Zum Weihnachtsmarkt Ende November 2024 hatte eine größere Delegation aus Gattatico die Partnerstadt Zierenberg besucht. Sie hatten lokale Produkte aus ihrer Region Emilia Romagna wie Parmigiano-Käse, Salami, Schinken und Wein mitgebracht. Die Zierenberger hatten das Angebot der Waren auf dem Markt gern angenommen.
Die Emilia Romagna ist seit 1992 Partnerregion von Hessen, die Städte-partnerschaft mit Gattatico besteht bereits seit 1999. Die Einladung zu einem Gegenbesuch in Gattatico anläßlich des Stadtfestes San Mateo Ende September haben die Zierenberger gern angenommen.
Also starteten Ende September sieben Zierenberger mit dem Stadtbus:
Janine Dorr und Petra Schreiber von der Elisabeth-Selbert-Schule,
Teodora Rogaia, Stephan Eich und Dr. Michael Hermeling vom Städte-partnerschaftsverein sowie Helmut von Zech und Oliver Miklosch als Vertreter der städtischen Gremien.
Nach ca. 1100 Kilometern erreichte die Gruppe Gattatico - im Kofferraum Brezeln, Gurken, Senf sowie 160 Wildschweinwürstchen grillbereitet von Patrick Noe. So hatte die Gruppe frische Zierenberger Qualitätsware für das Stadtfest San Mateo dabei.
Der Veranstaltungsverein in Gattatico, ProLoco, mit Paolo Denti und Enrico Grassi sowie die vielen Helfer hatten die Osteria Tito für eine deutsch-italienische Speisekarte mit schmackhafter europäischer Vielfalt vorbereitet. Am Samstag wurden durch das gemeinsame italienisch- deutsche Küchenteam ca. 200 Personen verköstigt.
Der Hauptgrund der Italien-Reise war in diesem Jahr der Besuch der Schulen in Gattatico. Die Lehrerinnen der Elisabeth-Selbert-Schule, Petra Schreiber und Janine Dorr, hatten dazu die Unterstützung ihres Direktors Lars Grenzemann, der Ende 2024 die Gattatico-Delegation in der Elisabeth-Selbert-Schule begrüßt hatte.
Der italienische Scuola Media Direktor Gianluca Freda zeigte sich für eine engere Zusammenarbeit sehr aufgeschlossen: „Der Austausch mit Zierenberg interessiert uns sehr, in der Vergangenheit habe ich gute Erfahrungen gemacht mit anderen Austausch–Projekten“.
So könnte am Ende eines gemeinsames Projektes im Jahr 2026 wieder ein Schüleraustausch zwischen 11 bis 14-Jährigen stattfinden.
Eindrucksvoll war auch die Vorstellung des örtlichen Kindergartens Girasole (Sonnenblume), der Kinderschule genannt wird. Umgeben von einem parkähnlichen Gelände mitten im Ort legten die Betreuerinnen Wert darauf zu betonen, wie ihr pädagogisches Konzept von Loris Malaguzzi inspiriert wird, der aus Reggio Emilia stammt. Die Ausstattung ist überdurchschnittlich mit durchdachten kindgerechten Elementen sowie mit modernen Medien und gestalterischen Elementen. In der Mitte des Gebäudes gibt es eine „Piazza”, ein Treffpunkt auch mit den Eltern.
Am Samstagnachmittag durfte die Gruppe aus Zierenberg die Bewirtschaftung des „sozialen Gartens“ von Carlo di Pietri kennenlernen. 30 Parzellen à 30 Quadratmeter werden von einem Landwirt aus der Gemeinde seit 15 Jahren zur biodynamisch-sozialen Bewirtschaftung bereitgestellt.
Die Gartenliebhaber werden von Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen jeden Alters unterstützt. Carlo di Pietri erklärte, wie hilfreich und förderlich für den Zusammenhalt der Gemeinde diese Arbeit ist. Der Ertrag dreier Parzellen wird für die Caritas zur Verfügung gestellt, ebenso die Überschüsse aller Parzellen. Weitere lokale, soziale Projekte demonstrierten die Bedeutung der vielschichtigen und engen Zusammenarbeit zwischen den Bürgern und der Gemeinde Gattatico.
Im Museum Cervi in Gattatico, das die Gruppe dieses Mal nicht besuchte, ist die Geschichte der Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Kräften zu Zeiten des 2.Weltkrieges dargestellt.
Die sieben Söhne eines fortschrittlichen lokalen Landwirtes waren 1944 von italienischen „Schwarzhemden“ (Faschisten) ermordet worden. Deren Mutter war darüber zerbrochen, der Vater blieb bis ins hohe Alter politisch aktiv auf Seiten der Freiheit und Demokratie.
In einem ausgiebigen Gespräch mit Dr. Michael Hermeling erläuterte die ehemalige Bürgermeisterin und Leiterin des Museum Cervi, Rosella Cantoni, die aktuellen politischen Gegebenheiten der Gemeinde Gattatico und betonte, wie die Städtepartnerschaft ein konkretes Beispiel darstellt für die Kraft, Europas Freiheit und Demokratie in den Mittelpunkt politischer Bemühungen zu stellen.
Beim Abschiedsessen nahmen zwei ehemalige Bürgermeister von Gattatico sowie der aktuelle Bürgermeister Dr. Daniele Finucci und verschiedene Stadtverordnete teil. Die Stadtverwaltung hat neben dem ProLoco-Verein eine Städtepartnerschaftskommission eingerichtet.
Eine gesicherte Verbindung zu den Schulen soll so gewährleistet bleiben.
Die beiden achtzehnjährigen Mitglieder der Kommission, Filippo und Davide, stellen die Verbindung zur örtlichen Jugend her und freuen sich bereits, demnächst die Stadt Zierenberg kennenzulernen.