Verein für Heimatkunde Ormesheim

Aus dem Leben von Josef Bourgett (6)

Kurz vor unserer Gefangennahme war ein Riesendurcheinander. Durch den ständigen Beschuss hatte ich einen Granatsplitter in den rechten Oberschenkel bekommen und konnte nur noch schlecht laufen. Es war auch die Gruppe um General Seidlitz, der als sog. Überläufer bekannt war, unterwegs. Wenn uns Soldaten begegneten, wussten wir nicht,ob es echte Soldaten oder Leute der Seidlitz-Gruppe sind. Es war eine Verwirrung. Man hat nicht mehr gewusst, wo hinten und vorne ist. Es war schrecklich. Es gab noch eine Menge an schlimmen Begegnungen mit verwundeten Soldaten, die vor Schmerzen schrien und mitgenommen werden wollten. Letztendlich kam ein richtiger Hauptmann mit einigen Soldaten. Der hat uns gesagt, der Krieg ist aus. Wir hatten uns ergeben und es wurde uns alles abgenommen, was wir hatten, auch unsere Uhren und sogar die Eheringe. Wir wurden zu einem Bauernhof geführt, wo wir auf einem Heuspeicher übernachtet haben. Am andern Morgen sind wir runter getrieben worden und es ging Richtung Berlin. Bei dem Marsch waren viele Verwundete dabei, die nicht mehr nachgekommen sind, die wurden einfach erschossen und in den Straßengraben geworfen. Wenn wir durch Ortschaften gekommen sind, stellten viele Frauen Eimer mit Wasser an den Straßenrand. Die wurden von den russischen Begleitern umgestoßen. Wir kamen dann in ein provisorisches Lager. Da waren 30-tausend Leute zusammengepfercht. Tagelang gab es nichts zu essen und zu trinken, gar nichts. Wir konnten kaum die hundert Meter zur Toilette gehen. Das war ein Loch, so tief wie eine Stube und darüber ein "Donnerbalken." Viele sind aus Schwäche hineingefallen und elend verendet. Auf dem Weg zurück musste man sich mehrere Male hinsetzen. Tage später hatten Leute mit Backsteinen mehrere Backöfen gebaut, in denen mit primitiven Mitteln Brote gebacken werden konnten. Ein Brot wurde dann unter25 bis 30 Mann verteilt.