Viele von ihnen fragen sich sicher, was auf der Wiese beim Rathaus vor sich geht – denn dort haben kürzlich große Bauarbeiten begonnen.
Da das Rathaus, welches sich derzeit im Um- und Anbau befindet, im Überschwemmungsgebiet der Fulda liegt, ist es Auflage der UNB (Untere Naturschutzbehörde), dass durch den Anbau und den dadurch verkleinerten Abflussbereich von 140m³, ein Retentionsausgleich geschaffen wird. Dieser Retentionsausgleich ist notwendig, um das Risiko von Überschwemmungen zu verringen und die Hochwasserschwelle abzuschwächen. Retentionsflächen sind eine Form des sogenannten „naturnahen Wassermanagements“, dass im Gegensatz zu technischen Lösungen wie starren Abwassersystemen (Kanal) auf die Nutzung natürlicher Prozesse setzt. Sie sind nicht nur funktional, sondern können auch ökologische Vorteile, etwa durch die Förderung der Biodiversität und die Verbesserung des Mikroklimas in bebauten Bereichen, bieten.
Hierzu wurden mehrere Konzepte entwickelt. Diese Konzepte sahen Retentionsflächen auf gemeindeeigenen Grundstücken flussauf- und flussabwärts der Fulda vor. Auflage der UNB war es jedoch, dass sich der Retentionsraum flussaufwärts vom geplanten Baugrundstück befinden muss, da der Retentionsraum das Risiko von Überschwemmungen verhindern soll. Dieses wäre bei Grundstücken flussabwärts vom geplanten Bau nicht gewährleistet. Da die Gemeindewiese das einzige Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Bauvorhaben ist, dass sich flussaufwärts befindet, kommt nur dieses Grundstück in Frage.
In Zusammenarbeit mit dem Büro Stadt & Natur aus Kassel (Planer Außenanlagen) und der UNB wurde sich beim Bauvorhaben Rathaus Guxhagen dafür entschieden, einen Nebenarm der Fulda herzustellen. Dieser Nebenarm vereint alle oben aufgeführten Vorteile und kann sich durch seine Konzeptionierung und spätere Ausgestaltung, wunderbar in das Ortsbild einfügen.
Ebenfalls würde man durch das ausgearbeitete Konzept nicht nur die 140m³ Retentionsraumverlust ausgleichen, sondern zusätzlich 110m³ Retentionsraum dazu gewinnen.
Um diesen Ausgleich aber herstellen zu können, ist spezielles Großgerät notwendig. Dieses Großgerät, in Form eines 22t Kettenbaggers mit entsprechenden Anbaugeräten, befindet sich bereits, zum Herstellen der Gräben für den Mischwasserkanal auf der Festwiese, auf der Baustelle. Ein Abtransport und erneutes verbringen auf die Baustelle wäre wirtschaftlich und ökologisch nicht praktikabel.
Ebenfalls im Zuge der Herstellung des Retentionsraumes und des Anschlusses des Seitenarms an die Fulda, müssen zwei Weiden und einige Brombeersträucher gefällt werden. Im Zuge der Maßnahme wird dieses jedoch durch Neupflanzungen von Bäumen und Sträuchern auf der intensiv genutzten Feuchtwiese ersetzt.
Während der Bauarbeiten wird immer darauf geachtet, dass keine wild lebenden Tiere verletzt oder getötet werden und die Fällung wird nur erfolgen, wenn dort keine Brut oder Aufzucht erfolgt. Daher forcieren wir einen Baustart des Retentionsraumes nach der Brutzeit (endet am 1. Oktober) in der 42KW. Dieser Baustart beinhaltet lediglich das Herstellen des Retentionsraumes. Die Ausgestaltung des Retentionsraums soll bestenfalls mit der Dorfentwicklung fortgeführt werden, da die Gemeindewiese ein Schwerpunkt in der Dorfentwicklung ist.