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Amtliches Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Losheim am See
Ausgabe 31/2022
Losheim in Bewegung
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Die Seniorenbeauftragte informiert

Demenz – was dann?

Interview

Der mit seiner Praxis im Ortskern ansässige Neurologe, Herr Dr. med. Andreas Braun, hat uns rund um das Thema Demenz einige Fragen beantwortet.

Wir danken Ihnen für das Interview und würden Sie bitten etwas über sich zu erzählen.

Dr. med. Braun: Ich bin 43 Jahre, verheiratet und Vater zweier Söhne. Ich arbeite seit 10/2013 als angestellter Facharzt für Neurologie im MVZ Losheim. Zuvor habe ich meine Facharztausbildung an der SHG Klinik Merzig absolviert. Die Arbeit in unserem Team des MVZ Losheim bereitet mir große Freude. Wir behandeln viele Patienten, die an einer Demenz leiden, jedoch auch andere typische neurologische Krankheitsbilder wie z.B. Epilepsie, Multiple Sklerose und Parkinsonsyndrome.

Was ist Demenz und wie äußert sich dies?

Dr.med. Braun: Der Begriff "Demenz" ist zunächst als "Oberbegriff" eines neurologischen Syndroms zu werten, bei den kognitiven Fähigkeiten wie zum Beispiel die Merkfähigkeit, das Denkvermögen, die Orientierung und die Sprache u. v. m. eine Verschlechterung erfahren. Je nach spezifischer Ursache einer Demenz kommen typische Begleiterscheinungen dazu, hier sei als Beispiel eine Veränderung im Sozialverhalten genannt. Ursachen einer Demenz können mannigfaltig sein. Die sicherlich bekannteste Ursache für eine Demenz ist die Alzheimer-Erkrankung, und das nicht zuletzt durch Filme wie "Honig im Kopf" mit Dieter Hallervorden.

Ist Demenz erblich?

Dr.med. Braun: Tatsächlich gibt es - glücklicherweise seltener als sog. Erworbene Demenzen - genetisch vererbte Demenz-Erkrankungen. Die Sorge, eine nach dem 65. Lebensjahr eine "vererbte" Demenz zu entwickeln, ist in den allermeisten Fällen - Stand heute - unbegründet. Hier sind eher multiple Faktoren ausschlaggebend.

Kann man Demenz vorbeugen?

Dr.med. Braun: Neben einer gesunden Lebensführung mit ausgewogener, am besten mediterraner Ernährung ist die regelmäßige körperliche und geistige Aktivität hilfreich für ein gesundes kognitives Altern. Zudem sollte auch auf krankmachende Genussmittel wie Alkohol und Nikotin weitestgehend verzichtet werden. Ein hohes Bildungsniveau hat auch präventive Effekte.

Wie gehe ich mit einer an Demenz erkrankten Person um?

Dr.med. Braun: Das kann man nicht pauschal beantworten, da jede erkrankte Person spezifische Verhaltensmuster zeigt. Ein Alzheimer-Patient kann beispielsweise eine depressive Symptomatik bieten, bei der es sehr viel Einfühlungsvermögen und persönlicher Zuwendung bedarf. Ebenso bei Patienten, die Angstsymptome zeigen. Wichtig ist, dass man es schafft, bei Patienten, die ein aggressives Potenzial mitbringen, kein "Öl ins Feuer" zu gießen. Will heißen: Unnötige Konfrontationen sind zu vermeiden. Zudem eine vorwurfsvolle Haltung gegenüber den Erkrankten, die ihre Defizite ja nicht "gezielt" einsetzen.

Gibt es neue medizinische Erkenntnis über die Erkrankung?

Dr.med. Braun: In der Wissenschaft wird viel geforscht, und das nicht nur über Therapie Möglichkeiten, sondern auch über Risiken von Demenz-Erkrankungen. Wichtig ist, dass man sich als Angehöriger hierzu sehr kritisch gegenüberstellt, da es auch unseriöse Informationen und Angebote gibt, wie ich tagtäglich im Rahmen meiner Sprechstunde erfahre.

