Was ist Trauer eigentlich? Wenn wir „Trauer“ hören, denken viele zuerst an den Tod eines nahestehenden Menschen. Doch Trauer ist weit mehr: Sie zeigt sich, wenn Träume platzen, Freundschaften zerbrechen, die Gesundheit nachlässt. Wenn eine Kindheit gefehlt hat, in der wir uns geliebt gefühlt hätten. Wenn das Leben anders kam als gehofft.
Oder wenn wir spüren, was auf dieser Erde verloren geht – Artensterben, zerstörte Landschaften, menschliche Würde.
Trauer ist die Reaktion unseres Herzens auf Verlust. Eine Reaktion, die nicht gleich vorbei ist. Die Zeit braucht, um integriert zu werden. Und die sich nicht nur als Tränen zeigt – sondern auch als Wut, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung. Gefühle, für die es in unserem Alltag oft keinen Raum gibt.
Wissenschaftlich ist längst belegt: Tränen, die wir aus emotionaler Not weinen, enthalten Stresshormone wie Cortisol – der Körper entlastet sich buchstäblich. Oder z.B. Schluchzen ist keine „peinliche Schwäche“, sondern ein nervensystemischer Reset. Es aktiviert – wie beim Lachen – den sogenannten Parasympathikus, also das System, das uns wieder zur Ruhe bringt.
Warum wir zum Trauern auch Gemeinschaft brauchen
Es gibt Verluste, die zu groß sind, um sie allein zu tragen. Nicht um uns zu „erklären“ oder zu „therapieren“, sondern um einfach nebeneinander sitzen zu dürfen. Jede*r mit dem eigenen Schmerz. Und doch gemeinsam. In vielen Ländern – zum Beispiel in Sizilien, auf dem Balkan oder in Teilen Afrikas – ist gemeinschaftliches Trauern selbstverständlich. Man klagt, man singt, man schweigt, man trägt sich gegenseitig.
In Deutschland hingegen ist diese Kultur fast verschwunden – im Schock und Schweigen nach den Kriegen, in Zeiten, wo „Weitermachen“ über dem Fühlen stand. Doch: Es ist nie zu spät zu trauern. Auch über Verluste, die Jahrzehnte zurückliegen. Manchmal kommt Trauer erst, wenn endlich Raum da ist.
Was ist das Trauerfeuer?
Dann tauchen wir ein in ein gemeinsames Ritual: überkonfessionell, ohne religiöse Vorgabe – aber mit Tiefe und Würde. Wir sitzen am Feuer, bewegen uns, singen, schweigen, lauschen – und geben Raum für das, was sich zeigen möchte.
Trauer ist kein Zeichen von Schwäche.
Sie ist ein Beweis dafür, dass wir verbunden waren.
Und sie ist der Weg, wieder Lebendigkeit und Kraft zu finden – für uns selbst, und für andere.
Wann und wo?
Das Trauerfeuer findet vom 6. bis 10. August auf dem Gelände der Gemeinschaft Lebensbogen in Zierenberg statt. Weitere Informationen und ein Kennenlernen der Veranstaltenden bei einem kostenlosen Online-Info-Call am 16.06.25 um 20 Uhr (Anmeldung dazu unter info@utiseta.org).
Weiter Infos und Anmeldung zum Trauerfeuer https://walduin.de/Veranstaltung/trauerfeuer/ oder www.utiseta.org/trauerfeuer-kassel