Der letzte kirchliche Feiertag im Mai steht vor der Tür. Uach dieses Mal haben wir uns die Frage gestellt, ob unsere Leserinnen und Leser sich darüber im Klaren sind, was der Ursprung von Fronleichnam ist.
Fronleichnam ist einer der höchsten Feiertage im römisch-katholischen Kirchenjahr, der auch das Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi genannt wird. Der lateinische Name des Herrenfests lautet „Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi“, in anderen Sprachen wie z. B. Englisch, Französisch oder Italienisch heißt der Feiertag ganz einfach „Corpus Christi“. Fronleichnam bedeutet so viel wie „Leib des Herrn“ und leitet sich aus den mittelhochdeutschen Wörtern vron (Herr, Herrschaft) und lichnam (Leib) ab. Im modernen Sprachgebrauch ist der Name des Feiertags auf den ersten Blick verwirrend, denn er hat weder etwas mit Fron im Sinne von Arbeit und Zwang noch mit Leichnam als leblosem Körper zu tun. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Der Name Fronleichnam beschreibt ein äußerst lebendiges Fest zu Ehren des Leib des Herrn. Auf welches Datum der Feiertag fällt, hängt vom Tag des Osterfests ab. Das Fronleichnamsfest wird am 60. Tag nach Ostersonntag gefeiert, was gleichzeitig auch der zweite Donnerstag nach Pfingsten bzw. der Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag (Trinitatis) ist. Somit liegt der Termin für Fronleichnam immer zwischen dem 21. Mai und dem 24. Juni.
An Fronleichnam steht Jesus Christus im Mittelpunkt. Es wird ein Fest der Dankbarkeit für die leibliche Gegenwart Jesu in Brot und Wein und die Gemeinschaft der Gläubigen mit ihm im Abendmahl gefeiert. Die Bedeutung des Fronleichnamsfest hängt dabei eng mit dem letzten Abendmahl Jesu und der Einsetzung der Eucharistie zusammen. Am Abend des Gründonnerstags feierte Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. Mit den Worten „Dies ist mein Leib“ [...] „Dies ist mein Blut“ verteilte er Brot und reichte Wein an die Jünger. Nach katholischem Glaubensverständnis ist Jesus in den Gestalten von Brot und Wein in der Eucharistie tatsächlich körperlich anwesend.
Durch den Bezug auf die Ereignisse an Gründonnerstag wäre dieser Tag eigentlich ein guter Termin für das Fest gewesen. Der stille Charakter der Karwoche widerspricht jedoch prunkvollen, freudigen Festen.
Visionen einer Ordensfrau
Der Ursprung des Fronleichnamsfestes liegt im 13. Jahrhundert. Die Augustinernonne Juliana von Lüttich berichtete von einer Vision: Im Traum habe sie den Mond gesehen, der an einer Stelle einen dunklen Fleck aufwies. Man deutete die Vision so, dass der Kirche ein Fest zu Ehren des Altarsakraments fehle.
Im Jahr 1246 führte Bischof Robert von Lüttich das Fest der leiblichen Gegenwart Christi in der Eucharistie in seinem Bistum ein. 1264 erhob Papst Urban IV. Fronleichnam dann zum Fest der Gesamtkirche.
Die blutende Hostie von Bolsena
Ausschlaggebend dafür war das Blutwunder von Bolsena im Jahr 1263: Bei der Feier der Heiligen Messe entdeckte der Priester Peter von Prag „Blutstropfen“ auf den geweihten Hostien. Seine bisherigen Zweifel am Dogma der Transsubstantiation, der Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi, wurden durch die „blutenden“ Hostien ausgeräumt.
Die Hostien wurden zu Papst Urban IV. gebracht, der daraufhin den zweiten Donnerstag nach Pfingsten als Datum für das Fest der Eucharistie festlegte. Bis sich das Fest überall verbreitet hatte, dauerte es allerdings noch bis ins 14. Jahrhundert. Die erste Fronleichnamsprozession fand 1279 in Köln statt.
Brauchtum heute
Fronleichnam ist bis heute das volkstümlichste religiöse Fest im römisch-katholischen Kirchenjahr, das auf prunkvolle Weise mit Prozessionen gefeiert wird. In vielen Städten und Gemeinden starten die Vorbereitungen dafür schon mehrere Monate im Voraus. An den Prozessionen selbst beteiligen sich neben den verschiedenen Kirchengruppen oft auch örtliche Vereine und Gruppen wie Musikverein, freiwillige Feuerwehr und Kindergärten.
Nach der Heiligen Messe am Morgen findet die Fronleichnamsprozession statt. Der Priester trägt dabei die Monstranz mit dem Allerheiligsten, einer geweihten Oblate, durch die Straßen. Die Gemeinde begleitet ihn dabei mit Musik, Gesang und Gebeten. Dem hohen Feiertag entsprechend ist die Monstranz oftmals besonders prunkvoll mit Gold und Edelsteinen gestaltet.
Über den Priester mit Monstranz und Hostie wird oft auch ein Baldachin, auch Tragehimmel genannt, gespannt. Der Baldachin besteht aus einem reich verzierten rechteckigen Stofftuch, das an vier Stangen aufgespannt und getragen wird. Das Himmeltragen übernehmen in der Regel Gemeindemitglieder. Für die Himmelträger ist dies eine Ehrenaufgabe.
Die Prozession macht an vier Stationen halt. Dort sind reich mit Blumen geschmückte Altäre aufgebaut, die nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. An jeder Prozessionsstation wird aus einem der vier Evangelien gelesen, es werden Fürbitten gesprochen und der Priester erteilt den Segen.
In manchen Regionen ist es auch heute noch Brauch, vor den Stationsaltären kunstvolle Blumenteppiche zu legen.
Warum Protestanten Fronleichnam nicht feiern
In der evangelischen Kirche gibt es den Feiertag Fronleichnam nicht. Das liegt daran, dass evangelische und katholische Christen ein unterschiedliches Verständnis vom Abendmahl haben.
Nach der katholischen Glaubenslehre ist Jesus Christus durch das Sakrament der Eucharistie in Brot und Wein real präsent. Die eucharistischen Gaben werden in Leib und Blut Jesu gewandelt.
Für Protestanten hingegen ist Jesus während des Abendmahl in, mit und unter Brot und Wein« gegenwärtig. Brot und Wein sind jedoch nach der Feier wieder das, was sie auch vorher waren, nämlich Brot und Wein.
„Kampftag“ zwischen den Konfessionen
Während der Reformation im 16. Jahrhundert entstanden Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten über das Fronleichnamsfest. So sollen beispielsweise evangelische Bauern an diesem Tag die Felder gedüngt oder die Hausfrauen Wäsche gewaschen haben, um die Prozessionen zu stören. Im Gegenzug klopften Katholiken an Karfreitag gern lautstark die Teppiche aus.
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