Hatten Sie selbst ein prägendes Erlebnis mit einem Demenz-Patienten?

Dr.med. Braun: Ja, durch einen innerfamiliären Fall einer Demenzerkrankung. Hier wird einem die Sicht aus Angehörigenseite als Arzt viel bewusster, man tauscht in gewisser Weise die Perspektive und ist emotional noch näher dran als im beruflichen Alltag. Was ich in meinem alltäglichen Arbeiten gemerkt habe, ist, dass man eine positive Grundstimmung versprühen muss. Dann "erntet" man auch öfter positive Energien der Betroffenen. Lachen ist manchmal die beste Medizin.

Wir bedanken uns für das Interview zwischen Herrn Dr.med. Andreas Braun und Frau Lisa-Maria Pfeffler.

Erfahrungsbericht unserer Seniorenbeauftragten

Im Alltag ist man seltenen mit Menschen in Kontakt, die an Alzheimer oder Demenz erkrankt sind.

Aus meiner Erfahrung, ziehen sich die erkrankten Personen oft schon frühzeitig zurück, da sie bemerken, dass Ihnen manchmal etwas fehlt. Ein Wort, ein Name, die Uhrzeit, ein Moment …etwas, das vielleicht kurz vorher noch ganz klar war. Sie fühlen sich mit der Situation unwohl und gehen oftmals auf Abstand.

In Arztpraxen, Seniorenheimen oder Krankenhäusern sieht es da schon anders aus. So habe auch ich während meiner Tätigkeit als Medizinische Fachangestellte Patient mit Demenz betreut. Ich erinnere mich sehr gut an eine ältere Dame, die regelmäßig zu Ihrer Behandlung kam. Sie war eine sehr nette und kluge Frau, mit weißem lockigem Haar, tiefen Falten, die das Leben ihr ins Gesicht gezaubert hat und sehr ulkigen Sprüchen. Sie hatte gute und schlechte Tage und ich lernte schnell mich in Ihrer dem Tag angepassten Welt zu bewegen und mich entsprechend zu verhalten. Immer ehrlich und respektvoll, aber vor allem immer in der Rolle, die Sie mir zuteilte und das am besten mit viel Humor. So war ich mal Ihre Mutter und ein anderes Mal die behandelte Ärztin, aber auch Ihre Tochter durfte ich mal sein. So fanden wir zusammen und ich durfte Sie für eine lange und für mich intensive Zeitlang begleiten. Noch immer bin ich dankbar das Sie mir einen Blick in Ihre Welt gewährt hat. Die Ratschläge die Sie mir gegeben hat begleiten mich noch heute und so höre ich Sie noch immer sagen:

„Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist!“

Vortrag am 6. September 2022

Angehörige sind mit der Betreuung von Menschen mit Demenz vor besondere Aufgaben gestellt. Angehörige von Demenz erkrankten (z. B. Alzheimer-Krankheit) sind nicht nur den Belastungen ausgesetzt, wie man sie auch bei Angehörigen von Patienten mit schweren chronischen, körperlichen Erkrankungen findet. Hinzu kommen vielmehr noch spezielle Probleme durch Desorientiertheit, Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus, Vergesslichkeit, Aggressivität und Wesensveränderung, die die Beziehung zwischen Betreuer und Betreutem zunehmend belasten und verändern, häufig die Zuneigung auslaugen. Saarlandweit sind derzeit ca. 23.600 Menschen von Demenz betroffen. 80% der Betroffenen werden von ihren Angehörigen, in der Häuslichkeit versorgt, mehr als im Bundesdurchschnitt.

Am 06.09.22, 16:00 Uhr

wird der Vortrag in Zusammenarbeit mit der Landesfachstelle für Demenz in Saarlouis stattfinden. Er bietet die Möglichkeit zur Information, zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch über demenzielle Erkrankungen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Anmeldung

Gemeinde Losheim am See

Frau Lisa Maria Pfeffler

Tel.: 06872/609-122

E-Mail: LPfeffler@losheim.de