So oder ähnlich könnte die Markierung der Straße bei der Radscheune aussehen - sollte dort die Fahrradstraße beginnen.
Haben Fahrradfahrer bald Vorrang auf der Kreisstraße zwischen Lobenhausen und Röhrenfurth? Die Idee, aus der gut drei Kilometer langen Strecke eine Fahrradstraße zu machen, stellte der Nahverkehrskoordinator des Landkreises Stefan Cichosz in der jüngsten Ortsbeiratssitzung in Lobenhausen vor. Wenige Tage zuvor wurde die Idee bereits in Melsungen vorgestellt. Ob es letztlich zu einer Umsetzung kommt, hänge von den Meinungen der Beteiligten ab, sagte Stefan Cichocz in Lobenhausen. In Lobenhausen hegten die Mitglieder des Ortsbeirates viele Bedenken. Gemeindevorstand und Bürgermeister Mario Gerhold stehen der Idee hingegen positiv gegenüber.
Würde die Kreisstraße zwischen Röhrenfurth und Lobenhausen zu einer Fahrradstraße, dann dürften dort weiterhin Autos fahren – allerdings wären die Autofahrer nur „Gäste auf der Straße“, erläuterte Stefan Cichocz. Für sie würde eine maximale Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern gelten – anstatt den 100 km/h derzeit. Die „Gastgeber“ hingegen seien die Radfahrer. Sie hätten also Vorrang und dürften auch nebeneinander fahren. Fußgänger seien selbstverständlich herzlich willkommen auf der Fahrradstraße – genau wie Fahrer von E-Rollern. Durch eine eindeutige Straßenmarkierung bzw. Schilder würde auf die Fahrradstraße aufmerksam gemacht. Die Idee umfasst derzeit eine etwa 3,1 Kilometer lange Strecke, die an der Radscheune beginnt und sich etwa bis zum Autohaus Griesel erstreckt. Diskutiert wurde jedoch auch ein Geltungsbereich, der lediglich bis zum Campingplatz Röhrenfurth reicht. Auf die Gemeinde Körle kämen Kosten von rund 11.000 Euro zu.
Die Zuständigkeit dieser ortsübergreifenden Kreisstraße liegt bei der Straßenverkehrsbehörde des Schwalm-Eder-Kreises. Das heißt, dass die straßenverkehrsbehördliche Anordnung für eine Fahrradstraße nur von der Kreisverwaltung erlassen werden kann.
Die Strecke würde für Radfahrer noch attraktiver, sagte Cichosz. Und für Lobenhausen sei es eine Chance, den Ort als radfahrfreundliche Gemeinde zu vermarkten. In Verbindung mit der Radscheune sei es ein schlüssiges Konzept und eine weitere touristische Attraktion. Radfahrer würden sich beim Passieren der Strecke an der Fulda wie auf einer Promenade fühlen, sagte Cichosz.
Während der Vorstellung des Projekts äußerten sich die Mitglieder des Lobenhäuser Ortsbeirates überwiegend kritisch. Die Strecke zwischen Lobenhausen und Röhrenfurth sei doch für Radfahrer nicht überaus gefährlich, da erstens ohnehin nicht viele Autos unterwegs seien und die Strecke gut einsehbar sei. Da gebe es einige andere Strecken, wo die Einrichtung einer Fahrradstraße zum Schutz der Radfahrer sinnvoller wäre, so eine Meinung.
Ein weiterer Punkt: Die Ausweisung einer Fahrradstraße könnte dazu führen, dass die Strecke noch stärker von schnellen und rücksichtlosen Rennradfahrern befahren wird, so eine Befürchtung. Auch die Herabsetzung der Geschwindigkeitsbegrenzung für Autos sei nicht praktikabel. Vor allem nicht im Winter, wo die Straße nur ganz vereinzelt von Radfahrern genutzt würde. „Vielleicht wäre eine saisonale Lösung besser“, lautete ein Vorschlag. Wenn die B83 wegen eines Unfalls gesperrt sei, dann wäre die parallel verlaufende Kreisstraße mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h keine adäquate Umleitungsstrecke mehr. Auch betroffen seien beispielsweise Landwirte, die die Strecke nutzen.
Fraglich sei auch, ob Lobenhausen wirklich noch mehr Radtouristen wolle – schließlich habe der Ort doch ohnehin kein Angebot an Gastronomie oder Übernachtungsmöglichkeit. „Wir haben doch nichts, wieso sollen dann noch mehr Leute hierher kommen?“, lautete eine Frage.
Mehr Radtourismus könnte Lobenhausen jedoch dazu verhelfen, überhaupt ein gastronomisches Angebot zu etablieren, sagte Bürgermeister Mario Gerhold dazu. Schließlich würde sich ein Gastronom immer eher an einem touristischen Ort niederlassen, wenn sich die Möglichkeit ergäbe.
Neben dem Vorschlag, die Fahrradstraße saisonal zu begrenzen, wurde seitens des Ortsbeirates auch vorgeschlagen, erst einmal eine Testphase zu starten. So könnten zunächst Schilder aufgestellt werden, statt die Straße aufwendig zu markieren.
Ob es zu einer Umsetzung des Projekts kommt, steht noch lange nicht fest. Derzeit steckt die Fahrradstraße noch in der Erörterungsphase. Stefan Cichosz stellt die Idee den Beteiligten vor, um Bedenken und Anregungen zu sammeln. Letztlich müssten die Lobenhäuser und Röhrenfurther das Projekt mittragen, nur dann könne es erfolgreich sein, sodass am Ende alle profitieren.