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mein Mandelbachtal
Ausgabe 12/2024
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Von Ratschen, Ratzen und Kleppern

Brauchtum zur Karwoche

Glocken haben jahrhundertelang den Rhythmus des Lebens bestimmt. Sie haben die Menschen zum Innehalten gemahnt, zur Messe gerufen, Kriege angekündigt, den Frieden gefeiert. Von der Wiege bis zur Bahre haben sie die Menschen begleitet. Zwischen Gründonnerstag und Ostern werden sie wieder verstummen. Dann übernehmen die sogenannten „Klepperkinder“.

Der Brauch ist den meisten unter uns geläufig, viele sind jedoch immer wieder auf´s Neue irritiert, wenn an Karfreitag Gruppen von Menschen mit Geklepper durch die Straßen ziehen.

Der Brauch ist vor allem im Südwesten Deutschlands bekannt und bei den Kindern sehr beliebt. Ab dem Abend des Gründonnerstags (genauer: ab dem Gloria in der Messe am Gründonnerstag) schweigen die Kirchenglocken. Der Legende nach fliegen sie nach Rom zur Beichte. Gemeint ist jedoch: das festliche Glockengeläut ist nicht angemessen beim traurigen Kreuzestod und der Grabesruhe Jesu Christi.

Als Ersatz werden Schlagbretter, Klappern und ähnliche Holzwerkzeuge genutzt, um die Gläubigen an die Gebets- und Gottesdienst-Zeiten zu erinnern. Schließlich waren die Kirchenglocken früher für viele Menschen der wichtigste Zeit-Anzeiger. Auch die Schellen, die sonst während des eucharistischen Hochgebetes erklingen, sind durch solche Klappern ersetzt. Das Kreuz im Altarraum wird verhüllt.

Der Brauch findet sich heute nicht nur im Saarland, sondern noch in Bayern, Österreich, Luxemburg, Gröden (Italien), in der Umgebung Triests (Italien), in Slowenien, der Pfalz, der Rhön, im Eichsfeld, an der Mosel, in der Eifel, im Rheinland, im Hunsrück, in katholischen Gebieten Baden-Württembergs und in Teilen Nordrhein-Westfalens.

Klappersprüche

„Hüürt ihr Löckcher, lott Üch sache, de Jlocke senn no Rom jefahre, löck Morjenjlock, Päns, us em Bett,söns kütt de Vatter mem Besemssteck“.

So einen Klapperspruch wie von 1907 wird man heutzutage (glücklicherweise!) nicht mehr hören. Dennoch variieren die Sprüche, die die „Klepperkinder“ beim Klappern aufsagen, von Dorf zu Dorf sehr stark.(Schreiben Sie uns doch gerne, welche Sprüche Ihnen geläufig sind an meinmandelbachtal@wittich-foehren.de).

Kleine Belohnung

Der Osterbrauch begleitet die Einwohner oftmals über den gesamten Tag, so dass man sich dem Klappern kaum entziehen kann. Am Nachmittag des Karsamstags ziehen die älteren Kinder des Orts auch von Haus zu Haus, um von den Einwohnern für ihre Dienste mit Ostereiern entlohnt zu werden. Alternativ werden auch Süßigkeiten und kleine Geldgeschenke gemacht, die anschließend unter allen Kindern aufgeteilt werden.

Glocken

Das Glockenläuten zu Ostern macht die besondere Bedeutung der Glocken für die christliche Religion verständlich: Glocken kannte man schon im alten China und dem alten Ägypten, Kaiser Augustus ließ welche an den Jupitertempel am Kapitol hängen. Erst die Kirche aber band das Läuten der Glocken in ihre Riten ein und machte aus der Glockengießerei ein Handwerk. Durch einen Mönch, der sich Theophilus Presbyter (also Gottlieb, der Priester) nannte und im Auftrag des Bischofs Bruno von Köln im 12. Jahrhundert verschiedene Berufe beschrieb, wissen wir, dass Glocken anfangs von klösterlichen Erzgießern gegossen wurden, die ab dem 8. Jahrhundert durch umherziehende Glockengießer abgelöst wurden.