Elina Reichenbach und Nicole Johänntgen
„Swissness wird die letzte Ausstellung des KUNSTPFADE e. V. im Atelier| rothpauser sein.“ Das klang fast so unwirklich wie einige Bilder, die in der aktuellen Ausstellung zu sehen sind. Aber nach sieben Jahren, mit jeweils zwei Ausstellungen pro Jahr, verkündeten Anja Roth und Herbert Pauser am vergangenen Samstag ihren Abschied.
Für Ausstellungen im Atelier| rothpauser reisten Besucher:innen teilweise aus bis zu 200 km Entfernung an. Bei den Vernissagen drängten sich bis zu einhundert Gäste in den kleinen, nur 30 qm großen Ausstellungsraum mit zusätzlichen 30 qm Hoffläche. Die ausstellenden Künstler:innen kamen aus ganz Deutschland, dem nahen Ausland, einige aus der Region, und nicht zuletzt waren es Heimspiele für die Künstlerin Anja Roth. Es gab tolle Themen und wunderbare, hochkarätige Musiker:innen aus dem In- und Ausland, die im Atelier zu den Vernissagen aufspielten.
Mit Nicole Johänntgen, die noch am Wochenende zuvor in den USA tourte, war erneut ein Hochkaräter der Jazzszene eingeladen, die das Publikum mit ihrem Saxophonspiel begeisterte. Das unerwartete Highlight war der Special Guest, die 16-jährige Elina Reichenbach aus der Kreismusikschule der Südlichen Weinstraße. Die junge Saxophonistin, die bisher nur nach Noten gespielt hatte, improvisierte plötzlich in bester Jazz-Manier mit Nicole Johänntgen - obwohl sich beide erst eine Stunde zuvor das erste Mal getroffen hatten. Hier zeigte sich die große Erfahrung von Nicole Johänntgen in der Nachwuchsarbeit mit Kursen in ganz Europa. Die knapp 100 Gäste feierten die beiden enthusiastisch.
In der Ausstellung „Swissness“ liegt der Fokus auf fotografischen Darstellungen. Dozierende sowie aktuelle und ehemalige Studierende der Zürcher Hochschule der Künste haben Stichworte geliefert, die das Wesen der Schweiz in all seinen Facetten widerspiegeln. Diese „Prompts“ dienten als Ausgangspunkt für Programme der Künstlichen Intelligenz, um aus diesen Begriffen Bildwelten zu erschaffen - eine Symbiose aus traditionellem Schweizer Selbstverständnis und einer modernen Interpretation durch die Linse der KI.
Die Fotografie, einst ein unverrückbares Abbild der Realität, wird durch den Wettbewerb künstlich generierter Bilder zu einem flexiblen, hybriden Medium, das die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt und neue ästhetische sowie ethische Fragestellungen aufwirft. Entsprechend wurde viel diskutiert, ungläubig geschaut und oft nachgefragt, ob nicht doch ein reales Bild als Vorlage diente.
„Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“, wird oft gesagt, und doch wird der Moment häufig verpasst. Nach sieben Jahren mit weit über die Region hinaus anerkannten Ausstellungen scheint es der richtige Moment zu sein, das Atelier| rothpauser zu schließen. Schön war’s.
Die Ausstellung „Swissness“ ist noch bis zum 3. November 2024 zu sehen: Sa., 15-17 Uhr / So., 11-13 Uhr im Atelier| rothpauser, Kirchstraße 5, 67487 Sankt Martin.
Text und Bilder: Herbert Pauser