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Vom Kuckuck und Esel (Guxhagen-Körle)
Ausgabe 30/2025
Vereine und Verbände
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Gedenkstätte Breitenau

v.l.n.r. Jürgen Werner, Timon Gremmels, Ann Katrin Düben, Christoph Sippel (Bild: Andrea Berninger-Raabe)

Als erstes Ziel auf seiner Sommertour hat der Hessische Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur Timon Gremmels am Montag die Gedenkstätte Breitenau besucht. Die Gedenkstätte befindet sich auf dem historischen Gelände eines frühen Konzentrationslagers und späteren „Arbeitserziehungslagers“. Sie besteht seit 1984 und ist die älteste KZ-Gedenkstätte in Hessen.

Während seines Besuchs, an dem auch MdL Christoph Sippel teilnahm, informierte sich der Minister über die aktuelle Gedenkstättenarbeit, die laufenden Forschungs- und Bildungsprojekte sowie die pädagogischen Angebote der Einrichtung. In Gesprächen mit Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte, dem Vorstandsmitglied des Trägervereins Jürgen Werner und dem Gedenkstättengründer Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar unterstrich der Minister die Bedeutung der Erinnerungsarbeit für das demokratische Miteinander. Minister Gremmels betonte: „Die Gedenkstätte leistet am historischen Ort einen unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung über die NS-Verbrechen, hier wird historisches Bewusstsein vermittelt und der Blick für antidemokratische Entwicklungen in der Gegenwart geschärft.“

Die Gedenkstäte Breitenau befindet sich auf dem historischen Gelände eines frühen Konzentrationslagers und späteren „Arbeitserziehungslagers”. Die Lager waren in der seit 1874 bestehenden „Korrektions- und Landarmenanstalt“ im ehemaligen Benediktinerkloster Breitenau eingerichtet worden. Bis 1973 wurde die Anstalt als geschlossenes Fürsorgeheim genutzt. Das Hauptgebäude in der ehemaligen Klosterkirche ist das Kernstück der Erinnerungsarbeit. Hier befand sich zwischen Juni 1933 und März 1934 das Konzentrationslager Breitenau. Unter den 470 inhaftierten NS-Gegners war auch der jüdische Sozialdemokrat Ludwig Pappenheim. Sechs Jahre nach Auflösung des Konzentrationslagers richtete die Gestapo Kassel in der Anstalt ein „Arbeitserziehungslager“ ein. Überregional bekannt geworden ist das Schicksal der jüdischen Ärztin Lilli Jahn, die sieben Monate im AEL Breitenau inhaftiert war, bevor sie nach Auschwitz deportiert wurde. Einen letzten gewaltvollen Höhepunkt erfuhr Breitenau Ende März 1945 mit einem Endphaseverbrechen, bei dem die Gestapo 28 Gefangene nahe dem Lager erschießen ließ.

Das Hauptgebäude bewahrt diese Zeit- und Nutzungsschichten wie eine Zeitkapsel. Insbesondere die drei Arrestzellen, in denen sich über 600 Wandritzungen von Gefangenen erhalten haben, bieten einen eindrücklichen Zugang zur Erfahrungswelt der Eingesperrten. Sie sind einmalige Zeugnisse der NS-Verfolgung. Minister Gremmels zeigte sich von dieser Überlieferungssituation besonders beeindruckt, sowie von der Vielzahl an Vermittlungsangeboten und Veranstaltungen der Gedenkstätte.

Gedenkstättenleiterin Dr. Ann Katrin Düben erläuterte hierzu: „In unserer Bildungsarbeit vermitteln wir auf struktureller Ebene die Bedeutung des Rechtsstaats und klären anhand der NS-Verbrechenskomplexe unter anderem über Antisemitismus und Rassismus auf.“ In diesem Zusammenhang wies sie auf ein vom Ministerium gefördertes Projekt hin. Gemeinsam mit der Professorin für Geschichtsdidaktik Christine Pflüger werde von der Gedenkstätte aktuell ein mehrtägiger Workshop im Bereich Antisemitismuskritik ausgearbeitet, der im November dieses Jahres erstmals stattfinden wird.