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mein Mandelbachtal
Ausgabe 11/2024
mein Herzensthema
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Was ist Heimat?

Was ist eigentlich Heimat? Ein Gefühl, ein Ort, eine Haltung? Und welche Rolle spielt der Heimatbegriff in unserer Gesellschaft und der Demokratie?

Spricht man von Heimat, ist das für jeden von uns etwas anderes. Das Wort „Heimat“ stammt von dem germanischen Wort „haima“ ab und bezog sich damals auf den Wohnort der Menschen. Das konnte das Wohnhaus oder eine kleine Siedlung sein.

Für die Menschen im Mittelalter war es sehr wichtig, eine Heimat zu haben, die sie in Zeiten der Not schützte. Dazu mussten die Menschen ein sogenanntes „Heimatrecht“ besitzen. Dieses erhielten sie direkt durch ihre Geburt in die Familie, die in dem Haus lebte oder sie heirateten später in die Familie ein. Von diesem Recht leiteten sich auch Verpflichtungen ab. Als Heimat noch Haus und Hof als Grundbesitz war, war die Antwort also einfach: „Der jüngst Sun kriegt s Haamet“. Die anderen waren dann ohne „Heimat“, aber waren sie heimatlos in unserem Sinn? Der Begriff Heimat umfasst heute keinen rechtlich verankerten Besitzraum und ist auch kein Rechte- und Pflichtenraum mehr. Heimat als Phänomen einer — im kulturökologischen Sinne — Tauschgesellschaft hat sich in der verwalteten Welt der Waren- und Dienstleistungsgesellschaft in die Nischen der Heimwelt zurückgezogen. Während der eine ein besonderes Gefühl mit Heimat verbindet, ist es für die andere der Geburtsort oder aber der Ort, an dem man die ersten Jahre seines Lebens verbracht hat. Wieder andere verbinden einen ganz besonderen Geruch oder Omas Knödel als Heimat. Stellt sich Heimat also vielfältig dar?

Die Diskussion um den Heimatbegriff ist mittlerweile so weitverzweigt, dass er sich jeder eindeutigen Definition entzieht. Zudem spiegelt die einst von Max Frisch festgestellte Unübersetzbarkeit des deutschen Wortes Heimat ja auch irgendwie die zahlreichen Bedeutungsfacetten und Verwendungszusammenhänge wider.

Wo wir uns vielleicht einig sein können, ist, dass der Begriff mit vordefinierten Bedeutungen besetzt ist. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Heimat ja doch in erster Linie auf den Ort bezogen, in den der Mensch hineingeboren wird, wo die frühen Sozialisationserfahrungen stattfinden, die weithin Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und auch Weltauffassungen prägen. Klar ist aber auch, dass eine positive Einstellung zu einem Ort nicht zwingend mit der dort stattgefundenen Sozialisierung verknüpft sein muss.

Heißt das also, dass Heimat immer mehr als nur eines ist? Also mehr als nur ein Ort oder nur ein Gefühl oder nur eine Erinnerung? Zwangsläufig scheint es doch so, dass es immer eine Verquickung mehrerer Faktoren ist.

Herbert Grönemeyer sang auch von der Heimat: „Heimat ist kein Ort. Heimat ist ein Gefühl“ – man könnte es sich auch einfach machen, dass es ein Gefühl ist, dass man hat, wenn man an einen bestimmten Ort denkt. Oder aber man assoziiert bestimmte Menschen oder eine bestimmte Zeit damit. Dennoch fällt es vielen schwer auszudrücken, warum wir uns irgendwo und mit irgendwem zuhause fühlen. Wie sehr wir unsere Heimat schätzen, stellen wir oft erst fest, wenn wir fern davon sind und das Heimweh oder die Sehnsucht ausbricht. Manch einer verspürt sie sogar erst, wenn er das Gefühl hat, die Heimat könnte verloren gehen.

Sie sehen – so leicht ist das gar nicht zu beantworten. Wir würden daher gerne wissen, was für Sie, liebe Leserinnen und Leser, Heimat ist. Schreiben Sie uns gerne eine Mail an meinmandelbachtal@wittich-foehren.de!