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mein Mandelbachtal
Ausgabe 17/2025
mein Ormesheim
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Verein für Heimatkunde Ormesheim

Ormesheimer: v-li Gerhard Wagner, Hans Müller und Egbert Schreiner

Kriegserlebnisse von Otto Lonsdorf (15)

Jetzt will ich wieder zum Lager Poloß zurückkommen und meine weiteren Erlebnisse erzählen. In diesem Lager wurden mehrere Arbeitsgruppen zusammengestellt. Zu jeder Gruppe gehörte ein russischer oder ein deutscher Offizier, der jeweils mit dem Kommando ausrückt. Bei diesem Außenkommando lernte ich einen Kollegen kennen, mit dem ich mich öfters unterhielt. Da wir manchmal ohne Aufsicht waren, kam mein Kollege auf den Gedanken, gemeinsam zu türmen. Er sprach gut russisch und weil wir in der Nähe der Eisenbahnstrecke arbeiteten, meinte er, es müsste möglich sein, unbemerkt auf einen fahrenden Güterzug aufzuspringen. Es dauerte längere Zeit, bis er mich so weit brachte, mich auf diese gefährliche Sache einzulassen. Eine große Schwierigkeit war dabei, Zivilkleidung zu bekommen, denn mit unseren Gefangenenkleidern würden wir überall erkannt werden. Aber russische Leute nach Zivilkleidern zu fragen, war zu schwierig. So wollten wir es ohne Zivilkleider versuchen und setzten einen bestimmten Tag fest. Dieser Tag war für uns günstig, weil wir im Wald arbeiteten. Wir spionierten zunächst nach der Richtung, in die wir laufen würden, um die Bahnlinie zu erreichen. Der Wald war dicht, daher war es unmöglich, unbemerkt zu entkommen. Kurz vor Feierabend ergriffen wir die Flucht und liefen so schnell es ging los. Nach Anbruch der Dunkelheit erreichten wir eine alleinstehende Hütte. Sie war beleuchtet und mit einem kleinen Vordach versehen. Es war ganz still und wir fassten uns ein Herz und klopften an. Eine alte Frau öffnete die Tür und erschrak, als sie uns in den Gefängniskleidern sah. Mein Kamerad verständigte sich mit ihr und bat sie, uns etwas essen zu geben. Wir setzten uns im Hintergrund auf eine Bank und warteten. Die Frau hatte wohl inzwischen Vertrauen zu uns gefasst und brachte uns in zwei Holzschüsseln Sauerkraut und Pellkartoffeln. Der große Hunger war einigermaßen gestillt. Die alte Frau hatte ein gutes Herz und brachte uns Zivilkleider zum Wechseln. So waren wir sicher, nicht als Gefangene erkannt zu werden. Wir fragten noch, wie wir am schnellsten zur Bahnlinie gelangen könnten, als es plötzlich an der Tür klopfte. Mir blieb fast das Herz stehen, zwei russische Offiziere traten in den Raum. Sie sprachen nicht viel, nahmen uns sofort fest und während die beiden ihre Pferde bestiegen, mussten wir den weiten Weg zurück ins Gefangenenlager, wo wir beschimpft und bedroht wurden. (Fortsetzung folgt)

In eigner Sache:

Im Monat April findet kein Heimatabend statt.

Wir wünschen allen ein schönes, sonniges Osterfest.

Der Vorstand