Wohin mit dem ganzen Laub? Liegenlassen!
Es ist wieder soweit. Der Herbst hält Einzug und nach den ersten kalten Nächten kündigen uns die Bäume mit gelben, braunen und roten Blättern den Winter an. Der Wind weht sie von den Bäumen und treibt sie durch die Straßen. In windstillen Winkeln häufen sie sich an, um von Kindern, die von raschelnden Blätterhaufen angezogen werden wie von Pfützen, wieder zerstreut zu werden. Eine tolle Zeit, sollte man denken.
Für viele Menschen ist das jedoch eine Zeit, die sie fast zur Verzweiflung treibt. Kaum ist der Rasen sauber, stört schon wieder so ein dreckiges Blatt die Ordnung. Zweimal, dreimal am Tag wird dann gekehrt und gerechelt, um alles sauber zu halten. Die Einstellung, dass Bäume vor allem Dreck machen, ist leider immer noch verbreitet. Der angenehme und kühle Schatten, den ein Laubbaum im letzten heißen Sommer gespendet hat, ist schnell vergessen.
Schattenspendende Bäume in den Ortslagen sind ein Teil der notwendigen Maßnahmen zum drohenden Klimawandel. Es wird auch nicht bedacht, dass die Baumkronen, die ohne Laub sind, die jetzt willkommene Wintersonne passieren lassen. Als letzte Konsequenz werden Laubbäume dann irgendwann gefällt. Oft genug trifft es nicht nur den Laubbaum im eigenen Garten. Es wird auch noch massiv Druck auf die Nachbarn ausgeübt, bis auch sie, um des „lieben Friedens“ willen, ihren Baum fällen. So ein falsch verstandener Ordnungssinn passt nicht zu den normalen Vorgängen in der Natur. Unordnung und Zersetzung im Herbst sind die Voraussetzung dafür, dass im Frühjahr mit den ersten warmen Tagen alles wieder in frischem Grün erscheint. Sind einige Wochen „natürlicher Unordnung“ wirklich ein zu hoher Preis für einen alten Baum in einer Welt, in der ansonsten fast alles von Menschen geregelt ist?
Das heißt nicht, dass Laub überall liegen bleiben kann oder soll. Gehwege und Treppen müssen gerade bei Regen von rutschigen Blättern befreit werden. Wenn der Laubfall weitgehend beendet ist sollte man das Laub auch von Rasenflächen entfernen, weil diese unter der Laubschicht mit verfaulen könnten. Kehrt man ansonsten wie immer, dann macht auch der Blattfall nicht wesentlich mehr Arbeit als sonst.
Mit dem verbreiteten Einsatz von Laubsaugern werden Bodenbiologie und Kleintiere wie Insekten und Spinnen geschädigt. Laubsauger saugen sie mit den Laub an und häckseln sie. Laubbläser machen im Vergleich dazu „nur“ Krach. Benzinbetriebene Geräte beider Art produzieren zusätzlich noch gesundheitsschädliche Abgase. Wenn schon Maschinen, dann sollte diese elektrisch betrieben sein. In den meisten Fällen reichen Besen oder Rechen, um Laub zusammenzukehren.
Lästig kann Laub auch in Dachrinnen werden. Mittlerweile gibt es Gitter und andere Einsätze für Dachrinnen, die verhindern, dass sich dort Laub ablagern kann.
Auf allen anderen Flächen z.B. unter Bäumen und Büschen, sowie im Garten sollte man das Laub liegen lassen wie im Wald. Es bietet Schutz und Nahrung für den Boden. Im Frühjahr ist es verrottet. Gerade im Schatten unter Büschen und Bäumen, wo ohnehin Moos statt Rasen wächst und Beetstauden oft kümmern, kann man Waldstauden wie Farne und schattenverträgliche Frühjahrsblüher erfolgreich ansiedeln (Scharbockskraut, Buschwindröschen, Maiglöckchen, Winterling, Schneeglöckchen, Krokus, Immergrün etc.) Sie vertragen Laub nicht nur, sie brauchen es sogar.
Auf keinen Fall gehört Laub in den Restmülleimer. Wenn man es nicht liegen läßt sollte man es kompostieren. In einem großen Komposthaufen voller Laub finden dann noch Igel, Blindschleiche und Kröte ein Winterquartier. Wer keinen Platz zur Kompostierung hat, kann Laub auch zur Grünschnittsammelstelle oder zum Wertstoffzentrum (nur Kleinmengen) bringen bzw. in die Biotonne tun.
Text: W. Ludwig, Bilder: pixabay.com