das könne zu schlimmen Unfällen führen. Besser bewährt habe sich die „Kleben-Statt-Bohren-Methode“.

Weitere Hilfsmittel

Nicht immer ist es möglich, räumliche Vereinfachungen durch einen Umbau zu schaffen – beispielsweise in einer Mietwohnung. Aber auch dort können Hilfsmittel den Alltag erleichtern. Annika Quanz zeigte bei der Info-Veranstaltung in der Bücherei beispielsweise ein kleines Lämpchen mit integriertem Bewegungsmelder. Dieses könne beispielsweise ganz einfach im dunklen Kleiderschrank angebracht werden oder auch eine dunkle Stelle im Flur erhellen. Für Menschen, die nicht so fest zugreifen können, beispielsweise aufgrund einer Arthrose, könnten Steckdosen mit Auswurfhilfe sinnvoll sein. Diese haben seitlich einen leichtgängigen Schalter, der beim Berühren den Stromstecker des Elektrogerätes herausgibt.

Finanzierungsmöglichkeiten

Aus der Pflegekasse gibt’s ab Pflegegrad 1 für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen einen Zuschuss bis zu 4180 Euro. Diese Zahlung erfolgt in der Regel einmalig und gilt auch für Umzüge.

Eine weitere Finanzierungshilfe ist die Soziale Wohnraumförderung, die beim behindertengerechten Umbau von selbstgenutzten Wohneigentum nützlich sein kann. Voraussetzung ist Pflegegrad 2 oder ein Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50. Von der Krankenkasse gibt’s Finanzhilfen bei der Anschaffung von Hilfsmitteln –vorausgesetzt diese haben eine Hilfsmittelnummer. Eine gute Übersicht gibt es unter www.rehadat-hilfsmittel.de

Weitere Informationen zu dem Angebot der Wohnberatung gibt es beim Pflegestützpunkt des Schwalm-Eder-Kreises, Frau Annika Quanz, Tel. 05682 775-4904 oder per Email unter annika.quanz@schwalm-eder-kreis.de.