Bürgermeister Dawedeit überreicht einen Gruß der Gemeinde. (Fotos: Gemeinde Wohratal)
Gruppenfoto vor dem Geburtshaus von Willy Kugelman in Wohra.
Mitte Oktober erwartete die Gemeindeverwaltung eine besondere Gästedelegation. Wendy Kugelman-Schaffer und ihr Bruder Bill Kugelman aus den USA besuchten gemeinsam mit Ihren Partnern die Ortsteile Wohra und Halsdorf, um den Spuren ihrer Familiengeschichte zu folgen.
Im Jahr 1937 floh Willy Kugelmann, jüdischer Bürger aus Wohra und Großvater von Wendy und Bill, gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern in die USA um dem Schrecken des Nationalsozialismus zu entfliehen. Ein großer Teil seiner Familie – zwei Schwestern und ein Bruder mit Familie – blieben in Wohra zurück. Während Willy und seine Familie überlebten, ereilte seine Geschwister und ihre Familien in Wohra ein anderes Schicksal. In 1941 wurden Katinka, Bertha und Hermann Kugelmann mit seiner Frau Ida und den Töchtern Senta und Marli (11 und 8 Jahre alt) von Wohra aus über Kirchhain und Kassel in das jüdische Ghetto nach Riga deportiert. Die Spuren der Familienmitglieder verlieren sich dort.
Für Wendy und Bill war es ein emotionales Wandeln auf den Spuren ihrer Vorfahren. Zunächst besuchten sie das Geburtshaus ihres Großvaters in der heutigen Gemündener Straße und waren bewegt und dankbar, dass dort im vergangenen Jahr Stolpersteine in Gedenken an ihre Vorfahren verlegt wurden. Neben der Besichtigung des ehemaligen Standortes der Synagoge in Wohra, zeigten und erklärten ihnen Jürgen Fischer und Klaus-Dieter Engel auch die Standorte der ehemaligen Synagoge und der jüdischen Schule in Halsdorf, die von ihrem Großvater in Kindheitstagen besucht wurde. Besonders bewegend war der anschließende Besuch auf dem jüdischen Friedhof in Halsdorf. Dort konnten Wendy und Bill die Gräber ihrer Urgroßmutter und ihres Urgroßvaters besuchen und einen Gruß an den Gräbern niederlegen. Sie brachten ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, dass der Friedhof auch heute noch – in einer Zeit in der der Holocaust und die Erinnerungskultur aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis zu verschwinden scheint – einen festen Platz in der Gemeinde hat und so ein Platz der Erinnerung erhalten bleibt.
Der Besuch der Nachfahren der Familie Kugelmann zeigt beispielhaft wie tief die Schicksale von Wohrataler Jüdinnen und Juden und die Lebenswege ihrer Nachfahren mit der Geschichte unserer Gemeinde verwurzelt sind. Wurzeln, die auch heute noch über die Grenzen unseres Landes hinaus Menschen berühren und verbinden.