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Amtliches Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Losheim am See
Ausgabe 43/2023
Losheim in Bewegung
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Gemeindeforst informiert:

Bei der gemeinsamen Waldbegehung im September mit den Revierleitern und dem Bürgermeister informierten sich die Gemeinderatsmitglieder vor Ort zu den Folgen der Klimakrise für den Losheimer Wald.

Auswirkungen des Klimawandels auf den Losheimer Wald werden von Jahr zu Jahr größer

Extreme Trockenperioden, großflächiger Borkenkäferbefall und Sturmereignisse. Der Klimawandel stellt die größte Herausforderung für den Wald als Ökosystem und Wirtschaftsfaktor dar. Eine sichtbare Folge: Der Holzeinschlag hat auch im Gemeindewald von Losheim am See stark zugenommen.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch hierzulande, in der sonst gemäßigten Zone Mitteleuropas, deutlicher denn je spür- und sichtbar. In den zurückliegenden Jahren fegten immer wieder starke Stürme über Deutschland. Hinzu kommt eine ungewöhnlich lange extreme Trockenheit, verbunden mit hohen sommerlichen Temperaturen, die Mensch und Natur zu schaffen macht. Dieses veränderte Klima hat erheblichen Einfluss auf die Stabilität unseres wichtigsten Ökosystems Wald und damit auf die Gesundheit der Bäume. Im Gemeindewald von Losheim am See treten diese Folgeerscheinungen immer deutlicher zu Tage. Zwar haben viele Menschen den Sommer 2023 im Saarland als ziemlich verregnet und kühler als in den zurückliegenden Jahren wahrgenommen, doch diese Beobachtung täuscht über einen besorgniserregenden Trend hinweg. So gilt der Juni 2023 bspw. als der zweitwärmste und sonnenreichste Juni seit Messbeginn an der Saar. Der Hitzestress und der Wassermangel bei Bäumen begünstigt die anhaltende Massenvermehrung von sogenannten Borkenkäfern. Diese Insekten verfügen zwar über wohlklingende Namen, wie Buchdrucker oder Kupferstecher, richten aber insbesondere in Fichtenwäldern fundamentale Schäden an. „Aus einer einzigen Fichte können ca. 20.000 Borkenkäfer schwärmen und andere Bäume befallen“, erklärt Revierförster Kilian Schäfer. „Im Umkreis von rund 800 Metern ist das Risiko am größten. Da ein frischer Käferbefall aus der Ferne meist nicht erkennbar ist, müssen wir die Bestände während der Käferflugsaison im Wochentakt kontrollieren.“

Wie man einen Befall erkennt, erklärten die beiden Revierleiter Ralf Simon und Kilian Schäfer bei einem gemeinsamen Waldrundgang interessierten Mitgliedern des Losheimer Gemeinderats im September. Die Ratsmitglieder erfuhren von den Waldexperten, dass u.a. braunes Bohrmehl, Einfluglöcher, bräunliche verfärbte Nadeln und gelöste Borke bei der Fichte als Indizien für einen Käferbefall sprechen.

„Mittlerweile bedrohen die Wetterextreme sogar die Vitalität der heimischen Laubwälder, denn Sekundärschädlinge befallen bei jährlichen Hitze- und Trockenperioden auch Buchen und Eichen, die ebenso an Wassermangel leiden,“ so Ralf Simon, der seit mehr als drei Jahrzehnten den Losheimer Gemeindewald betreut. „Insekten, Pilze und Dürre schaden auch anderen Baumarten, wie Douglasie, Tanne, Esche, Lärche und Kiefer. Wir sprechen somit längst von Auswirkungen, die sich auf das gesamte Ökosystem erstrecken und Forstleute wie Waldbesitzer vor eine gewaltige Herausforderung stellen. Viele von uns erinnern sich an das Waldsterben in den 1980er Jahren. Der Bund Deutscher Forstleute spricht, wie ich finde sehr treffend, von einem Klimanotstand für den Wald, der gerade eine schwere Belastungsprobe durchmacht. Eine Folge der massiven Waldschäden, die man beim Spaziergang durch den Gemeindewald beobachten kann, ist die außerplanmäßige Holznutzung.“

Für die Jahre 2018 bis 2022 wurde bislang ein bundesweiter Kalamitätsholzanfall in Höhe von 255 Mio. Festmetern erfasst (Stand: 30. März 2023). Davon entfallen 233 Millionen Festmeter auf Nadel- und 22 Millionen Festmeter auf Laubhölzer. Damit sind über 20 Prozent des in der letzten Bundeswaldinventur 2012 deutschlandweit festgestellten Fichtenvorrats außerplanmäßig als sogenanntes Kalamitätsholz angefallen. Die wiederaufzuforstende Waldfläche beträgt mehr als 450.000 Hektar. Regionale Schadensschwerpunkte liegen in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen, Hessen und Bayern, aber auch der saarländische Wald und der Gemeindewald in Losheim am See leiden immer stärker unter Trocken- und Käferschäden. Die Waldzustandserhebung 2021 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die auf einen fast 40-jährigen Beobachtungszeitraum zurückblickt, kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als 40 Prozent der Bäume eine deutliche Kronenverlichtung aufweisen. Das Schadgeschehen der Buchen, Eichen und Fichten befindet sich damit weiterhin auf einem hohen Niveau.

