Alfred Heilbronn (1850 bis 1935) aus Falkenberg mit seiner Ehefrau Süsschen (Settchen) Löwenstein (Undatierte Fotografie: Geni)
Moritz Heilbronn (1855 bis 1913) aus Falkenberg mit seiner Ehefrau Emma Hallenstein (Undatierte Fotografie: Archiv Gary Stevens, USA)
Flucht nach Shanghai (China) in Jahr 1939: v.l.n.r.: Ilse Heilbronn, Leopold Heilbronn, Moses Heilbronn, Lina Heilbronn und Alex Heilbronn, Leopold und Moses wurden in Hebel geboren (Fotografie; Mark Synderman, USA)
Undatierte Fotografe von Julius Heilbronn aus Falkenberg (1897 bis 1942) der in Sobibor ermordet wurde (Fotografie: Yad Vashem)
Von Thomas Schattner
Die Geschichte der Familie Heilbronn geht bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Damit dürfte die Familie eine der ältesten jüdischen Familien Falkenbergs sein. David Ha-Levi war der erste namentlich genannte Heilbronn, der in Falkenberg ansässig war. Die Lebensdaten des Handwerkers und Schuhmachers sind unbekannt, wir wissen aber von einen Sohn Jacob, dass er am 8. Oktober 1772 geboren wurde und dass er am 4. September 1813 oder am 9. April 1813, darin sind die Quellen nicht eindeutig, in Falkenberg verstarb. Jacob wurde auf dem jüdischen Friedhof in Falkenberg beigesetzt.
Mendel Levi Heilbronn, geboren am 8. Oktober 1782, könnte, da er nur zehn Jahre älter als Jacob gewesen ist, eventuell ein Bruder oder Cousin von ihm gewesen sein. Auch Mendel Levi betätigte sich als Handelsmann und Schuhmacher. Mendel Levi war mit Blümchen Manus bzw. Meier, geboren am 26. November 1772 in Falkenberg, verheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Mendel Levi verstarb am 3. Mai 1854. Er wurde ebenfalls auf dem jüdischen Friedhof in Falkenberg neben seiner Ehefrau Blümchen beigesetzt, die bereits am 26. April 1847 verstorben war.
Für den weiteren Verlauf der jüdischen Geschichte Falkenbergs sind die Familien von Mendel Levis Söhnen Koppel und Meier Marum von größerer Bedeutung, denn sie waren einerseits mit einem langen Leben gesegnet, gründeten kinderreiche Familien und blieben andererseits vor Ort in Falkenberg bzw. Hebel.
Der Schreinermeister Koppel Heilbronn (1813 bis 1894) heiratete am 6. November 1849 in Falkenberg Sarah Katzenstein, geboren am 22. September 1824 in Treysa (heute Schwalmstadt).
Aus der Ehe von Koppel und Sarah gingen acht Kinder hervor. Tochter Blümchen (1850 bis 1863) wurde nur 13 Jahre alt, Sohn Magnus nur ein halbes Jahr alt (1854 bis 1854) und von Goldchen (geboren 1859) sowie David (geboren 1861) starben sehr früh. Über ihre Schicksale ist nichts Weiteres bekannt. Deshalb stehen hier Sohn Abraham (1852 bis 1924), Sohn Moritz bzw. Mendel (1855 bis 1913), Sohn Max Meier (1857 bis 1942 oder später) und Tochter Emilie (1867 bis 1942) im Zentrum der Betrachtungen. Abraham blieb vor Ort, die drei jüngeren Geschwister suchten ihr Glück in der Ferne. Ihre Biografien und die Geschichte ihrer Familien stehen im ersten Teil des Buches im Mittelpunkt.
Meier Marum Heilbronn (1815 bis 1894), Koppels Bruder, von Beruf Vieh- und Tuchhändler, war dreimal verheiratet. Röschen Wertheim (1823 bis 1850) aus Falkenberg war seine erste Ehefrau (Heirat am 5. Juli 1849 in Falkenberg). Sie starb im Kindbett von Sohn Alfred, der am 21. September 1850 in Falkenberg geboren wurde. Daraufhin wurde Hannchen (Hendel bzw. Gretchen) Wertheim (1824 bis 1852), eine Schwester von Röschen, die ebenfalls aus Falkenberg stammte (Heirat am 6. November 1851 in Falkenberg) Meier Maruns zweite Ehefrau. Auch Hannchen starb bei der Geburt einer Tochter Hendel im Jahr 1852. Süsschen (Sarchen) Löwenstein (1857 bis 1884) aus Fritzlar-Obermöllrich wurde schließlich am 22. Juni 1857 Meier Marums dritte Ehefrau. Auch diese Ehe wurde in Falkenberg geschlossen. Im Jahr 1881 übernahm Meier Marum das Amt des Synago-genältesten der Synagogengemeinde Falkenberg-Hebel. Aus den Ehen Meier Marums gingen sechs Kinder hervor.
Von Sohn Mendel, genannt Moritz, geboren am 11. Mai 1858 in Falkenberg, er stammte aus der dritten Ehe von Meier Marum, wissen wir nur, dass er im Jahr 1890 in Barmen (Nordrhein-Westfalen) als Kaufmann lebte. Er heiratete am 29. August 1890 in Kassel Ida Lieberg, die am 23. Mai 1868 in Wolfhagen geboren wurde und in Kassel in der Königsstraße Nummer 99 wohnte. Es könnte sein, dass Mendel nach einer Quelle der Arolsen Archives am 28. Mai 1938 in Düsseldorf verstorben ist.
Mendels Brüder Sus(s)mann (1859 bis 1933) und Josef (1863 bis 1937) blieben vor Ort und lebten zunächst in Falkenberg, später in Homberg. Deshalb bilden ihre Familienbiografien den zweiten Schwerpunkt des Buches. Ergänzend wird knapp das Leben Halbschwester Johanna und ihres Halbbruders Alfred und seiner Familie beschrieben, die allerdings beide bereits im jungen Alter Falkenberg verließen.
Die Spuren ihrer Nachfahren werden, soweit es die Quellen zulassen, in diesem Buch nachgezeichnet. Dabei werden in den Jahren nach 1900 zahlreiche Staaten und etliche Kontinente mit einbezogen. Die Heilbronns leben heute im besten Sinn des Wortes „in aller Welt verstreut“. Dazu hat die nationalsozialistische Judenverfolgung einen enormen Beitrag geleistet, aber auch vorher waren die Familien bereits mobil. So gesehen versteht sich das Buch auch als eine Möglichkeit, die Heilbronns geistig in die Ortschaften zurückzubringen, in denen die Wurzeln der Familie liegen.
Dabei haben Gary und Craig Stevens, Nachfahren von Moritz Heilbronn und Mark Snyderman, ein Nachfahre von Leopold Heilbronn - alle drei leben in den USA - enorm mit Wissen und Fotografien zum Gelingen des Buches beigetragen.
Das reich bebilderte und 440 Seiten starke Buch ist unter der ISBN-Nummer 979-8280052543 erschienen.