In diesem Jahr feiern wir 950 Jahre Körle. Zeit, zurückzublicken auf Ereignisse, die unser Dorf geprägt haben. Hermann Pawlik erinnert sich an die Dreschmaschinen in Körle:
In Körle gab es, bevor die Mähdrescher kamen, noch drei Dreschmaschinen. Zwei gehörten der Familie Engelhardt in der Ecke, die auch eine Schmiede betrieben und zur damaligen Zeit einen Schlepper mit Vollgummi-Bereifung hatten.
Eine gehörte der damaligen Darlehnskasse (Raiffeisenbank), die von der Familie Arend(später Ubl) betrieben wurde, die ebenfalls eine Schmiede hatten.
Zur damaligen Zeit gab es noch mehrere große und kleine Bauernhöfe im Ort.Die Dreschmaschinen wurden zu den Bauern auf die Höfe, meist in die Scheunen, gebracht, um die nach der Ernte in den Scheune gelagerten Getreidegarben zu dreschen. Das heißt, die Körner von den Getreideähren zu trennen. Die Dreschmaschine bestand aus drei Teilen. Dem Dreschkasten, der Strohpresse und dem Motorwagen in dem sich der Antriebsmotor befand. Den Strom für den Motor holte man von den damals sogenannten Telegrafenmasten, (so wurden die Strommasten genannt) die teilweise Vorrichtungen für die Stromabnahme hatten. Angetrieben wurde die Dreschmaschine über Riemen. Vom Motorwagen zur Dreschmaschine war ein Riemen von ca. 5 Meter Spannweite gespannt, der je nach Standrichtung des Motorwagens auch manchmal über Kreuz lief um die richtige Drehrichtung zu erhalten. Die Getreidegarben (zusammengebundene Getreidehalm) wurden auf die Dreschmaschine gegabelt und nachdem sie, meist von Frauenhand, vom Einband befreit waren, in das Dreschwerk geworfen und in der Maschine gedroschen.
Die Spreu wurde durch Rüttelsiebe von den Körnern getrennt und separat ausgeworfen.
Die Körner kamen am Ende der Maschine aus mehreren Öffnungen, an denen Säcke zum Auffangen angebracht waren. Durch eine Hebevorrichtung konnten die einzelnen Säcke angehoben werden und gelangten somit auf Schulterhöhe, wo sie von den Männern leichter aufgenommen werden konnten, um sie dann teilweise über mehrere Treppen auf den Haus- oder Scheunenboden zu tragen. Das Gewicht der Säcke war teilweise mehr als ein Zentner (50 Kg).
Die Strohballen, die aus der Strohpresse kamen, waren so groß, dass sie meist nur zu zweit bewältigt werden konnten.
Für die Leute, die nur wenig Land hatten und sich eine Einlagerung der Getreidegarben nicht ergab, wurden die Dreschmaschinen an zwei Stellen des Ortes aufgestellt. Einmal am heute noch sogenannten „Dreschplatz“ in der Kasseler Straße und am alten Schulgarten (altes Feuerwehrhaus). Die Schlange der Gespanne, die zum Dreschen anstanden, war an manchen Tagen sehr lang. Es gab zu dieser Zeit sehr viele Ziegenbauern und Nebenerwerbslandwirte oder sogenannte „Schwängelschisser“ wie man kleine Kuhbauern damals scherzhaft nannte.
In der Festschrift zur 900-Jahrfeier wird von 128 landwirtschaftlichen Betrieben berichtet, 63 davon mit einer Betriebsfläche unter 2 Hektar.
Wenn auf der Körler Mühle gedroschen wurde, war eine Dreschmaschine über mehrere Tage in der Feldscheune am Riesenrain im Einsatz, wo eine im Herbst 1952 in Flammen aufging.
In Zusammenhang mit diesem Bericht, wird nochmals auf die vielen Informationstafeln im Ort hingewiesen, die Körler Geschichte lebendig werden lassen.