Erster Schultag 1937, Hauptlehrer Valentin Weidemann mit seinen Schülern (Fotografie: Archiv Familie Laabs)
Das im Jahr 1970 abgerissene Gebäude der Waberner Volksschule hinter der Kirche (Fritzlarer Straße) mit Schülern im Jahr 1940 (Fotografie: Archiv Familie Laabs)
Waberns Hauptlehrer Valentin Weidemann am 5. November 1933 (Fotografie: Archiv Familie Laabs)
Von Thomas Schattner
Kurt Lumpe stellte bereits in seinem Beitrag über die Waberner Schulgeschichte in der ersten Ortschronik im Jahr 1992 fest, dass es „eigentlich unbegreiflich ist, daß es [keine] Schulchronik“ des Ortes gibt. Folglich ist die gesamte vorhandene Literatur zum Thema recht überschaubar, lediglich ein paar kleinere Aufsätze, wie z.B. „Kalenderblätter“ des lokalen Geschichtsvereins, sind vorhanden. Das Gleiche gilt für die Lehrer, die am Ort unterrichteten.
Aufgrund dieser Ausgangslage erscheint das Unterfangen, eine Darstellung zur Geschichte der Waberner Volksschule vorzulegen, unmöglich. Stattdessen können aber die Biografien der unterrichtenden Lehrer ins Zentrum einer Publikation rücken, denn zwei größere Komplexe an Quellen sind trotz allem vorhanden. Zum einen sind dies die Spruchkammerakten der Lehrer, die im Wiesbadener Hauptstaatsarchiv aufbewahrt werden. Von sechs der sieben Pädagogen, die im nationalsozialistischen Deutschland in Wabern unterrichteten, sind diese vorhanden. Hinzu kommen zwei von drei Lehrern, die direkt im Jahr 1945 an Waberns Schule kamen. Von daher ist es zumindest möglich, eine Geschichte der Waberner Volksschule für die Jahre 1933 bis 1945 vorzulegen.
Die Spruchkammerakten sind zwar in einem bestimmten historischen Kontext entstanden und dementsprechend mit aller Vorsicht zu lesen, geben aber immerhin nicht geringe Eindrücke des Denkens der jeweiligen Lehrer wieder. Zumal auch die entlasteten Gutachten, Versicherungen etc. Einblicke in die soziale Struktur des Ortes geben. Die Schwäche der Akten liegt in ihrer Zeitgebundenheit und in ihrem Kontext. So findet sich in ihnen kein einziges belastendes Schriftstück über einen Lehrer. Andere und sehr seltene Quellen sprechen dagegen eine andere Sprache. So wird in den Spruchkammerverfahren Waberns Hauptlehrer Valentin Weidemann als lupenreiner Demokrat dargestellt, persönliche Aufzeichnungen von ihm zeugen aber davon, dass er ein überzeugter Nationalsozialist war.
Außerdem konnten die Archivalien des Familienarchivs der Enkel von Valentin Weidemann ausgewertet werden, denen herzlich zu danken ist, denn ohne deren Hilfsbereitschaft würde es wohl diese Dokumentation in dieser Form nicht geben. Weidemann war von 1914 bis 1951 Lehrer und später Hauptlehrer in Wabern. Mehrheitlich besteht das Archiv aus einer stattlichen Anzahl von Fotoalben, aber auch schriftliche Dokumente konnten so ausgewertet und abgedruckt werden. Neben einer für die Zeit enorm hohen Anzahl von Fotografien hat Weidemann auch ein „Tagebuch“ der Jahre 1936 bis 1951 hinterlassen. Dieses „Tagebuch“ korrespondiert in der nationalsozialistischen Zeit mit den bildlichen Darstellungen aus seinen Alben, insofern es sich um Schulgeschichte handelt oder um Schilderungen, die für die Geschichte Waberns von großer Bedeutung sind (z.B. Eklat um Pfarrer Baum 1933, 17. Mai 1943), werden diese hier abgedruckt. Die Notizen der Jahre 1945 bis 1951 sind im schulischen Kontext derart dicht, dass sie hier in Gänze publiziert werden. Im ersten Band steht Valentin Weidemann als Hauptlehrer im Zentrum, seine Kolleginnen und Kollegen wie Anneliese Deuker, Heinrich Faust, Luise Frederking, Gerhard Greiner, Edith Paysen, Margarete Thies(ß) u.a. sowie die Schülerinnen und Schüler werden im zweiten Band thematisiert.
Die Bücher zur Schulgeschichte sind bei Amazon erschienen.
Lehrer und Schüler an Waberns Volksschule in nationalsozialistischer Zeit Band 1, ISBN-13:979-8320130194, 263 Seiten
Lehrer und Schüler an Waberns Volksschule in nationalsozialistischer Zeit Band 2, ISBN-13:979-8320393506, 186 Seiten
Bereits erschienen ist: Valentin Weidemann - Waberns Lehrer im Ersten Weltkrieg, ISBN-13:979-8398066869, 218 Seiten