Die Gemeinde Guxhagen, die Evangelische Kirchengemeinde, die Integrierte Gesamtschule Guxhagen und die Gedenkstätte Breitenau erinnerten am 10. November gemeinsam an die Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Mitmenschen vor 87 Jahren. Deutschlandweit brannten damals Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört, Menschen gedemütigt, verletzt und verfolgt. Die Pogrome um den 9. November markierten den Beginn der offenen Gewalt und den Weg zur systematischen Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland und Europa.
Zehntklässler:innen der Integrierten Gesamtschule Guxhagen hatten sich in einem mehrwöchigen Projekt unter Leitung von Lehrerin Carla Schiffner und Dr. Maike Bartsch (Gedenkstätte Breitenau) intensiv mit dem Thema befasst. Ausgangspunkt war der jüdische Friedhof Guxhagen. Grundlage bildeten Dokumente, die im vergangenen Jahr als Dachbodenfund in das Archiv der Gedenkstätte gelangten. Sie belegen die Enteignung des Friedhofs, seine Nutzung während des Krieges und die Rückgabe nach 1945. Die Schüler:innen entschlüsselten die Unterlagen, recherchierten zur jüdischen Gemeinde vor Ort, zu Enteignung und Restitution im Nationalsozialismus und ordneten den lokalen Fall in einen größeren historischen Zusammenhang ein. Eine weitere Gruppe beschäftigte sich mit der Bedeutung jüdischer Friedhöfe heute und aktuellen Herausforderungen. Anschließend formulierten die Jugendlichen ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland und für unsere Gesellschaft insgesamt.
Bürgermeisterin Susanne Schneider betonte, Erinnerung nicht als Schuldzuweisung zu verstehen, sondern als Auftrag zu Verantwortung: „Damit unsere Gemeinde, unser Land, unsere Welt ein Ort bleibt, an dem Menschen in Frieden, Freiheit und Würde leben können.“ Auch Gemeindepfarrer Tobias Heiner rief zu Gemeingeist und einem friedlichen Miteinander auf.
Für eine eindrucksvolle musikalische Rahmung sorgten Hannah Carlson (Gesang) und Frank Sommerfeld (Gitarre) mit Stücken von Kurt Weill, dem jüdischen Komponisten, der zur Emigration gezwungen wurde und sich zeitlebens mit Ausgrenzung und moralischer Verantwortung auseinandersetzte.