Die beiden Losheimer Revierleiter sowie Forstwirtschaftsmeister Bertram Müller sind dementsprechend ganzjährig mit den Waldarbeitern im Einsatz, machen Ortsbegehungen, um eventuellen Käferbefall frühzeitig zu erkennen und ergreifen Maßnahmen, um geschädigte Flächen wiederaufzuforsten, beispielsweise durch gezielte Pflanzungen mit standortgerechten Baumarten oder Naturverjüngung.

„Dieses Jahr haben wir Anfang Oktober bereits mehr Holz eingeschlagen als in den Jahren zuvor“, berichtete Kilian Schäfer den Gemeinderatsmitgliedern bei der gemeinsamen Begehung verschiedener Waldstandorte. „In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass bei der Fichte schon jetzt 12.000 Festmeter Schadholz für das Jahr 2023 anfallen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 hatten wir mit 7.000 Festmetern schon so viel Kalamitätenholz wie in den extremen Dürrejahren 2018- 2020 zusammen. Bei dieser rasanten Entwicklung fallen Prognosen schwer, aber wir erwarten für das Jahr 2023 eine Käferholzmenge von 15.000 Festmetern. In naher Zukunft wird ein Großteil unserer Fichtenbestände absterben.“

Sein Revierleiterkollege Ralf Simon, der den Losheimer Wald seit vielen Jahren wie seine Westentasche kennt, ergänzt: „Noch erzielen wir auf dem Holzmarkt gute Preise für unser Holz. Wir nutzen hier alle Kanäle und setzen auch auf bewährte regionale Abnehmer. Was die nächsten Jahre aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht bringen, kann man heute leider schwer abschätzen. Fakt ist, der Waldumbau hin zu einem klimaverträglichen Ökosystem ist in vollem Gange und wir rechnen damit, dass die Belastungen für unsere Wälder auch künftig nicht abnehmen werden. Deshalb gilt es jetzt, Maßnahmen zu ergreifen, um dieses wichtige Ökosystem fit für die Zukunft zu machen und die Waldbestände langfristig zu stabilisieren. Dazu gehört auch die Entnahme geschädigter Bäume, die als hochwertiger Rohstoff u.a. in der Baubranche nach wie vor sehr gefragt sind. Trockenes Fichtenholz eignet sich zudem auch gut als Brennholz in der Heizperiode.“

Dass die Entnahme einer größeren Anzahl von Bäumen, oder wie es die Förster nennen, eine so genannte Holzerntemaßnahme, unter Einsatz von Vollerntemaschinen (Harvester) im ersten Moment auf Spaziergänger und Naturliebhaber beunruhigend wirken kann, weiß auch der Losheimer Bürgermeister Helmut Harth. „Wenn wir auf einer Fläche z.B. eine größere Anzahl Fichten ernten, die vom Borkenkäfer irreparabel geschädigt sind, dann sehen die Fahrspuren, die zurückbleibenden Baumstümpfe und die meterlangen Holzpolter am Wegesrand in den ersten Wochen natürlich nicht schön aus“, so Helmut Harth. „Erfreulicherweise erholt sich unser Wald oft schneller, als man vielleicht denken mag. Wir setzen außerdem sehr häufig auf natürliche Sukzession durch Naturverjüngung mit heimischen Baumarten, die bereits auf der Fläche vorhanden sind. So wird aus einem einstigen Fichtenwald mit der Zeit ein hoffentlich klimaresistenterer Mischwald, der auch viel weniger anfällig für Schädlinge und Sturmereignisse ist und an dem wir uns hoffentlich langfristig als grüne Lunge und Kohlestoffsenke sowie Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten erfreuen können.“

Die anhaltenden Käfer- und Trockenschäden an Bäumen bedeuten leider auch ein erhöhtes Risiko für alle Waldbesucher. Herabfallende Äste oder umstürzende Bäume stellen ernstzunehmende Gefahren dar und sollten von Wanderern, Pilzesammlern und Spaziergängern insbesondere in der stürmischen Herbst- und Winterzeit nicht unterschätzt werden. Auch sollten Hinweisschilder und Absperrungen auf Waldwegen beachtet werden, denn bei Baumfällarbeiten ist stets besondere Vorsicht geboten.

Für Rückfragen stehen die beiden Revierleiter gerne zur Verfügung. Die Kontaktdaten finden Sie unter www.losheim.de/umwelt-mobilitaet-naturschutz/wald/waldmanagement.