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Ausgabe 47/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
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Aus dem Rathaus wird berichtet

Von niedrigen Sträuchern aus markiert der unscheinbare Wiesenpieper durch Gesang sein Revier, hohe Gehölze dagegen meidet der unscheinbare Singvogel © Christian Gelpke

und Stadt Schwarzenborn starten erste Maßnahmen zugunsten von Wiesenbrütern

Unscheinbar und vom Aussterben bedroht: Der unscheinbar braune Wiesenpieper lebt in möglichst extensiv und mosaikartig genutzten Wiesen und Weiden ohne hohe Bäume. Er brütet und jagt am Boden lückiger Wiesen mit feuchten Rohbodenstellen. Einmal geschüpft ist auch der Nachwuchs schnell unterwegs. In seinem Lebensraum fühlen sich auch viele andere Wiesenvögel wohl. Doch diese gibt es in unserer Landschaft immer seltener. Gründe hierfür finden sich zum Beispiel in der Versiegelung und Drainage von Flächen, intensivierter landwirtschaftlicher Nutzung und zunehmender Freizeitnutzung in Verbindung mit langen Brutphasen von April bis in den August. In den letzten Jahren hat der Wiesenpieper einen erheblichen Bestandsrückgang erlebt. Mit weniger als 400 Revieren in ganz Hessen wird er auf der Roten Liste Hessen als „vom Aussterben bedroht“ geführt.

Im nordhessischen Vogelschutzgebiet „Knüll“ brütet er nur noch an ganz wenigen Stellen und steht daher im Fokus verschiedener Maßnahmen zum Erhalt und der Entwicklung geeigneter Brut- und Nahrungshabitate. Landwirte, Kommunen, Naturschutzverbände und zuständige Behörden arbeiten bei Maßnahmen Hand in Hand. „Neben angepasster Grünland-Bewirtschaftung durch spätere Mahdtermine, sind vor allem die Anlage von Altgrasstreifen und eine angepasste Pflege von Gräben/Feuchtflächen und Wegrainen wichtig“, erklärt Franziska Mehlhorn vom Landschaftspflegeverband Schwalm-Eder e.V. (LPV). „Hohe Baumreihen können für den kleinen Singvogel schnell zu einem großen Hindernis werden und den ohnehin kaum verfügbaren Lebensraum zusätzlich einschränken. Der Erhalt offener Wiesenlandschaften mit niedrigen Sträuchern oder Stauden ist daher essentiell und erfordert häufig auch den Rückschnitt von Bäumen“, erläutert die Biologin.

Maßnahmen bei Schwarzenborn starten 2025:

Die Wiesen westlich der Stadt Schwarzenborn liegen nahe des Knüllköpfchens. Sie bieten einen der wenigen potenziell für den Wiesenpieper geeigneten Lebensräume. Noch verlaufen hohe Gehölze entlang eines Gewässers, Säume an Wegen und Gräben fehlen ebenso wie Rohboden. Doch ab November 2025 starten erste Maßnahmen in enger Abstimmung zwischen der Stadt Schwarzenborn, dem LPV Schwalm-Eder und den zuständigen Behörden. Auch die angrenzenden Eigentümer und Bewirtschafter wurden vorab informiert. Bürgermeister Jürgen Liebermann betont: „Der Schutz bedrohter Arten wie des Wiesenpiepers ist ein wichtiges Anliegen für unsere Stadt. Mit den nun beginnenden Maßnahmen zeigen wir, dass Naturschutz und kommunales Handeln Hand in Hand gehen können. Wir wollen nicht nur Lebensräume erhalten, sondern aktiv dazu beitragen, dass sie sich wieder entwickeln können – direkt vor unserer Haustür.“

Fachgerechte Gehölzverjüngung: Start der Maßnahmen stellt der Rückschnitt erster Gehölze dar, die derzeit noch wie ein Querriegel durch die Wiesen verlaufen. Die Rücknahme mag im ersten Moment radikal erscheinen, da auch größere Bäume betroffen sind, doch sie vernetzt die Wiesen und Weiden miteinander und schafft so Lebensraum – für den Wiesenpieper, aber auch für viele andere Wiesenvögel und Tiere. Die fachgerecht „Auf-den-Stock-gesetzten“ Gehölze verjüngen sich und bilden so eine dichte Heckenstruktur, die besonders vielen Tieren einen geeigneten Lebensraum und Nahrung bietet.

Feuchter Rohboden sorgt für Nahrung: Offene und feuchte Bodenstellen sollen zukünftig Nahrung für den Wiesenpieper und andere Tiere liefern. Entstehen sollen sie durch die Entnahme ausgewählter Einzelbäume am Gewässer mitsamt Wurzel – in dem verbleibenden Wurzelkolk kann sich anschließend Wasser sammeln.

Nicht alles auf einmal: Die geplanten Maßnahmen werden in Abschnitten über die nächsten Jahre ausgeführt - gepflegte Gehölze sollen sich nacheinander verjüngen.

Die Finanzierung der Maßnahmen erfolgt aus Landesmitteln in Abstimmung mit den zuständigen Bearbeitern der Unteren Naturschutzbehörde des Schwalm-Eder-Kreises und der Oberen Naturschutzbehörde in Kassel. Gemeinsam mit dem Amt für Landwirtschaft, der HGON und dem LPV beraten die Naturschutzbehörden lokale Landwirte zu geeigneten Maßnahmen und deren Finanzierungsmöglichkeiten im Vogelschutzgebiet „Knüll“.

Weitere Informationen zum Wiesenpieper finden Sie auf unserer Website unter:

www.lpv-schwalm-eder.de

Von niedrigen Sträuchern aus markiert der unscheinbare Wiesenpieper durch Gesang sein Revier, hohe Gehölze

dagegen meidet der unscheinbare Singvogel © Christian Gelpke

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